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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Erlösung finden. Sie hatte nicht gewollt, dass er zusah, und nun verstand er, warum.
    Als Baal sich schließlich zurücklehnte, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen, sickerte bereits das erste Licht des Morgens zwischen zugezogenen Vorhängen hindurch.
    »Jetzt gehörst du mir mit Leib und Seele.«
    Jul versteifte sich. Doch Amanda setzte sich lediglich langsam auf, erwiderte den Blick des Dämons müde. Ihr ganzer Oberkörper war blutbeschmiert, erinnerte Jul viel zu sehr daran, wie er sie am vergangenen Mittag angeschossen hatte. Sie antwortete nicht, glitt vom Tisch, schwankte leicht und tastete nach Juls Schulter, um dort Halt zu finden.
    Er vergewisserte sich, dass sie sicher stand, dann erst bückte er sich nach ihrer Jacke, legte sie ihr um die Schultern. Der Dämon beobachtete ihn wie eine Spinne, in deren Netz sich ein besonderes interessantes Beutetier verfangen hatte. Jul war es mittlerweile gleichgültig. An diesem Brocken würde sich Baal verschlucken. Er hatte nicht vor, sich erpressen oder einschüchtern zu lassen. Er war kein einfacher Sterblicher.
    »Werde ich jetzt im Keller übernachten müssen, oder hast du ein Bett für mich?« Amandas Stimme klang matt.
    Der Dämon grinste. »Es gibt eine ganze Wohnung für dich, ein Stockwerk über diesem. Dort wirst du auch passende Kleidung finden.«
    Kurz darauf standen sie im Treppenhaus. Amanda zog die Jacke fester um ihre Schultern, wehrte jeden seiner Versuche ab, sie zu stützen, während sie die Stufen erklommen. Jul musterte sie von der Seite. Eigentlich sollte er sie zur Rede stellen, sollte sie fragen, was ihr Meister zuvor gemeint hatte, als er von einer Sucht gesprochen hatte. Doch die Erschöpfung hatte tiefe Linien in ihre Züge gegraben, und so begleitete er sie stumm hinauf, sah zu, wie sie sich das Blut von der Haut wusch, und zog einen Stuhl neben ihr Bett, als sie in die Kissen fiel. Mit dem Schwert über den Knien wachte er über ihren Schlaf.
    *
    Geräusche an der Wohnungstür rissen ihn aus düsteren Gedanken. Er konnte nicht sagen, wie spät es war, nur wenig Licht fiel durch die Ritzen des heruntergelassenen Rollladens. Doch es musste noch immer früher Morgen sein, lang hatte Amanda bisher nicht geschlafen. Jul erhob sich. Mit dem Schwert in einer Hand trat er auf den Wohnungsflur hinaus. In der Tür stand die Frau, die sie bei ihrer Ankunft in Empfang genommen hatte. Diesmal ohne Gewehr, nur mit einem Pistolenhalfter am Gürtel. Ihr Blick ging kurz zu dem Schwert, doch sie schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen.
    »Komm mit. Der Chef will dich sprechen.«
    Jul musterte sie schweigend. Auf ihrem Handrücken konnte er keinen blutroten Schlangenkopf entdecken, also musste der sich an der Innenseite ihres Handgelenks befinden. Unter dem Ärmel verborgen wie bei den meisten Dämonendienern, denen er bisher begegnet war. Wieso war es bei Amanda und Krätschmer anders? Weil sie noch im Besitz ihrer Seelen gewesen waren, als sie ihre Dienste verkauft hatten, ob nun freiwillig oder nicht? Prangte über dem Herzen dieser Frau ebenfalls eine blutrote Hand?
    Mit verärgert gerunzelter Stirn erwiderte sie seinen Blick. »Was ist jetzt? Kommst du?«
    Er nickte ihr zu, schob das Schwert in die Scheide zurück. »Geh vor.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt, eilte ihm mit schnellen Schritten voran, wobei der Zopf wippte, zu dem sie ihr Haar zurückgebunden hatte. Jul folgte ihr die Treppe hinab bis zu der Wohnung, die er vor einiger Zeit erst gemeinsam mit Amanda verlassen hatte. Dort hielt die Frau an, öffnete die Tür und winkte ihn hindurch. Was konnte Baal von ihm wollen? Gab es Neuigkeiten? Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, und trübes Morgenlicht zeichnete ihre Umrisse auf den Boden des dunklen Flurs. Er hielt darauf zu – und erstarrte auf der Schwelle. Beinahe hätte er geflucht.
    »Karin!«
    Juls Mitbewohnerin begegnete seinem Blick mit zerknirschtem Lächeln, und gleichzeitig breitete sich Erleichterung in ihrem Gesicht aus. Hinter ihr ragte Baals Gestalt auf. Die Hände des Dämons lagen auf ihren Schultern, und als Karin Anstalten machte, sich zu erheben, drückte er sie in ihren Sitz zurück. Juls Finger schlossen sich um den Griff seines Schwertes. Baal folgte der Bewegung mit den Augen, kommentierte sie jedoch nicht.
    »Deine kleine Freundin hier ist eine erstaunlich begabte Hackerin«, sagte er stattdessen. »Ich würde es wirklich bedauern, wenn ich sie töten müsste.«
    Jul schluckte. »Was hat sie getan?«
    Doch

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