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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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spärlichem Licht und Schatten machte es beinahe unmöglich, Entfernungen abzuschätzen, doch schließlich kam das Ende des Säulengangs in Sicht. Zwischen den letzten beiden Säulen sah Jul Wasser glitzern. Dort, ein Stück unter ihnen, lag die Spree. Würde der Dämon in den Fluss springen? Nein, er musste wissen, dass die Engel leicht auf sie herabstoßen konnten, sobald sie ohne Deckung im Wasser schwammen.
    Links von der Kolonnade, Ecke an Ecke mit der letzten Säule, erstreckte sich ein schmales Gebäude. Ein massiver Zaun verlief zwischen dem Bau und der Nationalgalerie, versperrte den Weg in diese Richtung. Hinter dem Zaun lag ein freier Platz ohne Deckung, der bis an die Rückseite des Pergamonmuseums reichte. Wenn sie es dorthin schafften …
    Eine Sturmgewehrsalve zischte. Krätschmer warf sich gegen die Gittertür im Zaun, und das zerschossene Schloss gab mit einem Knall nach.
    Zu viert sprinteten sie über den freien Platz. Vor ihnen erhob sich die dunkle Rückseite des Pergamonmuseums, daneben der Schatten eines Baums. Noch immer erklang Flügelschlag über ihren Köpfen, niemals würden sie die Engel abhängen können. Doch das mussten sie auch nicht. Das Gebäude versprach Sicherheit.
    Dann blaues Feuer, direkt über ihnen.
    Jul blieb kaum mehr Zeit, eine Warnung zu rufen, da ging der Engel vor ihnen nieder. Er machte sich nicht die Mühe, seine Landung abzufangen. Seine Flügel erloschen einfach ein Stück über dem Boden, und er fiel. Federnd ging er in die Knie, das blau brennende Schwert zum Stoß erhoben.
    Krätschmer kam schlitternd zum Stehen, doch Baal stürmte einfach weiter, sein Brüllen hallte über den Platz. Eine der Ketten schnellte vor, der Engel duckte sich. Doch sofort zischte auch die zweite Kette vor und wickelte sich um seinen Schwertarm.
    Der Dämon zog mit einem Ruck an der Kette. Etwas knackte, das Schwert fiel klappernd zu Boden.
    Jul sah sich eilig um. Es war nicht mehr weit. Der Schatten des Pergamonmuseum erhob sich dicht vor ihnen. Mondlicht brach sich auf Fensterglas. Vielleicht konnten sie es noch schaffen.
    Ein kräftiger Windstoß machte seine Hoffnungen zunichte. Große Flügel schlugen, wirbelten Staub unter den Füßen dreier landender Engel auf. Das Haar des mittleren schien selbst im spärlichen Licht noch matt golden zu glimmen, umrahmte sein Gesicht wie eine Löwenmähne. Traurig schüttelte er den Kopf.
    »Ich habe nicht gedacht, dass du so tief sinken würdest, Iacoajul.« Michaels Stimme trug weit zwischen den alten Gebäuden.
    »Er kann immerhin noch auf dich herabsehen.« Amanda trat vor, und der Blick, mit dem sie den Erzengel maß, war voller Verachtung.
    Juls Finger schlossen sich wie von selbst um den Griff seiner Pistole. Sie waren nicht so weit gekommen, um nun zu scheitern. Immerhin hatten sie Glück im Unglück, bisher war kein Seraph unter ihren Gegnern. Doch Michael allein war schon schlimm genug.
    Während Amanda sprach, wich Baal von seinem Gegner zurück, der sich seinerseits in Michaels Gefolge einreihte. Ketten schabten über den Asphalt, als der Dämon sich näher an Jul heranschob, die striemenübersäten Arme hinter dem Rücken verschränkte.
    »Löse meine Fesseln, wenn du überleben willst«, zischte er. »Wenn ich die Gestalt wechseln kann, habe ich vielleicht eine Chance gegen Michael.«
    Widerwillig senkte Jul den Blick auf die Eisenbänder, die Baals Handgelenke umschlossen. Wenn er den Dämon befreite, wären sie seiner Gnade ausgeliefert. Tat er es nicht, würden Michael und sein Gefolge sie in jedem Fall besiegen. Das würde Amandas Tod bedeuten. Und wahrscheinlich auch seinen.
    »Worauf wartest du?« Ungeduld schwang in Baals Stimme mit. »Du hast mein Wort, dass ich euch später helfe … zu einem angemessenen Preis.«
    Alles in Jul sträubte sich, auch nur darüber nachzudenken, mit einem Dämon zu verhandeln. Doch welche Möglichkeiten blieben ihm sonst? Amanda erneut anschießen und damit die in ihr schlummernden Kräfte freisetzen? Das hatte sie beim ersten Mal beinahe umgebracht. Was, wenn er diesmal nicht die Gelegenheit erhielt, sie rechtzeitig zu heilen? Was, wenn es überhaupt nicht noch mal funktionierte und sie einfach starb?
    Hinter ihnen knirschten Schritte. Krätschmer fuhr herum, und auch Jul warf einen Blick über die Schulter. Weitere Engel näherten sich vom Zaun her, helle Schemen in der Dunkelheit. Sie waren umzingelt.
    »Lasst die Frau am Leben.« Michaels Stimme schnitt wie eine Klinge aus Eis durch die

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