Aeternum
ein wenig komplizierter, als wir erwartet hatten. Baal ist Balthasar, und er weiß, dass ich ihn verraten habe. Er …«
In diesem Moment flog die Tür zum Souvenirladen auf. Jul wirbelte herum.
Amanda packte ihre Waffe fester. Doch dann erkannte sie den braun gelockten Haarschopf des Engels, der durch die Tür stürzte. Auch Jul entspannte sich, ließ Schwert und Pistole sinken und trat seinem Freund einen Schritt entgegen.
»Schnell, ihr müsst fort! Der Kampf draußen ist fast entschieden. Die Angreifer ziehen sich zurück.«
Mit einem Mal wurde Amanda klar, wohin der Weg durch den Souvenirladen führte. Ins Domcafé, in dem unter normalen Umständen Touristen überteuerten Kaffee tranken, und von dort auf die Straße, zur Vorderseite des Doms, wo Krätschmers Männer sich offenbar erstaunlich lange gegen die Engel gehalten hatten. Diesen Ausgang konnten sie also nicht nehmen. Sie würden den Weg zurückgehen müssen, den sie gekommen waren.
Jul nickte nur. Er wandte sich um und flankte dicht neben Amanda über die Absperrung. Mit schnellen Schritten näherte er sich Balthasar. Blaue Flammen flackerten um die Klinge seines Schwertes auf, und mit einiger Befriedigung beobachtete Amanda, wie jegliches Lächeln von den Zügen des Dämons wich.
Jul jedoch nahm neben einer der Ketten Aufstellung. Fragend sah er zu Amanda zurück. »Nehmen wir ihn mit, oder müssen wir einen anderen Weg finden?«
Was für ein anderer Weg denn? Sie hatten nur diesen einen Anhaltspunkt. Unter keinen Umständen konnten sie es sich leisten, Balthasar zurückzulassen, und dem Lächeln nach zu urteilen, das nun wieder über seine Lippen spielte, wusste er das nur allzu genau. Irgendwie gelang es ihm immer wieder zu bekommen, was er wollte.
Amanda seufzte. »Wir …« Sie hielt inne, ihr Blick glitt an den Ketten hinauf, zu den Säulen, um die die dicken Metallglieder geschlungen waren. Ein Grinsen stahl sich auf ihre Lippen, als ihr eine Idee kam. »Können wir ihn in Ketten mitnehmen?«
Das Grinsen sprang auf Jul über. Er schritt an der Kette entlang, blieb vor einer der Säulen stehen. In einem weit ausholenden Schlag schwang er das Schwert. Es klirrte, als die blau brennende Klinge auf Metall traf. Die Flammen leckten über die Kettenglieder, tanzten an ihnen entlang. Als wäre sie nie fest verankert gewesen, glitt die Kette an der Säule hinab und fiel zu Boden. Jul hob das Ende auf, eilte zur anderen Säule hinüber. Diesmal berührte er die metallenen Glieder nur mit der Spitze seines Schwertes. Wieder tanzten die blauen Flammen darüber, wieder fiel das Ende klirrend herab.
Balthasar bleckte die Zähne, als der Engel sich ihm näherte, die beiden Enden der Ketten in der Hand. »Das wird euch nichts nützen. Solange ich in Ketten liege, erfahrt ihr von mir ebenso wenig wie Michael.«
»Kann sein.« Amanda hob die Schultern. »Aber ich treffe eine solche Entscheidung lieber nicht, während uns die Engel im Nacken sitzen.« Sie zwang sich, dem Blick des Dämons standzuhalten. Das Gesicht mochte ein anderes sein, doch die Augen waren dieselben geblieben, blitzten voller Zorn und Ungeduld. Für einen Moment glaubte sie, das Prickeln in ihrem Tattoo zu spüren, musste den Impuls unterdrücken, mit der Rechten nach dem linken Arm zu greifen. Wütend ballte sie die Hand zur Faust. Es war nichts als Einbildung. Wenn er in der Lage gewesen wäre, ihr Schmerz zuzufügen, hätte er es längst getan.
Balthasar blickte sie unverwandt an, während Jul die Ketten ein paarmal um die Arme des Dämons wickelte und damit seine Hände vor seinem Körper zusammenzwang. Der Engel schlang die metallenen Fesseln so umeinander, dass sie einen festen Knoten bildeten, zog daran, um zu prüfen, ob er fest saß. Schließlich kam Balthasar schwankend auf die Füße. »Der Preis für meine Hilfe steigt mit jeder Minute, Amanda.«
Sie schluckte, bemühte sich um eine gleichgültige Miene. Einfach nicht hinhören. Er versuchte nur, ihr Angst zu machen, sie zu einer übereilten Entscheidung zu drängen. Sie würden nichts gewinnen, wenn sie ihn sofort von seinen Fesseln befreiten.
Jul überreichte ihr die Enden der Ketten, die schweren Eisenglieder lagen kalt in ihrer Hand. Dann wandte er sich zum ersten Mal an Balthasar. »Hör zu, Dämon. Ich denke nicht, dass du hierbleiben willst, und du solltest wissen, dass deine Chancen mit uns besser stehen als mit Michael. Also verhalte dich ruhig, während wir dich hier rausbringen. Und falls du darüber
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