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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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erreichten. »Sie reagiert auf nichts. Und irgendeine Art von Barriere umgibt sie.«
    »Zum Glück. Sonst hättest du ihr wohl bereits das Messer abgenommen und sie getötet.«
    Baal machte sich nicht einmal die Mühe zu leugnen, betrachtete Amanda lediglich nachdenklich. »Das wäre vielleicht eine Gnade. Sie wirkt nicht gerade friedlich.«
    Langsam glitt Jul näher, bis das Licht seiner Flügel auf Amandas Züge fiel. Tatsächlich zuckten ihre Augen unter den geschlossenen Lidern unruhig hin und her, und ihre Finger lagen so fest um den steinernen Griff der Waffe, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Er streckte die Hand nach ihr aus, aber seine Finger stießen auf Widerstand, wie Baals Worte es angekündigt hatten. Aber irgendwie musste sie erreichbar sein! Er würde nicht auch noch sie verlieren. Vor allem nicht sie.
    »Amanda!«
    »Du hörst mir nicht zu, Engel. Ich sagte doch, sie reagiert auf nichts. Ich habe sogar Schmerz durch ihr Tattoo gejagt.«
    Juls Flügel zuckten. Seine Finger schlossen sich fester um den Griff des Schwertes. Doch da waren Karins Worte, Karins letzter Wille. Er zwang sich zur Ruhe. »Es wäre besser, du gehst.«
    Um Karins willen wollte er nicht gegen Baal kämpfen, aber genauso wenig konnte er dessen Nähe länger ertragen. Dann allerdings kam ihm ein Gedanke. Er räusperte sich. »Ich habe den Engeln gesagt, sie sollen die Kämpfe beenden. Tu dasselbe mit den Dämonen, und vielleicht können wir den Waffenstillstand wiederherstellen. Diese Kämpfe gehen vor allem auf Kosten der Menschen, und es gibt keinen Grund, sie fortzusetzen.« Während er sprach, nahm er den Blick nicht von Amandas zusammengekrümmter Gestalt. Sie sah mitgenommen aus, wie meist, seit er sie kannte. Die Kleidung zerrissen und voller Blut, und die dunklen Schatten unter ihren Augen waren ganz sicher nicht nur dem unsteten Licht geschuldet. Wenn er doch nur einen Weg finden könnte, ihr zu helfen.
    Baal neben ihm rührte sich nicht. »Auf das Friedensangebot komme ich vielleicht später zurück. Für den Moment bleibe ich.«
    Nun erst wandte Jul den Kopf und sah Baal an. Konnte der Dämon denn wirklich nichts anderes tun, als ihm das Leben schwerzumachen? »Warum? Das Messer bekommst du nicht, dafür werde ich sorgen, egal was sonst geschieht.«
    Baal begegnete seinem Blick mit herablassendem Lächeln. »Diese drei Schwingenpaare machen dich nicht unbesiegbar. Schon gar nicht, wenn man deine große Schwäche kennt.« Ein knappes Nicken in Amandas Richtung begleitete diese Worte. »Wie wäre es mit einem Angebot, das du nicht ablehnen kannst? Karins Opfer hat mir mehr Kraft gegeben, als ich seit Jahrhunderten hatte. Noch ein wenig mehr, und ich finde vielleicht einen Weg in Amandas Träume, um sie aus dem Labyrinth ihres eigenen Geistes wieder in die Welt der Wachen zu führen.«
    Dämonen! Jul schnaubte. »Du bist schlimmer als ein Geier. Und ich wette, du bist auch gieriger. Wenn ich auf diesen Handel einginge, würde dir das Messer als Preis nicht genügen, nicht wahr? Hast du denn nie genug?«
    Ein weiteres Lächeln kräuselte Baals Lippen, doch nun lag eine gewisse Bitterkeit darin, die Jul sich nicht erklären konnte. »Solltest du nicht wissen, wie es mit der Macht ist? Du hast jahrtausendelang einem Gott gedient, dessen Eroberungszug die halbe Welt umspannt hat. Man hat wirklich nie genug.«
    »Jehovah hat auch nur Befehle befolgt.«
    Juls Kopf ruckte herum. Amandas Augen standen offen, und ihr Blick ruhte auf dem Dämon.

44
    S ie hatte die Stimmen schon die ganze Zeit vernommen. Die eine, auf die sie nicht hören wollte. Die andere, die so voller Sorge und Wärme war und zu der es sie hinzog wie eine Motte ins Licht. Doch das hatte sie nicht geweckt, genauso wenig wie der Schmerz. Zu tief steckte sie in einem Sumpf aus Bildern und fremden Gefühlen, hatte nicht die Kraft, sich zu befreien. So lange nicht, bis das Wort »Angebot« in ihr Bewusstsein drang. Balthasar. Er war wieder dabei, sein Netz zu spinnen. Konnte er es denn nie lassen? Er durfte nicht noch jemanden darin fangen. Vor allem nicht Jul. Mit einem schmerzhaften Ruck riss sie sich aus dem Sumpf los, driftete an die Oberfläche.
    Sie öffnete die Augen und sah den Dämon an. Lange hielt sie seinem Blick stand, länger als je zuvor. »Du bekommst Jul nicht.«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich, und ihr Blick wanderte weiter zu dem Engel. Irgendetwas musste sie ihm sagen, hatte sie bereits begonnen zu sagen. Etwas, das wichtig

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