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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Bewusstsein, bereit, sie wieder anzufallen, sobald sie zurück in den Schlaf sank.
    Aber hatte tatsächlich nur der Traum sie geweckt? War da nicht irgendetwas gewesen? Ein Geräusch? Sie setzte sich auf, sah sich suchend um.
    Schattenhaft konnte sie die Umrisse der Möbel erkennen. Schrank, Schreibtisch, Bücherregal. Die Türen, zwei rechteckige schwarze Löcher. Eine führte in den Flur, war von außen verschlossen, die andere ins Bad. Alles war wie immer.
    Amanda rieb sich den Schlaf aus den Augen. Sie brauchte ein Glas Wasser, danach konnte sie vielleicht weiterschlafen.
    Ein Klopfen ließ sie zusammenfahren. Es kam vom Fenster.
    War das möglich? Sie spähte in Richtung der zugezogenen Vorhänge. Einmal, in einer sehr verzweifelten Nacht, hatte sie herausgefunden, dass sie aus ihrem Bettzeug kein Seil knüpfen konnte, das von ihrem Fenster bis zum Boden reichte. Wenn dort draußen jemand an der Fassade hing, musste er also entweder einige Mühen auf sich genommen haben … oder er war kein Mensch.
    Laut und schnell hörte Amanda das Pochen ihres Herzschlags in ihren Ohren. Hatte Nachasch beschlossen, sie doch sofort töten zu lassen? Aber seit wann klopften Auftragskiller höflich an? Vielleicht um sie zu täuschen, sich einen Weg in ihr Zimmer zu erschleichen, vorbei an den Schutzzaubern am Fenster?
    Amanda zwang ihre Gedanken zur Ruhe. Wilde Spekulationen brachten sie nicht weiter. Sie tastete nach dem Lichtschalter, gerade als das Klopfen erneut erklang. Die Nachttischlampe flackerte auf, tauchte den Raum in schummriges Halbdunkel. Sie konnte nicht im Bett sitzen bleiben und schon gar nicht wieder einschlafen, ohne zu wissen, wer oder was dort draußen war. Entschlossen schlug sie die Decke zurück.
    Der Teppich verschluckte die Schritte ihrer nackten Füße, als sie sich vorsichtig dem Fenster näherte. Mit einer abrupten Bewegung zog sie den Vorhang beiseite, wich sofort wieder einen Schritt nach hinten.
    Nichts geschah. Kein Monster versuchte, sie durch die Scheibe anzuspringen.
    Amanda atmete tief durch und spähte nach draußen. Der Schein der Nachttischlampe machte das Fenster beinahe zum Spiegel. Doch zeichnete sich dahinter nicht ein heller Fleck ab, ein Gesicht? Sie kniff die Augen zusammen, trat einen Schritt näher. Tatsächlich! Das Gesicht lächelte, als sich ihre Blicke trafen, formte mit den Lippen Worte, die sie nicht hören konnte. Doch der Finger, der nun erneut ganz in der Nähe des Griffs gegen die Scheibe klopfte, sprach auch so eine deutliche Sprache.
    Neugierig lehnte sich Amanda vor, schirmte die Augen vor dem Licht im Zimmer ab. Wer auch immer dort draußen saß, konnte oder wollte das Glas nicht durchbrechen, sonst hätte er es sicher längst getan. Sie hatte also nichts zu befürchten, solange sie das Fenster nicht öffnete.
    Dennoch ging ihr Atem so schnell, dass die Scheibe sofort beschlug. Der weiße Dunst brachte die Erinnerung an den Traum zurück. Eilig wischte sie ihn fort, konzentrierte sich darauf, jenseits des Fensters etwas zu erkennen.
    Blondes Haar umrahmte das Gesicht, wild wie eine Löwenmähne. Hinter dem Rücken der Gestalt erhoben sich zwei helle Schemen.
    Amanda schnappte nach Luft. Flügel, das waren Flügel! Gebilde aus Licht, das so schwach glomm, dass die Ränder in der Dunkelheit zerfaserten. Sie bewegten sich leicht, wohl damit ihr Besitzer auf dem Sims vor dem Fenster das Gleichgewicht halten konnte. Ein Engel!
    Vorausgesetzt natürlich, dies war kein Trick. Balthasar hatte sich am Abend in eine Art Höllenhund verwandelt, er konnte sich Klauen wachsen lassen … Was sollte also einen Dämon davon abhalten, auszusehen wie ein Engel?
    Dennoch packte sie den Fenstergriff, drehte ihn allerdings nur auf Kipp. Kühle Nachtluft strömte durch den Spalt herein, strich um ihre nackten Beine und machte ihr bewusst, dass sie sich nur im T-Shirt schlafen gelegt hatte. Unbehaglich zupfte sie den Saum ein Stück nach unten. Wenn vor ihrem Fenster tatsächlich ein Engel saß, erntete sie nun womöglich wieder einen missbilligenden Blick.
    Aber vielleicht konnte sie ihn auch dazu bringen, ihr und Roman zu helfen. Immerhin waren seine Leute per allgemeingültiger Definition die Guten. Konnte der Engel sie wirklich ihrem Schicksal überlassen, wenn er erfuhr, dass sie nie freiwillig in Balthasars Dienste getreten war?
    Amandas Finger strichen über die verhärteten Linien ihres Tattoos. Nein, die Engel wussten von den Seelenverkäufen und den Sklavendiensten und

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