Aerzte Zum Verlieben Band 59
bewahren.“
Von der Veranda aus gelangten sie in einen großen Raum, in dem Riley an einem Schreibtisch saß. Gleich darauf kam eine Frau herein, gefolgt von einer Gruppe Kinder im Grundschulalter.
„Riley wird heute die Augen und Ohren dieser Kinder untersuchen“, erklärte Joyce. „In den Familien wird auf Infektionen kaum geachtet, deshalb ist es äußerst wichtig, dass er die Kinder regelmäßig sieht.“
„Und seit wann macht er diese Arbeit schon?“, erkundigte sich Pippa. „Ich meine, wie lange kommt er schon hierher?“
„Seit sechs Jahren. Zuerst nur gelegentlich, später dann hat er mir geholfen, dieses Haus hier aufzubauen.“
„Wie schaffen Sie das alles ohne einen Arzt, der regelmäßig da ist?“
„Es ist kaum zu schaffen“, gab Joyce unumwunden zu. „Aber wir tun, was in unserer Macht steht, um den Menschen hier zu helfen. Dry Gum Creek liegt fast dreihundert Meilen vom nächsten Dorf entfernt. Die meisten unserer älteren Bewohner würden ohnehin nie eine Klinik aufsuchen, selbst wenn ihr Leben auf dem Spiel stünde. Also versorgen wir sie hier, so gut es eben geht, und Riley unterstützt mich dabei nach Kräften.“
Sie sah Pippa prüfend an. „Riley hat gesagt, dass Sie Krankenschwester sind. Möchten Sie uns helfen? Wir sind froh über jede Unterstützung, die wir kriegen können.“
Pippas Herz schlug schneller. Und ob sie helfen wollte! „Natürlich, sehr gern sogar“, stimmte sie freudig zu.
„Also, dann gleich an die Arbeit!“, forderte Joyce sie in ihrer etwas burschikosen, aber herzlichen Art auf. „He, Riley, deine neue Kollegin möchte helfen. Sag ihr bitte, was zu tun ist, ja? Ich schau inzwischen nach, wie weit Harry mit der Pumpe ist, anschließend geh ich mich um Amy kümmern.“
Riley hatte gerade ein kleines Mädchen auf dem Schoß und mit der Untersuchung angefangen. Skeptisch sah er Pippa an. „Möchtest du das wirklich? Ich meine, eigentlich fängt deine Arbeit erst am Montag an.“
„Seit wann hältst du dich denn an geregelte Arbeitszeiten?“, neckte Pippa ihn und freute sich darüber, dass er sie nun endlich duzte. Für Harry war das vom ersten Augenblick an selbstverständlich gewesen.
Riley lächelte. „Eigentlich nie, da hast du recht.“
Während er sich um die Augen und Ohren der Kinder kümmerte, sollte Pippa die allgemeine körperliche Untersuchung übernehmen, was jedoch nicht einfach war. Die Kinder waren Fremde nicht gewohnt und hatten deshalb Scheu vor Pippa. Entweder wollten sie sich gar nicht untersuchen lassen, oder sie hielten während der Untersuchung nicht still.
„Sam Kemenjarra, wenn du weiterhin so rumzappelst, dann sage ich Schwester Joyce, sie soll dich mit einem eiskalten Lappen waschen“, drohte Riley scherzhaft, um Pippa zu helfen. Der kleine Junge kicherte, hielt von da an aber still, sodass Pippa nun endlich in Ruhe seine Lunge abhören konnte.
„Hört mal zu, jetzt erzähle ich euch was“, begann Riley unvermittelt. Sämtliche dunklen Augenpaare richteten sich gespannt auf ihn. „Schwester Pippa ist neulich etwas ganz Gefährliches passiert. Sie hat nachts im Meer gebadet, und wisst ihr, was dann war? Sie ist viel zu weit hinausgeschwommen und schaffte es nicht mehr an den Strand zurück. Da mussten ich und Harry mit dem Helikopter kommen und sie aus dem Wasser ziehen.“
Ein Raunen ging durch die Menge.
„Das hättest du nicht tun sollen, Pippa, stimmt’s?“
Sie war zunächst ein wenig irritiert, bevor sie begriff, was Riley damit sagen wollte: Er wollte die Kinder etwas lehren, wollte ihnen anhand eines realen Beispiels zu verstehen geben, was man besser unterlassen sollte.
„Nein, das hätte ich nicht tun sollen“, bestätigte sie eifrig. „Ich hatte schreckliche Angst zu ertrinken. Wenn Doc Riley mich nicht gerettet hätte, wäre es auch sicher nicht gut ausgegangen.“
„Und was lernen wir daraus? Dass man bei Dunkelheit niemals schwimmen gehen darf, vor allem nicht allein“, schlussfolgerte Riley. „Auch nicht in Flüssen oder Wasserlöchern.“
„Nachts kann man auch nicht sehen, was im Wasser unter einem ist“, ergänzte Pippa. „Und schneller als erwartet sind vielleicht die Zehen oder Beinchen ab.“
„Vielleicht sind da Krokodile“, meinte ein kleines Mädchen ängstlich.
„Oder Schlangen“, warf ein Junge ein. „Ich weiß, dass viele Schlangen schwimmen können, und gerade die sind sehr gefährlich.“
„Genauso ist es“, bestätigte Riley, und wieder ging ein
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