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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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sie hatte kein Problem damit, ihn vorzuschicken, damit er zuerst auf die Stellen trat, an denen man möglicherweise einbrechen oder sich sonst wie verletzen konnte.
    Mit einem Schulterzucken machte er sich an den Abstieg.
    *
    Beton und Erde knirschten unter seinen Füßen, als Amandas Begleiter den Grund des Kraters erreichte. Die Strickleiter schwankte für einen Moment stärker, und sie klammerte sich daran fest, starrte stur auf die Kraterwand vor ihrer Nase. Nur nicht nach unten sehen.
    Dann hörte sie, wie sich der Engel-Typ einige Schritte entfernte. Steine kullerten.
    Schließlich spürte auch Amanda unebenen Boden unter den Füßen und drehte sich um. Ihr Begleiter hatte ihr den Rücken zugekehrt, ein Fuß ruhte auf einem Felsbrocken, der andere stand etwas tiefer. In dieser Pose wirkte er wie ein Entdecker, der skeptisch das neue Land betrachtete, das vor ihm ausgebreitet lag. Skepsis war wahrscheinlich auch angebracht.
    Noch ein wenig unsicher auf dem Geröll trat Amanda neben ihn. Ein Stück entfernt erhob sich halb unter Trümmern begraben eine recht gut erhaltene Wand. Rechts davon, dort, wo früher der Kaufhof gestanden haben mochte, türmte sich ein Schuttberg bis fast zur Kraterkante.
    »Wir könnten uns trennen.« Er wandte sich halb um, sah sie an.
    Amanda schüttelte den Kopf. »Hast du nicht gehört? Wir sollen zusammenbleiben. Die trauen einander nicht so weit, wie ich einen Elefanten werfen kann. Wahrscheinlich ist es ihnen wichtig, dass wir dieselben Entdeckungen machen.«
    Wieder dieser Blick, distanziert und voller Misstrauen. »Dein Meister ist bestimmt sehr zufrieden mit dir.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging über das Geröll davon. Er bewegte sich erstaunlich sicher über den unebenen Boden. Während Amanda ihm folgte, ballte sie die Hände zu Fäusten. Als hätte der Blick noch nicht gereicht, um ihr deutlich zu machen, was er von ihr hielt. Verdammtes, arrogantes Arschloch!
    Für eine Weile kletterten sie schweigend. Ohne es abgesprochen zu haben, hielten sie dabei auf die halbwegs intakte Wand zu. Die Öffnungen leerer Fenster klafften darin, möglicherweise gab es dahinter etwas zu entdecken, und irgendwo mussten sie ja anfangen.
    Unter ihren Schritten lösten sich ständig kleinere Trümmerstücke, kullerten in Löcher und Ritzen. Doch je näher sie dem Zentrum des Kraters kamen, desto deutlicher glaubte Amanda, auch in der Ferne Kullern und Klacken zu hören. War das Trümmerfeld etwa die ganze Zeit in Bewegung? Stürzten unter ihren Füßen immer noch Stück für Stück kleinere Hohlräume in sich zusammen? Der Gedanke ließ sie schaudern.
    »Hey, du.« Selbst ein Gespräch mit dem Engel-Typ war besser, als weiter auf diese unheimlichen Geräusche zu lauschen.
    Er sah kurz zu ihr zurück, ohne zu antworten, konzentrierte sich dann sofort wieder darauf, wohin er seine Füße setzte.
    »Wie heißt du?«
    »Jul.«
    »Schön, ich bin Amanda. Freut mich nicht unbedingt, dich kennenzulernen, aber immerhin weiß ich nun, wie ich dich nennen soll.«
    »Ebenso.« Jul schwenkte nach links, um etwas zu umrunden, das aussah, als könnte es einmal Teil eines Brunnens gewesen sein. Warum musste er nicht nur arrogant, sondern auch einsilbig sein? Selbst ein ordentlicher Streit wäre eine Erleichterung gewesen, wenn er nur das stete Rutschen und Kullern im Hintergrund übertönt hätte. Sie ließ den Blick schweifen. Hier und dort schienen sich kleinere Trümmerstücke ein wenig zu bewegen, aber nirgendwo sackte etwas ein. Das war zumindest etwas.
    Jul hatte derweil ein wenig Vorsprung gewonnen, und sie beeilte sich, wieder zu ihm aufzuschließen. »Was genau bist du?«
    Er blieb stehen, sah mit gerunzelter Stirn zu ihr zurück. »Wie meinst du das?«
    »Was du bist. Ein Mensch, ein Engel mit besonders wenig Respekt vor seinen Vorgesetzten, was ganz anderes? Wenn wir schon zusammen in diesem Loch festsitzen, würde ich gerne wissen, womit ich es zu tun habe. Immerhin macht es einen Unterschied, falls einem von uns was passiert, nicht wahr?«
    Juls Miene verdunkelte sich, noch während sie sprach. Lag es an der Frage oder an der Tatsache, dass sie überhaupt versuchte, mit ihm zu reden? Vielleicht an beidem.
    »Ein Engel.« Abrupt wandte er sich ab, setzte seinen Weg trotz des unebenen Bodens noch schneller fort. Mit einem Seufzen folgte Amanda ihm. Sie würde wohl etwas anderes suchen müssen, um sich von dem mulmigen Gefühl in ihrer Magengegend abzulenken. Immer wieder strich ihr

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