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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Engel neben ihrem Bett, der ihren Blick mit einem leichten Lächeln erwiderte. Ein verdammter Engel saß neben ihrem Bett! Hatte er die ganze Nacht dort gewacht? Sie hatte immer gedacht, so etwas taten nur Leute in Filmen.
    Aber dies alles war kein Film. Weder ihre Begegnung mit Gott und Teufel noch der Handel mit Balthasar, noch der ganze surreale Rest des vergangenen Tages. Auch nicht die Tatsache, dass ihr Bruder in diesem Moment allein in einer Zelle saß, in die ihm niemand das Frühstück bringen würde. Dieser letzte Gedanke wog schwerer als die anderen, riss sie hart in die Realität zurück.
    »Halte noch eine Weile durch, Bruderherz.« Ihre Lippen bewegten sich lautlos. Nun, da Balthasar Roman Straffreiheit zugesagt hatte, würde sie dafür sorgen müssen, dass sich so schnell wie möglich wieder jemand um ihn kümmerte. Nicht dass er in diesem verdammten Keller verhungerte, während sie damit beschäftigt war, die Welt zu retten.
    Jul sah sie an, als wüsste er, was sie dachte. Sein Blick wurde ernst, und er lehnte sich in seinem Stuhl ein wenig vor. Du bist verliebt, hatte Balthasar zu ihm gesagt, und er hatte die Behauptung weder abgestritten noch bestätigt. Gab es tatsächlich mehr als sexuelle Anziehung zwischen ihnen? War es mehr als die Sorge um eine Verbündete und möglicherweise sogar Freundin, die Jul dazu bewog, sie vor ihrem selbsternannten Herrn zu beschützen?
    Ihr Blick glitt über seine ernste Miene und seinen Körper hinab, während sie ihre eigenen Gefühle zu ergründen versuchte. Er hatte die Jeansjacke ausgezogen, sie hing über der Lehne des Stuhls, mehr Fetzen als Kleidungsstück. Über sein ebenfalls angesengtes T-Shirt verliefen die Gurte des Pistolenhalfters, drückten den Stoff eng an seine Haut, die durch das eine oder andere Loch hindurchschimmerte. Neue Narben zeichneten sich darauf ab, dünne, helle Striche, die noch nicht da gewesen waren, als ihre Finger am vergangenen Nachmittag über dieselben Stellen geglitten waren. Ein angenehmes Kribbeln durchlief Amanda bei der Erinnerung, löste einen Teil ihrer Anspannung.
    Dennoch wischte sie den Gedanken beiseite, versuchte sich darauf zu konzentrieren, was jenseits des Körperlichen lag. Was empfand sie für Jul? Aber dort lauerte nur Chaos. Zu viel war in den letzten Tagen geschehen, um sich über irgendetwas sicher zu sein.
    Seufzend stemmte sie sich ein Stück in die Höhe, verzog das Gesicht, als das Brennen in den beiden Tattoos erneut aufflammte. Doch diese Art des Schmerzes hatte etwas beruhigend Vertrautes. In all dem Chaos der letzten Tage war er etwas, das sie kannte und mit dem sie zu leben gelernt hatte. Es war seltsam, was man begann, mit einem Gefühl von Zuhause zu assoziieren, wenn man lange genug bei einem Dämon lebte.
    »Hast du Schmerzen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mein Körper braucht nur eine Weile, um sich an das viele neue Dämonenblut unter der Haut zu gewöhnen.«
    Juls Blick ging zu dem blutroten Muster auf ihrem Kehlkopf, und seine Miene verdüsterte sich. Sofort zog Amanda die Decke ein Stück höher. Es gab nichts, das er nicht schon gesehen hätte, dennoch wollte sie nicht, dass er diesen neuen Makel anstarrte.
    »Dämonenblut wirkt aber nur wie eine Droge, wenn man es trinkt?« Seine Stimme klang neutral, doch durch seinen betont unbeteiligten Gesichtsausdruck schimmerte der engeltypisch misstrauische Blick. Automatisch richtete Amanda sich gerader auf, schob das Kinn vor. Nur nicht zeigen, dass es ihr einen Stich versetzte, wenn er sie so ansah.
    »Wenn es einen nicht umbringt, heißt das«, fügte er hinzu. »Wie es bei den meisten Menschen der Fall zu sein scheint.«
    »Ich wusste nicht, dass es einen umbringen kann.« Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme gereizt. Was sollte das werden? Warum hatte sie das Gefühl, er wollte sie wegen irgendetwas kritisieren? »Aber wahrscheinlich hängt es mit meiner Magie zusammen, dass es bei mir anders wirkt als bei normalen Menschen.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht.«
    »Es macht nur süchtig, wenn man es trinkt.« Amanda zog die Beine an, schlang über der Decke die Arme um die Knie. Was kümmerte es sie überhaupt, was Jul von ihr dachte, solange er ihr nur half? Mochte er noch so gut aussehen, noch so gut im Bett sein und noch so angenehme Gesellschaft darstellen, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, ihr zu misstrauen. Das alles spielte keine Rolle. Es zählte nur Roman, den sie befreien, und ihr eigenes Leben, das sie

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