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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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doch Balthasar hatte ihn mit einem Blick zum Schweigen gebracht. Er schien sich sicher zu fühlen. Sogar sicher genug, um Amanda und Jul eine Weile allein zu lassen.
    Im zweiten Stock traten sie durch eine Wohnungstür auf weißen, sauberen Teppichboden. Die Garderobe im Flur sah aus, als hätte noch nie ein Mantel daran gehangen, und ebenso unbenutzt wirkten die erlesenen Möbel in Wohn- und Esszimmer. Die Regale waren leer, und selbst die Ausstellungsstücke in einem Möbelhaus strahlten im Vergleich mehr Wohnlichkeit aus. Immerhin machte man sich dort die Mühe, Buchattrappen und Plastikobst aufzustellen.
    Ganz offensichtlich hatte Balthasar dieses Versteck nie genutzt, hatte es nur unterhalten, für den Fall aller Fälle. Anscheinend konnte man als Dämon nie paranoid genug sein.
    Amanda ließ sich auf das Sofa fallen, und Staub wirbelte aus den Polstern auf. Ihr gegenüber, in einem durch eine offene Schiebetür abgetrennten Bereich, stand ein Tisch, an dem problemlos eine Großfamilie Platz gehabt hätte. Er zumindest wirkte, als hätten daran schon Leute gesessen. Die Stühle standen unordentlich um ihn herum, und auf der Tischplatte thronte eine einsame Wasserflasche. Ächzend erhob sich Amanda vom Sofa, ging zu der Wasserflasche hinüber, schraubte sie auf und trank gierig. Die Kohlensäure kitzelte ihren Gaumen und belebte ihre Sinne ein wenig.
    »Erzählst du mir nun von der Verhandlung mit deinem Meister, oder muss ich warten, bis ich ihren Ausgang von ihm erfahre?« Juls Stimme erklang hinter ihr, und sie drehte sich um, zu müde, um ihm böse zu sein, weil er Balthasar ihren Meister genannt hatte.
    Der Engel wirkte seltsam fehl am Platz inmitten des sterilen Wohnzimmers, das keinerlei Spuren der vergangenen Beben zeigte. Das weißblonde Haar hing ihm wirr und nass ins Gesicht, die Jeansjacke wies Löcher und braune Flecken getrockneten Blutes auf. Nein, sie waren nicht ganz braun, schimmerten leicht. Na ja … er war immerhin ein Engel.
    Seine ganze Haltung wirkte angespannt, als rechne er jeden Moment mit einem Angriff. Seltsam nur, dass trotz der modernen Kleidung das Schwert an seiner Seite zu ihm zu gehören schien, als wäre es schon immer Teil von ihm gewesen.
    »Hörst du dann auf, zu versuchen, mich vor Balthasar zu beschützen?« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, bereute sie sie bereits. Seit einem Jahr gab es endlich wieder jemanden, der sich um sie sorgte, und sie stieß ihn zurück. Aber Balthasar würde jeden noch so gutgemeinten Versuch, ihr zu helfen, ins Gegenteil verkehren. Solange sie etwas von ihm wollten, saß er am längeren Hebel. Falls sie den Worten ihres selbsternannten Herrn Glauben schenkte, konnte Jul ihn ja nicht einmal dann besiegen, wenn er ihm nur mit dem Flammenschwert den Kopf abschlagen wollte. Und das war sicher einfacher, als ihn lebend zu fangen.
    »Ich komme schon allein …«
    »Ich sehe, wie du allein klarkommst«, unterbrach er sie ruhig. »Es gelingt dir nicht einmal, kleine Geheimnisse vor deinem Meister zu wahren.«
    Musste er ihr ihre Fehler nun auch noch unter die Nase reiben? Amanda schnaubte. »Ich bin seit fünf Uhr heute Morgen wach, und der Tag war nicht gerade erholsam! Tut mir ja leid, dass er die Lücken in meiner Geschichte gefunden hat, aber klar denken ist im Moment nicht so einfach.«
    Beschwichtigend hob er die Hände, wirkte dabei noch immer so ruhig und gelassen, als würden sie nur nett plaudern. Es war wirklich entnervend, mit diesem Kerl zu streiten. »Dann vertrau mir doch einfach. Lass mich versuchen, sicherzustellen, dass er dich ordentlich behandelt. Falls er sich nicht an eure Abmachung hält, falls er mehr Forderungen stellt, kann ich deinem Widerspruch mehr Nachdruck verleihen.« Mit diesen Worten senkte er die Rechte wieder auf den Griff seines Schwertes.
    Amanda seufzte, fuhr sich mit der Hand durch das wirre Haar. Sie wollte einfach nicht, dass Jul zusah, wie Balthasar ihr eines seiner Tattoos stach. Er sollte sie nicht so sehen, so hilflos und so verletzlich. Doch vielleicht hatte er recht. Vielleicht konnte er zumindest etwas bewirken.
    »Gut. Versuch es.« Die Worte kamen nur als Murmeln über ihre Lippen. Dann wandte sie sich von dem Engel ab und wieder der Wasserflasche zu. Sie trank erneut, drehte den Verschlussdeckel zwischen den Fingern. Sie hatte Juls Frage noch immer nicht beantwortet. Besser, er erfuhr es von ihr als von Balthasar. »Der Deal ist, dass er meine Seele bekommt, wenn er uns hilft.«
    Nur das

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