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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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tastete. Doch sie fühlte sich ausgelaugt und leer. Die Quelle ihrer Macht war nicht fort, aber es schien, als hätte sie sich weit zurückgezogen bis in unerreichbare Tiefen. Amanda biss sich auf die Unterlippe. Musste sie wirklich untätig herumsitzen, während die anderen kämpften? Nichts weiter tun, als den Kopf unten zu halten und zu hoffen, dass kein Engel sie fand? Und wenn doch? Dann würde sie sich darauf verlassen müssen, dass Jul sie beschützte. Er der mutige Ritter und sie die holde Dame in Not. Wie unerträglich kitschig.
    Amanda schüttelte sich. Da schien immer Balthasars Stimme zu sein, die ihr zuflüsterte, dass es ein Zeichen von Schwäche war, sich auf andere zu verlassen. Sie bekam sie nicht aus dem Kopf. Sie wollte nicht tatenlos abwarten, dass andere den Kampf für sie entschieden. Sie musste etwas unternehmen.
    Ein leises Geräusch in ihrer Nähe schreckte sie auf.
    Nachaschs Diener hockte noch dort auf dem Boden, wo er hingefallen war. Doch nun regte er sich, kroch auf allen vieren von der Tür zurück, schien sich hinter dem Konferenztisch verstecken zu wollen. Wie unglaublich armselig. Dieser Anblick gab den letzten Anstoß. Sie stand auf, schlich vorsichtig zur Tür.
    Neben dem offenen Durchgang drückte sie sich an die Wand, spähte um den Rahmen in den Flur. Dort, ein Wirbel aus Bewegungen! Jul Rücken an Rücken mit Balthasars sich ständig wandelnder Gestalt. Mehrere Engel drängten die beiden immer weiter zurück. Amandas Herz machte einen Satz, als Jul sich nur knapp unter einem Schwertstreich hindurchduckte.
    Ohne länger darüber nachzudenken, trat sie aus dem Raum, eilte auf die beiden zu.
    Ein Brüllen hinter ihr ließ sie herumwirbeln.
    Dort kämpfte eine Dämonin gegen drei Engel. Sie war eingekreist, zwei drangen von vorne auf sie ein, einer schnitt ihr in dem schmalen Gang jegliche Rückzugsmöglichkeit ab. Amanda erhaschte einen Blick auf einen abgetrennten Flügel, wusste, dass dies Nachasch war. Ahnten die Engel, wen sie vor sich hatten? Hatten sie sie deshalb von den anderen abgedrängt?
    Die nutzlosen Schwingen der Dämonin bestanden nicht mehr aus Schatten, sondern wirkten fledermausartig. Sie waren so weit ausgebreitet, dass die nun ledrigen Enden Decke und Wände des Gangs streiften. Knochige Dornen ragten zwischen den Membranen hervor, gefährlich spitz. Die linke Schwinge traf einen Engel vor die Brust, schleuderte ihn nach hinten. Ledrige Haut riss, als Flammenschwerter hindurchfuhren. Wieder brüllte Nachasch vor Schmerz. Atemlos beobachtete Amanda den Kampf. Sollte sie eingreifen? Wie?
    Die Dämonin sprang vor, und ihre Klauen schlitzten einem der Gegner vor ihr den Brustkorb auf. Ein weiterer Hieb zerfetzte dem Engel die Kehle, riss ihm den Kopf beinahe von den Schultern. Er fiel in einem Schauer aus schimmerndem Blut, das sich bereits rot färbte, noch bevor er den Boden berührte. Dafür kam der Engel hinter Nachasch bereits wieder auf die Füße.
    Amanda hörte sich selbst eine Warnung rufen, wusste, dass sie zu spät kam. Der hintere Engel stieß zu.
    Die blau flammende Schwertspitze trat auf der Höhe von Nachaschs Bauchnabel wieder aus. Gleichzeitig senkte auch der vordere Engel seine Klinge zwischen die Rippen der Dämonin.
    Amanda fluchte, ohne die Worte zu registrieren. Sie war so dicht davor gewesen, die Waffe in den Händen zu halten! Ohne zu wissen, was sie tun sollte, machte sie einen Schritt nach vorn.
    Nachasch ging in die Knie, und die Engel rissen ihre Klingen mit einem Ruck aus dem Fleisch ihrer Gegnerin. Der vordere hob das Schwert erneut zum Schlag. Der Schlag, der Amandas Hoffnungen endgültig begraben würde.
    Das durfte nicht sein! Es durfte nicht so enden! Nicht nach allem, was sie bereits durchgemacht hatten.
    Amanda lauschte in sich hinein, versuchte die Macht heraufzuzwingen, die in ihrem Inneren schlummerte. Aber je verzweifelter sie danach griff, desto weiter schien sich die Quelle ihrer Magie von ihr zu entfernen. Sie würde es nicht schaffen …
    »Ach, scheiß drauf.« Amanda rannte los. Zwei Schritte, dann prallte sie von hinten gegen den Engel. Er wurde nach vorn gerissen, und Amanda fühlte den Ruck, als Nachaschs ausgestreckte Klauen den Schwung bremsten. Sie selbst landete neben der Dämonin auf den Knien. Warme, klebrige Tropfen trafen ihre Wange, und der Schrei des Engels gellte ihr in den Ohren. Nachasch schleuderte ihren blutenden Angreifer gegen die Wand, stieß gleichzeitig die zerfetzten Reste ihrer Flügel nach

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