Aeternum
vorhast, das zu tun.«
Ein Lachen schüttelte Nachaschs Körper, ging in einen Hustenanfall über. Sie schob eine Klauenhand in Amandas Nacken, zog sie zu sich herunter. Aus nächster Nähe blickte Amanda in grüne Augen, die dunkel waren vor Schmerz. Sie musste sich anstrengen, um die nächsten Worte zu verstehen. »Ich trage sie stets bei mir. Auch wenn ich nicht wusste, was sie bewirken kann, habe ich doch immer geahnt, dass sie nicht in die Hände eines Konkurrenten fallen sollte.«
Ihre freie Hand schloss sich um Amandas Rechte, führte sie zu ihrem Oberschenkel. Zuerst zuckte Amanda zurück, doch Nachasch hielt ihr Handgelenk fest umklammert. Ihre Finger glitten über fieberheiße Haut, ertasteten schließlich auf der Innenseite des Oberschenkels etwas Hartes. O nein … Amanda verzog das Gesicht.
»Es gibt schon seit einer Weile eine tolle Erfindung, nennt sich Safe. Ist eine sehr gute Möglichkeit, wertvolle Gegenstände aufzubewahren.« Sie plapperte noch immer, das war ihr klar, aber sie konnte nichts daran ändern. Immerhin war sie gerade erst fast gestorben. Schon wieder. Und in der Ferne erklangen die Geräusche des Kampfes, und sie wusste nicht, wie sie jemals lebend aus diesem Gebäude kommen sollte. Als wäre das noch nicht genug, musste sie zudem einen Dämon aufschlitzen, um an das heranzukommen, was sie so dringend suchte.
Nachaschs Griff lockerte sich, ihre Hand glitt aus Amandas Nacken. Eine Weile lag sie mit geschlossenen Augen da, atmete flach.
»Brich eine Spitze aus meinen Flügeln«, flüsterte sie schließlich. »Die sollte scharf genug sein.«
Zögernd blickte Amanda zu der Ansammlung zerrissener ledriger Haut und spitzer Knochen in Nachaschs Rücken. »Das wird weh tun.«
»Bist du immer so ungehorsam?«
»Ich dachte, das wäre inzwischen klargeworden.« Musste wirklich jeder Dämon sie nach ihrem Gehorsam beurteilen wie einen Hund? Wütend erhob sich Amanda. Gut, das machte es zumindest leichter, Nachasch weh zu tun. Sie ging um die Dämonin herum und packte eine freiliegende Knochenspitze. Als wollte sie einen Stock brechen, stellte sie einen Fuß darauf. Mal sehen, wie überheblich die Dämonin danach noch war. Bevor Wut und Entschlossenheit verfliegen konnten, zog Amanda mit einem Ruck an der Spitze. Nachasch stieß einen erstickten Schmerzlaut aus.
Der Knochen brach nicht so leicht wie ein Stock. Amanda biss die Zähne zusammen, zog fester und versuchte, nicht daran zu denken, wie sich das für Nachasch anfühlen mochte. Dennoch kribbelte ihr Rücken, als könne sie eine Ahnung des Schmerzes spüren.
Der Körper der Dämonin verkrampfte sich, sie stöhnte gedämpft auf. Mit einem Mal knackte es. Amanda verlor das Gleichgewicht, stolperte einen Schritt zurück, bevor sie sich wieder fing. Schwer atmend stand sie eine Weile einfach nur da. In der Hand hielt sie ein spitzes Stück blutigen Knochens, das an der Stelle dünner wurde, an der es gebrochen war. Die Dämonin musste die Form verändert haben, um ihr zu helfen.
Wieder ging Amanda neben Nachasch in die Knie. Die Rechte der Dämonin lag dicht neben ihrem Gesicht, und blutige, halbmondförmige Bissspuren zogen sich über die Daumenwurzel. Die Wunde heilte nicht. War Nachasch etwa schon tot? Es sollte sie nicht kümmern, dennoch musste Amanda schlucken. Nein, sie lebte! Ihre Brust hob und senkte sich kaum merklich.
»Ich weiß, dass dein Meister versucht hat, meinen wahren Namen herauszufinden«, flüsterte die Dämonin heiser. »Bevor du ihn tötest, sag ihm, er lautet Samael. Er soll wissen, wer ihm seinen Untergang gebracht hat.«
Darum ging es ihr also, deshalb hatte sie Amanda gerettet und gab ihr nun die Waffe. Sie wollte Rache.
»Das ist ein Engelname, nicht wahr?« Wo hatte Amanda ihn nur schon mal gehört? »Was für ein Engel warst du, Samael?« Sie drehte das Stück Knochen in den Händen, zögerte, damit irgendetwas zu tun. Allein bei dem Gedanken, es zu verwenden, um an die Waffe heranzukommen, wurde ihr übel. Einen Knochen abzubrechen, der kaum Ähnlichkeit mit einem Teil menschlicher Anatomie hatte, war eine Sache. Ihn zu verwenden, um ein Bein aufzuschlitzen, eine ganz andere.
»Was weißt du über die Hierarchie der Engel?«
Froh über die Ablenkung versuchte Amanda zusammenzukratzen, was Jul ihr erzählt hatte. »Ganz unten stehen die normalen Engel, darüber die Erzengel … und darüber wieder die Seraphim, nicht wahr?«
Die Dämonin nickte schwach. »Es gibt noch mehr Ränge, aber ja, so
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