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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Musste das sein?
    »Wie fühlt es sich an?«
    »Es brennt, aber …« Sie brach ab, als seine Finger über ihre Haut strichen, eine kribbelnde Spur auf ihren Brüsten hinterließen. Vorsichtig, zögernd beinahe, fuhr Jul die roten Linien nach. Seine Berührung dämpfte das Brennen des Dämonenblutes. Sicher nicht, weil er irgendwelche himmlischen Kräfte einsetzte, sondern allein aufgrund der Kühle seiner Finger. Dennoch schob Amanda seine Hand beiseite.
    »Nicht. Das Ding ist scheußlich, am besten, du schaust es nicht mal an.«
    »Es ist nun ein Teil von dir, fürchte ich. Und es fühlt sich kaum anders an als ein Geflecht von Narben. Vielleicht solltest du es als solches sehen. Wir beide haben seit gestern einige Narben mehr.« Mit der anderen Hand fuhr er über die Stelle an ihrer Schulter, an der sie im Dom ein Flammenschwert durchbohrt hatte.
    Amanda hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich im Spiegel zu betrachten, und war sich auch nicht sicher, ob sie das wollte. Doch nun verdrehte sie den Hals, um die Narbe zu sehen, die sich vom Schlüsselbein bis zum äußeren Ende der Schulter zog. Sie wünschte sich, es gäbe irgendjemanden, vor dem sie damit angeben konnte. In den Kreisen, in denen sie und Roman sich vor der Sache mit Balthasar bewegt hatten, hätte dieser breite, weiße Strich sicher einigen Leuten Respekt abgenötigt. Warum auch immer. Eigentlich zeigte eine Narbe doch nur, dass man zu langsam oder zu dumm gewesen war, um rechtzeitig auszuweichen.
    Juls Finger fanden erneut den Weg zu der blutroten Hand, strichen die Wölbung ihrer linken Brust entlang, vertrieben alle Gedanken an alte Zeiten. Ein wohliger Schauer durchlief Amandas Körper. Hoffentlich war er sich bewusst, was er da anrichtete. Sie ließ den Blick erneut über sein löchriges T-Shirt gleiten, streckte schließlich eine Hand aus, um es ein Stück nach oben zu ziehen.
    Er schien zu ahnen, was sie wollte. Lächelnd lehnte er sich zurück und machte sich mit geübten Fingern an den Gurten des Pistolenhalfters zu schaffen. Kurz darauf fiel die Waffe mit einem dumpfen Laut auf den Teppich. Der Engel stand auf und zog sich das angesengte Kleidungsstück über den Kopf.
    Einige der neuen Narben waren so dünn, dass man sie kaum erkennen konnte, andere dick und gezackt, als hätte etwas an dem Fleisch gerissen, bevor es wieder verheilt war. Amanda streckte erneut die Hand aus, und Jul trat näher, setzte sich auf die Kante des Bettes. Sie rückte an ihn heran, schmiegte sich an ihn, während sie mit den Fingern über seine Brust strich.
    »Darf ich dir nun auch eine unangenehme Frage stellen?«
    Ein schiefes Lächeln huschte über Juls Züge. »Nur zu.«
    »Hat Balthasar recht?«
    Jul ließ sich mit der Antwort Zeit, schob derweil eine Hand unter die Decke, tastete nach ihrem Oberschenkel und strich daran hinauf. Amandas Atem beschleunigte sich. »Hey, nicht ablenken.«
    Er grinste, doch als er sich ihr zuwandte, war seine Miene wieder ernst. »Womit soll er recht haben?«
    »Dass du in mich verliebt bist.« Doch spielte das überhaupt eine Rolle? Wollte sie es wirklich wissen? Dies war vielleicht die letzte Gelegenheit, noch einmal all ihre Sorgen zu vergessen, bevor sie bei dem Versuch starb, sich selbst, die Welt und ihren Bruder zu retten. Mehr zählte eigentlich nicht.
    Ihre Hand tastete nach dem Knopf von Juls Hose, und er schloss sie in die Arme, küsste ihren Hals und sandte damit sanfte Schauer ihren Rücken hinab. Vielleicht lenkte er wieder ab, aber nun war es ihr egal.
    »Natürlich habe ich recht.« Die Stimme und das Geräusch der sich öffnenden Tür erklangen im selben Moment. Amanda zuckte zusammen, wollte sich von Jul lösen. Doch der hielt sie fest, zog sie enger an sich. Sie drehte den Kopf, konnte Balthasars Gestalt im Türrahmen jedoch nur aus dem Augenwinkel erahnen. Juls Stimme strich dicht an ihrem Ohr vorbei, kalt wie frisches Gletschereis. »Du störst, Dämon.«
    Amanda verschluckte sich fast an einem ungläubigen Laut, halb Lachen, halb ersticktes Keuchen. Sie hustete. Dass er derart direkt Streit suchte, schien nicht zu dem Engel zu passen. Versuchte er, Stärke zu zeigen? Hatte er erkannt, dass das die einzige Sprache war, die Balthasar verstand?
    Leise Schritte, Balthasar trat ein Stück in den Raum. »Du vergreifst dich schon wieder ohne meine Erlaubnis an meinem Eigentum, Engel.«
    Sein Eigentum? Unerfülltes Verlangen und heiße Wut vereinten sich zu einem glühenden Ball in Amandas Magen, drängten alles

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