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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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dass er mit Juls Antwort alles andere als glücklich war, wandte er sich schließlich ab und dem Krater zu. »Dann können wir ja beginnen.«
    Die Dämonin nickte, und auf einen Wink von ihr traten ihr Artgenosse und die Menschenfrau näher.
    Michael ließ den Blick kurz über den Krater schweifen, und Jul tat es ihm gleich. Auf der anderen Seite des Loches konnte er abgerissene und verbogene S-Bahn-Schienen erkennen. Große Schutthaufen türmten sich an den Stellen, an denen früher einmal Gebäude gestanden hatten, fast bis auf Straßenniveau. Dazwischen ging es erschreckend weit hinab, und der Abstieg würde sicherlich nicht einfach werden. Dann jedoch entdeckte Jul zwei metallene Pflöcke, die jemand nahe der Kante in den Asphalt getrieben hatte. Seile führten von dort in die Tiefe. Eine Strickleiter vielleicht?
    »Eure Aufgabe ist einfach.« Die Dämonin sprach. »Haltet im Krater nach allem Ausschau, das euch ungewöhnlich erscheint.«
    »Sucht außerdem einen Weg in die Tiefe«, fiel Michael ihr ins Wort. »Die Menschen, die vor euch in den Krater gestiegen sind, scheinen einen gefunden haben. Bedauerlicherweise ist kurz darauf der Kontakt zu ihnen abgebrochen.«
    »Ihr kehrt erst um, wenn ihr jeden möglichen Weg erkundet habt …«
    »… aber ihr unternehmt nichts weiter, außer euch umzusehen. Fasst nichts an und bleibt zusammen.« Engel und Dämonin ergänzten einander erstaunlich gut, obwohl das wahrscheinlich nicht in ihrer Absicht lag. Aus ihrem Mund klang die Mission nach einem etwas komplizierteren Spaziergang. Erneut fragte sich Jul, was sie dort unten tatsächlich erwarten würde. Je mehr Michael und die rothaarige Dämonin es vermieden, über mögliche Gefahren zu sprechen, desto sicherer war er, dass er froh sein konnte, wenn er am Ende des Tages noch in der Lage war, wieder aus dem Krater herauszuklettern. Jul blickte zu der Menschenfrau hinüber. Die ganze Unternehmung wurde nicht einfacher dadurch, dass sie ihn begleiten würde. Sie war zwar kein Dämon, aber sie diente einem. Das machte sie alles andere als vertrauenswürdig.
    Sie erwiderte seinen Blick mit verschlossener Miene. Wahrscheinlich war sie hübsch, wenn sie lächelte, doch für den Moment bildeten ihre Lippen einen dünnen Strich. Ihre ganze Haltung drückte Anspannung aus.
    Nein, diese Mission würde mit Sicherheit alles andere als ein Spaziergang werden.

10
    D a war er wieder, dieser Blick. Der Typ in der Jeansjacke schaute sie an, wie es auch die Engel taten, die in Michaels Begleitung gekommen waren. Im ersten Moment hatte sie nicht daran gezweifelt, dass er einer von ihnen war. Selbst die Farbe des Haars stimmte. Es war so blond, dass man es fast weiß nennen konnte. Doch die Art, wie er Michael begegnet war … Hielten sich auch die Engel Diener?
    Unruhig zupfte Amanda am Ärmel ihrer Bluse in dem Bemühen, das Tattoo ganz zu verdecken. Doch das konnte sie sich eigentlich sparen. Die neuen Zeichen an ihren Schläfen brannten noch immer, und ihr Rot leuchtete mit Sicherheit unter ihrem Haar hervor. Michael hatte recht behalten, was Balthasars Pläne anging.
    Nachasch und der Erzengel beendeten ihre Rede, und Michael deutete zum Rand des Kraters hinüber. »Dort hinten führt eine Strickleiter hinab. Viel Glück.«
    Das war es also. Ziemlich unbeeindruckend dafür, dass sie soeben in unbekannte Gefahren entlassen worden waren. Doch wahrscheinlich passend zu der Bedeutung, die man ihnen beimaß. Oder zumindest ihr. Ob die Engel für den Auftrag auch jemanden ausgewählt hatten, den sie loswerden wollten?
    Amanda schulterte den Rucksack, in dem verschiedene Werkzeuge klapperten, und setzte sich in Richtung Kraterrand in Bewegung. Sie glaubte Balthasars Blick in ihrem Rücken zu spüren, doch sie drehte sich nicht noch einmal um. Darauf, sich von ihm zu verabschieden, konnte sie getrost verzichten.
    In sicherem Abstand zur Kante blieb sie stehen und spähte in die Tiefe. Zerfetzte Wasser-, Strom- und Telefonleitungen ragten aus dem steilen Abhang, ebenso Teile von Fundamenten, die nicht vollständig hinabgestürzt waren. Der Grund des Kraters sah nicht besser aus, sie würden mehr klettern als laufen müssen. Verdammt, diese Mission hatte noch nicht einmal richtig begonnen, und sie verspürte schon das dringende Bedürfnis umzukehren.
    Schritte hinter ihr. Der Typ, den die Engel geschickt hatten, trat neben sie, und sie machte eine einladende Geste in Richtung Strickleiter. »Nach dir.«
    Das war vielleicht nicht nett, aber

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