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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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aus. Den halb durchscheinenden Kiel hielt er Amanda hin. »Trage sie so, dass sie deine Haut berührt, und sie wird dämonische Einflüsse von dir fernhalten.«
    Sie streckte die Hand aus, hielt jedoch inne, als sie bemerkte, was sie tat. Ihr Blick huschte zu ihrer Zimmertür, zu den groben Buchstaben, die tief in das Holz eingebrannt waren. Amanda schluckte. Verrat, stand dort an erster Stelle. »Balthasar wird wissen, dass ich ihn hintergangen habe.«
    »Trage die Feder erst dicht bei dir, wenn du im Krater bist. Er wird merken, dass sein Zauber nicht funktioniert, aber er wird eine Weile damit beschäftigt sein, den Grund dafür herauszufinden, denn dort geht einiges nicht mit rechten Dingen zu. In dieser Zeit wird er nicht einen Gedanken an deinen Bruder verschwenden. Oder an irgendetwas anderes.«
    Eine gute Gelegenheit für die Engel, Roman zu befreien. Falls Michael das tatsächlich vorhatte. Konnten Engel lügen? Waren sie tatsächlich die Guten in diesem Spiel oder einfach auf eine andere Art fremdartig als die Dämonen? Genau genommen wusste sie rein gar nichts über dieses Wesen mit seinen schimmernden Flügeln und seinem Schwert, das förmlich aus dem Nichts aufgetaucht war und von ihr verlangte, ihm zu vertrauen.
    Unter Michaels abwartendem Blick wippte sie auf den Fußballen vor und zurück, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Wenn ich das hier nicht mache, würde dir das eine Menge Problem bescheren, schätze ich.«
    Wieder huschte dieses milde Lächeln über sein Gesicht. »Das ist gut möglich.«
    »Du hättest dann wahrscheinlich wichtigere Dinge zu tun, als auf mich und Roman zu achten.«
    Der Erzengel schwieg, die Feder noch immer ausgestreckt. Kein weiterer Blick zum Fenster verriet seine Ungeduld, doch Amanda wusste, dass er nicht ewig auf ihre Entscheidung warten würde. Und sein Schweigen sagte ihr alles, was sie wissen musste. So viel dazu, dass die Erfüllung seiner Bitte keine Bedingung für seine Hilfe darstellte.
    Noch einmal sah Amanda zu den verkohlten Worten an ihrer Tür. Sie war drauf und dran, das Leben ihres Bruders in die Hände eines Fremden zu legen. Doch sollte Roman etwa den Rest seiner Tage in Balthasars Keller verbringen, nur weil seine Schwester zu feige war, eine einmalige Gelegenheit zu nutzen, wenn sie sich ihr bot?
    Mit einem Ruck wandte sie sich von der Liste in der Tür ab und griff nach der Feder.

9
    D ie U5 fuhr nur bis zur Schillingstraße, dann musste Jul aussteigen und die Karl-Marx-Allee hinunterlaufen. Die breite Straße lag still da, keine Spur von den vielen Autos, die dort normalerweise vorüberrauschten. Nur die Blätter der Bäume auf dem Mittelstreifen raschelten im Wind.
    Erst bei einem der alten, herrschaftlich wirkenden Häuser entdeckte Jul Menschen. Eine Familie lud gerade Gepäck in ein Auto. Während er sich näherte, schlug der Vater den Kofferraum zu.
    »Warum kommst du nicht gleich mit, Mama?«, fragte ein kleines Mädchen.
    Die Mutter zerzauste ihrer Tochter das Haar. »Ich muss noch ein paar Tage arbeiten, Schatz. Aber ich komme nach, sobald ich kann.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen. Und nun ab mit euch ins Auto. Und seid lieb zu Oma und Opa.«
    Die Kinder kletterten auf den Rücksitz, gerade als Jul die Familie passierte. Ehe auch der Vater ins Auto stieg, wandte er sich noch einmal an seine Frau. »Falls es schlimmer wird …«
    »Komme ich sofort nach. Glaub mir, ich fühle mich auch nicht wohl in der Nähe von diesem Krater. Aber bisher hat alles gehalten, also wird es das auch ein paar Tage länger tun, bis ich dieses Projekt abgeschlossen habe. Und wenn nicht, wird sicher rechtzeitig eine Warnung rausgegeben. Heutzutage kann man das alles frühzeitig feststellen und …«
    »Das hat den Leuten auf dem Alex nicht geholfen.« Der Mann klang besorgt.
    »Da hat doch auch noch niemand mit einem Erdbeben gerechnet. Mach dir keine Sorgen um mich, es wird schon nichts passieren.«
    Jul wurde langsamer, zögerte. Sollte er der Frau sagen, dass sie die Stadt besser gleich verließ, weil hinter alldem mehr steckte als ein einfaches Erdbeben? Aber was sollte er ihr erzählen? Dass Engel und Dämonen irgendeinen übernatürlichen Grund für die Katastrophe vermuteten? Er konnte sich vorstellen, wie glaubhaft er mit einer solchen Geschichte klang.
    Als der Motor des Autos ansprang, sah er noch einmal zurück. Die Frau stand allein auf dem Bürgersteig und winkte ihrer Familie nach. Nein, wahrscheinlich hatte sie sogar recht, und in den

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