Aeternum
gehabt«, zischte sie. »Wenn es nach Michael ginge, wäre ich inzwischen tot.«
Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, sah Amanda so etwas wie Verwirrung in Balthasars Miene. »Wieso bist du dann hier?«
»Um dich zu befreien.« Die Worte schienen voller Widerhaken zu sein, so schwer kamen sie ihr über die Lippen. Aber was sollte sie tun? Ihren Plan aufgeben, nur weil sie erfahren hatte, dass es ausgerechnet Baal war, der sie ein Jahr lang versklavt hatte? »Vorausgesetzt, du erklärst dich dazu bereit, uns zu helfen.« Nun, da sie einmal angefangen hatte, sprudelte alles aus ihr heraus. Sicher würde es nicht mehr lange dauern, bis die Wächter zurückkehrten. In knappen Worten erzählte sie, dass sie Luzifer unter dem Alexanderplatz gefunden hatten, dass er ihnen den Namen Baal genannt hatte. Sie berichtete vom drohenden Untergang der Welt und davon, was sie brauchten, um ihn aufzuhalten. Zu gerne hätte sie den Wert der Waffe heruntergespielt, hätte so getan, als würden sie sie nicht allzu dringend benötigen. Doch allein die Tatsache, dass sie in den Dom eingebrochen waren, um zu erfahren, wo sie sie finden konnten, bewies das Gegenteil. Sie schwieg nur darüber, welche Macht man durch die Waffe erlangen konnte. Immerhin bestand die verschwindend geringe Möglichkeit, dass er davon nichts wusste.
Als sie geendet hatte, musterte Balthasar sie mit durchdringendem Blick. Dann nickte er, als wolle er bestätigen, dass er ihr glaubte. »Mach mich los. Wir reden über den Preis für meine Hilfe, sobald wir den Dom verlassen haben.«
Wie selbstverständlich er ihr Befehle erteilte, selbst nun, da er in Ketten lag! Wieder schloss sie die Finger fest um das Metall des Sturmgewehrs. »Genügt dir deine Freiheit nicht? Wir können auch einfach wieder gehen und dich hier zurücklassen.«
Wieder lächelte Balthasar, überlegen und alles andere als freundlich. »Dann erfahrt ihr nie, wo die Waffe ist.«
»Dann geht die Welt unter, und du mit ihr.«
»Ebenso wie du. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Wie steht es mir dir?«
Amanda hörte ihre eigenen Zähne knirschen, kämpfte darum, zumindest äußerlich ruhig zu wirken. »Ich werde es bis zum Untergang gemütlicher haben als du.« Demonstrativ nickte sie in Richtung der verbrannten Striemen auf seinen Armen und dem Oberkörper.
Balthasars Miene versteinerte. »Früher oder später werden sie einsehen, dass ich ihnen auch unter Folter nicht verrate, weshalb mein Name über die Lippen des Höllenfürsten kam. Bis dahin werde ich mir die Zeit mit dem Gedanken versüßen, dass diejenige, die für meine Situation verantwortlich ist, nicht weniger leidet als ich. Oder denkst du, es wird leicht für dich werden, mit dem Wissen zu leben, dass deine Weigerung, mit mir zu verhandeln, das Schicksal der Welt besiegelt hat?«
Amanda fühlte sich, als würde eine eisige Faust ihren Magen zu einem kleinen Klumpen zusammendrücken. Sie war sich sicher, was auch immer Balthasar für seine Hilfe verlangte, es würde für sie nicht angenehm werden. Doch wenn es ihm wirklich ernst mit dem war, was er sagte, würde ihr keine Wahl bleiben. Er war schon immer sturer gewesen als sie.
Dennoch wollte sie nichts unversucht lassen. Sie bemühte sich um eine gleichgültige Miene. »Ich komme schon klar. Ich werde mir einfach ein Beispiel an dir nehmen.«
Nur um zu testen, wie Balthasar reagieren würde, wandte sie sich zum Gehen. Als er keine Anstalten machte, sie zurückzuhalten, schritt sie langsam zwischen den alten Särgen hindurch, den Weg zurück, den sie gekommen war. Wie weit musste sie wohl gehen, bis er ihr nachrief?
Jul stand noch immer mitten auf der Wegkreuzung, das Schwert in der einen, die Pistole in der anderen Hand. Angespannt blickte er mal in Richtung des Souvenirladens, mal den Weg entlang, den sie gekommen waren. Ab und zu wischte er sich mit dem Handrücken eine weißblonde Strähne aus dem Gesicht. Mit jedem Schritt in seine Richtung hoffte Amanda Balthasars Stimme in ihrem Rücken zu hören. Doch der Dämon schwieg beharrlich, sie glaubte nur seinen Blick in ihrem Rücken zu spüren. Fast war sie sich sicher, dass er lächelte.
Der Engel empfing sie mit fragendem Gesichtsausdruck. Er kam zu ihr ans Geländer, so dass sie nicht zu ihm hinüberklettern musste.
»Was hat er gesagt?«
Amanda holte tief Luft. Balthasar machte immer noch keine Anstalten, sie zurückzurufen. Und er würde es auch nicht mehr tun, da war sie sich nun sicher.
»Ich fürchte, das alles wird
Weitere Kostenlose Bücher