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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Verzierungen. Sonst nichts. Dafür erklangen aus den Katakomben aufgeregte Stimmen. Irgendwo hinter ihm stieß Amanda einen geflüsterten Fluch aus. »Schnell.«
    Einer nach dem anderen traten sie in den Hauptraum, Krätschmer noch immer ein wenig wackelig auf den Beinen, aber wachsam und aufs Äußerste gespannt. Jul fühlte, wie seine Nackenhaare sich aufrichteten. Ein Wort des Dämons, und Krätschmer würde ihnen in den Rücken fallen. Nur für den Moment hatten sie alle einen gemeinsamen Feind.
    Amanda ging als Letzte, schloss die Tür hinter sich.
    Wieder eilten sie dicht an der Wand entlang, auf die doppelflügelige Tür zu, die dem Altar gegenüber lag. Diesmal verschwendete Jul keine Zeit mit Lauschen, stieß sie einfach auf.
    Flügel rauschten. Er wirbelte herum, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ein Engel aus der Kuppel hinabstieß. Direkt auf Amanda zu.
    Sie ließ die Ketten fahren und hob das Gewehr. Eine schallgedämpfte Salve hallte im Gewölbe, und auf der anderen Seite des Raums rieselte Gips von der Wand. Auch Jul feuerte. Die Kuppel warf den lauten Knall verzerrt zurück, und der Engel taumelte. Getroffen.
    Doch sein Schwung trug ihn weiter. Er prallte gegen Amanda und mit ihr gegen die Wand in ihrem Rücken. Kurz verschwand sie hinter gleißenden Federn.
    Sie schrie, und Juls Herz verkrampfte sich. Dann fiel ein weiterer schallgedämpfter Schuss. Der Engel zuckte zusammen, wich jedoch nicht zurück. Im nächsten Augenblick flog das Sturmgewehr davon, schlitterte klappernd über den Boden.
    Jul zielte erneut, doch ehe er abdrücken konnte, trat Baal in sein Schussfeld. Der Dämon schwang die losen Enden der Kette, Metall blitzte im Kerzenlicht, prallte mit einem dumpfen Geräusch auf Fleisch.
    Diesmal war es der Engel, der schrie, hell wie zerberstendes Glas. Magie steckte in diesen Ketten, und sie durchdrangen die Flügel nicht einfach, sondern zerschmetterten sie. Schimmernde Federn rieselten zu Boden wie Schneeflocken aus Licht.
    Im blauen Schein seines Schwertes tanzten die Schatten auf den Wänden, als der Engel herumfuhr. Baal duckte sich unter dem Schlag hindurch, stieß ein tiefes Knurren aus. »Sie gehört mir.«
    Der nächste Schlag traf, zog eine verbrannte Spur über Baals Brust. Der Dämon wich zurück, schwankte. Der Engel folgte ihm langsam, während blaues Glühen seinen Flügel umhüllte. Nun hatte Jul wieder freies Schussfeld.
    Er drückte ab, mehrmals schnell hintereinander. Schimmernde Blutflecken erblühten auf der Brust des weißen Hemdes. Der Engel taumelte, fiel. Baal setzte ihm nach, zerrte dabei an seinen Fesseln. Juls improvisierter Knoten löste sich, und der Dämon packte je eine Kette in jeder Hand, ließ sie wie zur Probe hin und her schwingen. Noch immer umschlossen dicke Eisenringe seine Handgelenke, hinderten den Dämon daran, die Gestalt zu wechseln. Doch das änderte nichts daran, dass diese Fesseln zwei tödliche Waffen darstellten.
    Da flog die Tür auf, durch die sie gekommen waren. Blau flackerndes Licht erhellte den Durchgang.
    »Wir müssen hier raus«, rief Jul. »Schnell!«
    Zu seiner Überraschung reagierte Baal. Er wandte sich von dem Engel ab, rannte auf die Tür zu, die Krätschmer aufhielt. Der Dämonendiener trug sein Gewehr wieder über der Schulter. Nun erst sah Jul auch Amanda wieder. Ihr Gesicht war ein blasses Oval im Halbdunkel, und sie hielt sich die linke Schulter, während sie ihrem Meister folgte, so schnell sie konnte. Jul wartete auf sie und trat an ihrer Seite in den dunklen Vorraum. Um Baal machte er sich keine Sorgen. Der Dämon brauchte ihn, wenn er seine Fesseln vollends loswerden wollte.
    »Ich kann’s nicht heilen«, presste Amanda zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Flammenschwert und Dämonenblut vertragen sich wohl echt nicht.«
    Im Gehen zog Jul ihre Hand beiseite und schob zwei Finger durch das verkohlte Loch, das im Stoff ihrer Jacke klaffte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Schmerz aus ihren Zügen wich, bis sie den Vorraum durchquert hatten. Als sie endlich in die kühle Nacht hinausstürzten, glaubte Jul die Hitze der Flammenschwerter im Nacken zu spüren.
    Baal und Krätschmer hatten den Weg unter den Bäumen bereits erreicht. Nur Sekunden, dann tauchten auch Jul und Amanda in die Schatten der Äste ein. Hinter ihnen erklang das Schlagen großer Flügel.
    Vom Kiesweg huschten sie unter die Kolonnade, immer darauf bedacht, keinen offenen Himmel über sich zu haben. Der schnelle Wechsel von

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