Aeternum
kleiner Haufen Kleidung, ein BH ganz zuoberst. Ihr bloßer Rücken schimmerte bleich im Lampenlicht, nur ihr braunes Haar bedeckte noch in leichten Wellen ihre Schultern. Mit einem Mal war Jul sich der Präsenz des Dämons überdeutlich bewusst. Baal sollte sie so nicht sehen, sollte sie schon gar nicht berühren, sollte ihr nicht mit dieser Klinge nahe kommen und ein weiteres blutrotes Tattoo stechen. Er durfte ihre Seele nicht bekommen.
Juls Hand verkrampfte sich um den Schwertgriff, während er gegen den Drang ankämpfte, zwischen den Dämon und Amanda zu treten. Sie hätte es ihm nie verziehen, wenn er sich einmischte. Nicht, solange er keine bessere Lösung wusste.
Die Schlange, die sich um Amandas Arm wand, leuchtete in satterem Rot auf. Leise zog sie die Luft zwischen die Zähne und ballte die Linke zur Faust. Sie drehte sich langsam zu ihnen herum, schob die Hände mit aufgesetzter Lässigkeit in die Taschen ihrer Jeans und wich Juls Blick aus.
Lächelnd trat Baal auf sie zu. In einer bewussten Anstrengung löste Jul die Finger vom Heft des Schwertes. Er hatte sich mit Dämonen eingelassen, und so etwas kam dabei heraus. Er musste Ruhe bewahren, Ruhe war wichtiger als alles andere. Aber sie war auch am schwersten zu erreichen. Am Nachmittag noch hatte Amanda in seinen Armen gelegen. Nun musste er zusehen, wie Baal eine Hand ausstreckte und mit den Fingern über die kleine, runde Narbe knapp neben dem Rippenbogen fuhr, die von dem Loch geblieben war, das Juls Kugel hinterlassen hatte. Wie konnte der Dämon es wagen, sie zu berühren?
»Gut gezielt«, kommentierte Baal trocken. »Ich hätte nicht gedacht, mal einem Engel zu begegnen, der mit einer Schusswaffe umgehen kann.«
Jul antwortete nicht, konzentrierte sich ganz darauf, langsam und gleichmäßig zu atmen. Wieder dachte er an Samael. Samael, der tobte, während die Engel seine menschliche Geliebte festhielten und ihn von ihr fortzerrten. Jul hatte es nie verstanden. Bis jetzt. Nun wusste er, wie es sich anfühlte. Ausgerechnet nun, da er genug andere Probleme hatte.
Der Dämon nickte in Richtung Tisch. Amanda schob sich auf die hölzerne Platte, legte sich zurück und strich ihr Haar beiseite. Baal zog die Plastikkappe von der Klinge des Skalpells, ließ sie achtlos fallen, während Jul ein paar Schritte um den Tisch herum trat, um die Hände des Dämons im Blick zu behalten. Vielleicht keine gute Idee, aber er hatte nicht darauf bestanden, bei Amanda zu bleiben, nur um dann wegzusehen.
»Wenn du nicht stillhalten kannst, muss ich dich festbinden.«
»Keine Sorge.« Amandas Stimme klang heiser. Sie streckte die Arme aus, und ihre Finger schlossen sich zu beiden Seiten um die Tischkanten. Der Dämon beugte sich über sie. Doch statt wie angekündigt mit dem Skalpell ihre Haut zu ritzen, zog er die Klinge quer über seine eigene Handfläche. Er schloss die Finger um die Wunde zur Faust, und Blut quoll dazwischen hervor. Fast sanft legte er die Hand zwischen Amandas Brüste, genau an die Stelle, unter der ihr Herz schlug. Als er sie wieder wegzog, blieb ein blutiger Abdruck auf ihrer Haut zurück.
Jul biss die Zähne zusammen. Er war ein Engel, er sollte nicht in der Lage sein, derart brennende Eifersucht zu empfinden.
Die Wunde in der Hand des Dämons schloss sich bereits wieder, doch ein Tropfen löste sich, fiel glitzernd im Lampenlicht und hinterließ ein rotes Mal auf Amandas linker Brust. Während der Dämon sich die blutige Hand an der Hose abwischte, betrachtete er diesen Fleck scheinbar fasziniert. Dann hob er den Blick zu Jul, und in seine Augen trat ein Glitzern, das nichts Gutes verhieß.
Baal beugte sich vor, sah Jul dabei unverwandt an. Viel zu dicht schwebten seine Lippen über Amandas Haut. Die Provokation stand deutlich im Blick des Dämons. Was wollte er beweisen? Wie groß seine Macht über Amanda war? Dass sie es selbst dann nicht wagte, ihm Einhalt zu gebieten, wenn er ihr derart zu nahe trat?
Tatsächlich rührte sie sich nicht, zischte nur leise etwas, das Jul nicht verstand. Der Dämon lachte, strich ihr in einer besitzergreifenden Geste über die Wange.
Jul handelte, ohne nachzudenken. In einer schnellen Bewegung glitt das Schwert aus seiner Scheide. Ein Schritt, und blaue Flammen flackerten dicht vor Baals Kehle. Der Dämon verharrte mitten in der Bewegung, war kurz davor gewesen, den roten Tropfen aufzulecken. Noch immer sah er Jul an, und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. »Eifersüchtig?«
»Er ist ein
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