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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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er einen Schuss in den Schatten des Baums ab. Einer von Baals Gegnern krümmte sich vor Schmerz, ein weiterer lag bereits reglos am Boden. Doch die Bewegungen des Dämons schienen langsamer zu werden, fahriger. Lang würde er nicht mehr durchhalten.
    Dann erreichte Jul die Rückseite des Pergamonmuseums. Er ließ Amandas Hand los, stieß das Schwert durch die nächstbeste Fensterscheibe. Glas splitterte, Holzstreben vergingen im blauen Feuer. Er winkte Amanda durch die entstandene Öffnung, kletterte ihr dann eilig hinterher. Glas knirschte unter seinen Sohlen, als er auf der anderen Seite aufkam. Im Licht der blauen Flammen sah er sich um.
    Sie schienen in einem Aufenthaltsraum für das Museumspersonal gelandet zu sein. Ein Tisch stand in der Mitte, eine Arbeitsplatte mit einer Kaffeemaschine darauf an der Wand.
    Eine Bewegung ließ Jul aufschauen. Ein kleiner, dunkler Schatten glitt lautlos durch das zerbrochene Fenster herein. Eine Eule? Hoffentlich der Dämon, seinetwegen nahmen sie dies alles immerhin auf sich.
    Dann folgte Krätschmer. Er griff nach einem runden Gegenstand an seinem Gürtel, zog an einem Ring, schleuderte das metallene Ei zum Fenster hinaus. »Weg hier!«
    Er stieß eine Tür in der gegenüberliegenden Wand auf, und sie fanden sich in den eigentlichen Ausstellungsräumen wieder.
    Die Eule flog ihnen voraus, als sie durch dunkle Museumssäle eilten. Die Rekonstruktionen antiker Gebäude erhoben sich ringsum, nichts weiter als Schatten. Nur ab und zu brach sich der Schein der blauen Flammen auf dem Glas einer Vitrine. Hinter ihnen hallte die Explosion der Handgranate durch die Nacht.
    Schließlich wurden sie langsamer. Jul blickte sich um, sah die Fliesen eines Mosaiks, goldene Löwen auf blauem Grund. Er kannte die Prozessionsstraße, zu der dieses Mosaik gehörte, er kannte auch das Tor, durch das sie führte. Er hatte beides an seinem ursprünglichen Standort gesehen, in Babylon vor vielen Jahrhunderten, als er die Göttin, der es geweiht war, noch für einen Dämon gehalten hatte. Es war ein seltsames Gefühl, nun wieder zwischen denselben Mosaiken zu stehen. So viel hatte sich geändert.
    Jul riss sich von seinen Erinnerungen los und wandte sich seinen beiden menschlichen Begleitern zu. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Er blickte direkt in die Mündung von Krätschmers Waffe.
    Ein müdes Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. »Das ist also der Dank dafür, dass ich dein Leben gerettet habe.«
    »Wärst du nicht gewesen, wär es nie so weit gekommen«, knurrte der Dämonendiener.
    Eine Bewegung in der Nähe ließ Jul aufsehen. Die Eule landete ungeschickt auf dem glatten Boden, strauchelte und musste mit den Flügeln schlagen, um das Gleichgewicht zu wahren. Dann wuchs ihre Gestalt. Die Federn schmolzen, der Schnabel schwand und machte einem menschlichen Gesicht Platz. Es waren nicht die Züge, die der Dämon im Dom getragen hatte. Auch die Hörner waren fort, das Haar wirkte glatter und die Haut ein wenig heller. Doch Jul erkannte ihn trotzdem. Vor ihm stand der Mann, den er am Krater bereits als Amandas Meister identifiziert hatte.
    »Nimm die Waffe runter, Daniel. Diese beiden sind als Bittsteller zu mir gekommen.« Baal klang nicht außer Atem, nur eine Spur von Schmerz schwang in seiner Stimme mit. Bei seiner Verwandlung hatte er sich nicht um solche Details wie Kleidung geschert. Im blau flackernden Licht wirkte er blass, und die roten Striemen traten deutlich auf seiner Haut hervor. In seinem rechten Oberschenkel klaffte eine tiefe Wunde, die Ränder verbrannt. Er humpelte einen Schritt auf sie zu. »Wir brauchen ein Auto.«
    »Unseres steht nicht weit von hier.« Krätschmer ließ das Sturmgewehr nur widerwillig sinken.
    »Unseres ebenfalls.« Karin, die an ebenjenem Auto wartete, erwähnte Jul nicht, doch er hoffte inständig, dass die Engel sie nicht entdeckten. Sie mussten schnell zu ihr und dann fort von diesem Ort. »Wir teilen uns am besten auf.«
    »Nimm du dein Auto, Engel. Amanda kommt mit uns.« Der Tonfall des Dämons machte deutlich, dass es sich bei seinen Worten nicht um einen Vorschlag handelte, sondern um einen Befehl. »Wir treffen uns im Tiergarten an der Siegessäule. Von dort aus fährst du uns hinterher. Ich habe Verstecke in der ganzen Stadt, in denen wir sicher sind. Dort können wir über das verhandeln, was ihr von mir wollt.«
    Jul schüttelte den Kopf und packte sein Schwert fester. Die Dinge mochten sich nicht zu ihren Gunsten entwickelt haben, doch

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