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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Trümmern in dem Büroraum. Allein die Erinnerung an die staubige, leblose Hand verursachte ihr Übelkeit. Mit einem Mal erschien es ihr sehr wahrscheinlich, dass Nachasch bekommen würde, was sie sich wünschte. Selbst wenn sie dort unten Glück hatten, wie viele schmale Löcher und einsturzgefährdete Hohlräume mochte es noch auf ihrem Weg geben? Und sie konnten nicht umkehren, bevor sie nicht alles erkundet oder zumindest irgendetwas gefunden hatten, das den Einsturz erklärte. Nachasch würde am Kraterrand stehen und ihr auf die Finger treten, wenn sie versuchte, dieses verdammte Loch zu verlassen, bevor ihre Aufgabe erfüllt war.
    Amandas Kehle wurde ihr eng. Unter Trümmern begraben zu werden war bestimmt kein angenehmer oder auch nur schneller Tod. Wenn man Pech hatte, lag man stundenlang verletzt in der Dunkelheit, erstickte langsam und qualvoll.
    Sie schluckte, holte tief Luft, um die herankriechende Panik zu vertreiben. Nur nicht daran denken, was geschehen könnte. Sie würde dies durchstehen, sie würde überleben. Und selbst wenn sie starb, war immerhin Roman in Sicherheit. Zumindest falls Michael sich an ihre Abmachung hielt. Vielleicht war es langsam an der Zeit, ihren Teil davon zu erfüllen. Amandas Finger glitten zum Seitenfach mit der Feder.
    »Hast du eine Taschenlampe dabei?«
    Sie zuckte zusammen. Jul hockte neben dem Spalt und sah fragend zu ihr hoch. Amanda nickte, ging ebenfalls in die Hocke und wühlte in ihrem Rucksack. Ein Seil, ein Klappspaten, was auch immer sie mit Letzterem sollte … Balthasar hatte die Ausrüstung zusammengestellt.
    Schließlich fand sie, was sie suchte, und reichte Jul die Taschenlampe, der sich sofort flach auf den Bauch legte, um in den Spalt hineinzuleuchten. Sein weißblonder Haarschopf verschwand beinahe vollständig darin. Das war die Gelegenheit. Bald würden sie unter der Erde sein und womöglich etwas finden, das Balthasar nicht sehen sollte.
    Erneut tastete Amanda nach dem Seitenfach, den Blick weiterhin auf Jul gerichtet. Im Moment schaute Balthasar noch durch ihre Augen. Und er durfte auf keinen Fall sehen, was sie tat. Sie musste grinsen, als sie feststellte, dass der Hintern des Engels recht ansehnlich war. Perfekt, um den Blick darauf zu konzentrieren.
    Eilig zog sie die Feder heraus, schloss kurz die Augen, um nicht in Versuchung zu geraten, sie anzusehen. Eigentlich musste der Schutz schon wirken, wenn sie das filigrane Gebilde aus Licht nur berührte, doch sie wollte lieber kein Risiko eingehen. Wenn sie Glück hatte, schrieb Balthasar die abgerissene Verbindung tatsächlich der besonderen Beschaffenheit des Kraters zu. Besser, er erfuhr nie, dass sie ihn verraten hatte. Michael mochte ihr seinen Schutz versprochen haben, aber vollkommen sicher fühlte sie sich damit nicht.
    Wohin nun mit der Feder? Kurzerhand schob Amanda sie in ihren Ausschnitt und klemmte sie unter ihren BH. Sicher nicht das, was man eigentlich mit dem Geschenk eines Erzengels tun sollte, aber er musste es ja nie erfahren.
    »Ich sehe Schienen.« Juls Stimme hallte leicht und schickte einen Adrenalinstoß durch ihren Körper. In fliegender Hast ordnete Amanda ihre Kleidung.
    »Das heißt, es geht da unten weiter.« Sie bemühte sich, möglichst gelassen zu klingen, doch ihr Herzschlag hämmerte laut in ihren Ohren. Nun gab es kein Zurück mehr. Sie konnte nur hoffen, dass Michael sich an seinen Teil der Abmachung hielt, Roman befreite und sie beschützte. Falls sie je wieder aus dem Krater klettern sollte, hieß das.
    Jul zog den Kopf aus dem Loch und stemmte sich in eine kniende Position. Auffordernd nickte er in Richtung der Spalte. »Nach dir. Ich halte das Licht.«
    Amanda schluckte schwer, doch sie wollte ganz sicher nicht vor einem verdammten Engel als feige dastehen. Wer zuerst durch das Loch kletterte, war ohnehin gleichgültig, wenn ihnen dort unten irgendwo die Decke auf den Kopf fiel. Also tastete sie an der Kante nach festem Halt und ließ sich mit den Füßen voran hinab.
    Schutt geriet ins Rutschen, doch schließlich fand sie etwas, das nicht unter ihren Tritten nachgab. Vorsichtig schob sie auch ihren Oberkörper durch den Spalt. Stoff riss, als sie mit dem Ärmel irgendwo hängenblieb, aber sie kümmerte sich nicht darum. Viel wichtiger war, dass sie sich nicht irgendeine der stählernen Spitzen, die aus dem Beton ragten, ins Auge rammte.
    Schließlich hockte sie auf dem Schuttabhang, dicht über ihrem Kopf das, was sie kurz zuvor noch als Boden bezeichnet

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