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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Geräusch von Glas auf Holz war zu hören, als sie die Flasche wieder abstellte, hinter ihr herrschte Schweigen. Als sie sich zu Jul umwandte, war seine Miene ernst.
    »Das wiegt meine Flügel mehr als einmal auf.« Etwas in seiner Stimme jagte Amanda Schauer über den Rücken, doch sie drängte das Gefühl beiseite. »Willst du das wirklich …?«
    »Ich sehe keine andere Möglichkeit. Und wie toll kann das Leben nach dem Tod schon sein, das ich dadurch verpasse? Den Himmel gibt es nicht mehr. Mal ganz abgesehen davon, dass ich eh nie eine Chance gehabt hätte, dorthin zu kommen …«
    »Gut erkannt.« Amandas Kopf ruckte herum. Balthasar lehnte lässig im Türrahmen, noch immer mit nicht mehr als einer schwarzen Stoffhose bekleidet. Das lange Haar hatte er zum Zopf zurückgebunden. »Dieben war der siebte Graben im achten Kreis der Hölle vorbehalten. Eine Ewigkeit, in der man immer wieder durch einen Schlangenbiss zu Asche zerfällt und neu ersteht.«
    Juls Miene verhärtete sich. »Es gab immer die Chance auf Vergebung.«
    »Ja, wenn man auf Knien darum bat.« Ein Schmunzeln kräuselte Balthasars Lippen. »Aber damit Amanda vor irgendwem kniet, müsste man ihr wahrscheinlich die Achillessehnen durchschneiden.«

29
    J ul schüttelte den Kopf. Es hatte wenig Sinn, mit einem Dämon über Religionsfragen zu streiten.
    Baal humpelte derweil auf Amanda zu. »Wir nehmen den Esstisch als Unterlage.«
    Ohne ein Wort nickte sie, griff nach der Wasserflasche, stellte sie von der Tischplatte auf den Boden. Ihre Bewegungen wirkten steif und kontrolliert, als fürchte sie, schon mit einer kleinen Geste zu viel von dem zu verraten, was in ihr vorging. Sie wandte sich wieder zu Baal um, und als sie seinem Blick begegnete, wurde ihre Miene hart. Nur hinter ihren Augen schienen Gefühle zu brennen. Ob Hass oder hilfloser Zorn, konnte Jul nicht mit Sicherheit sagen. Nur kurz sahen Meister und Dienerin einander an, dann senkte Amanda den Kopf.
    Jul schluckte, um einen Kloß loszuwerden, der ihm plötzlich im Hals saß. Das war nicht die Amanda, die er kennengelernt hatte. Seine Amanda war stolz und nie um eine bissige Bemerkung verlegen. Sie senkte nicht demütig das Haupt, duckte sich nicht aus Furcht vor irgendwem. Er hätte Baal nie befreien dürfen.
    In Jul reifte eine Erkenntnis heran. Karins Bedenken hin oder her, er würde Amanda niemals daran hindern, die nötige Macht zu erlangen, um diesem Dämon zu entkommen. Egal, welche Gefahr sie danach darstellen sollte.
    »Kennst du die alten Tätowiermethoden, Engel?« Jul wandte den Kopf und begegnete Baals Blick. Er brauchte einen Moment, die Worte zu verstehen, denn sie entstammten irgendeiner sehr alten Form des Babylonischen. Als wolle der Dämon nicht, dass Amanda verstand, was er sagte. Mit einem Nicken beantwortete er die Frage. Die Menschen waren schon immer fasziniert von der Idee gewesen, sich zur Zierde Verletzungen zuzufügen. Selbst das Verbot des Herrn in dieser Hinsicht hatten sie über die Jahrhunderte gern ignoriert.
    »Gut.« Der Dämon schob eine Hand in die Tasche seiner Hose, zog ein Skalpell hervor, über dessen Klinge eine Plastikkappe gestülpt war. »Dann lass dir gesagt sein, dass ich hiermit nichts weiter vorhabe, als ihre Haut zu ritzen, selbst wenn ich es über der Kehle ansetze. Ich will nicht, dass du meinst, dein Flammenschwert ziehen zu müssen, da du dich ja offensichtlich zu Amandas Beschützer erklärt hast.«
    Jul musste sich räuspern, bevor er in derselben Sprache etwas erwidern konnte. Er bemühte sich, seiner Stimme einen herausfordernden Tonfall zu verleihen. »Warum hast du mir das Schwert gelassen, wenn du es fürchtest?«
    »Ich fürchte es nicht, zumal ihr auf meine Hilfe angewiesen seid. Aber wer weiß, wozu du dich aus unangebrachter Sorge hinreißen lassen würdest. Du könntest mir zumindest lästig werden.«
    Baals Lächeln hatte nichts Freundliches. Es zeigte nur weiße, leicht spitze Zähne. Jul erwiderte es ruhig. Sie beide wussten, dass er im Falle eines Kampfes mehr als nur ein geringes Ärgernis wäre. Angesichts von Baals Verletzungen war er sogar recht zuversichtlich, ihn besiegen zu können. Andererseits hatte sich der Dämon mit eben jenen Verletzungen vor kurzem erst gegen drei Engel gleichzeitig behaupten können.
    Ehe er etwas erwidern konnte, richtete sich Baals Blick auf einen Punkt hinter ihm, und auch Jul drehte sich um. Amanda stand von ihnen abgewandt bei dem großen Tisch, neben ihr auf dem Boden lag ein

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