Aeternum
rauchende Hälften. Das blaue Feuer machte die Tatsache mehr als wett, dass er eigentlich nur ein stumpfes Rohr in der Hand hielt. Einem weiteren Biest jagte er eine Kugel in den Kopf. Dann sah er nur noch huschende Schemen und blaue Flammen, roch verbranntes Fell, verbranntes Fleisch, spürte die Zähne, Krallen und sichelförmigen Schwanzklingen, die sich in seinen Körper gruben. In seinem Rücken schrie Amanda auf, fluchte. Kurz darauf klackte etwas.
»Offen!«
Er taumelte nach hinten, während die Flut schuppiger Leiber auf ihn zu stürzte. Ein Schwerthieb sandte mehrere kleine Körper zuckend zu Boden. Doch gleichzeitig spürte er den Schmerz, als sich andere in seine Arme und Beine verbissen. Dann war er endlich durch die Tür, und Amanda warf sich dagegen, drückte sie zu. Sie schlug nach einem der Dämonen, der mit ihnen hereingekommen war, und das Licht ihrer Taschenlampe huschte wild über Decke und Wände eines kleinen Raums.
Mehrere gezielte Hiebe, und sämtliche kleinen Zähne lösten sich aus Juls Fleisch. Er wandte sich Amanda zu. Vor ihren Füßen lag einer der Dämonen, sein Kopf ein unförmiges zermatschtes Ding. Nur langsam nahm es wieder Form an. Zwei der Wesen hingen an ihrem Arm, und sie schlug verzweifelt mit der Taschenlampe auf eines davon ein.
»Halt still!«
Er hatte nicht damit gerechnet, doch sie tat es tatsächlich. Sie streckte den Arm so aus, dass es nur eines Streichs bedurfte, damit die beiden Körper zerteilt zu Boden fielen. Den dumpfen Aufprall noch in den Ohren, wandte er sich dem Ding am Boden zu, dessen Kopf beinahe wieder seine ursprüngliche Form angenommen hatte. Der Schuss knallte laut in dem engen Raum. Der Dämon zuckte noch einmal, dann lag er still, endgültig getötet durch das blaue Feuer, mit dem Jul seine Kugeln umhüllte.
Während Amanda erleichtert aufatmete, sah er sich um. Die Kammer war nur wenige Schritte breit. Dicke Stromkabel verliefen von einem Kasten an der Wand über die Decke, verschwanden schließlich in einem Loch. Einen zweiten Ausgang gab es nicht. Eine Falle. Er hatte es gewusst.
Juls Blick kehrte zu Amanda zurück. Ihre Bluse hatte an mehreren Stellen Risse, und Blut glänzte dunkel auf dem schwarzen Stoff. Selbst durch ihre Jeans hatten sich die Biester gebissen. Ebenso wie durch seine eigene. Über die Wange der Dämonendienerin zog sich ein tiefer Schnitt, wahrscheinlich von einer der sichelförmigen Knochenklingen, in denen die Schwänze der Dämonen endeten. Jul steckte die Pistole weg und trat einen Schritt vor. Er streckte die Hand aus, um sie zu heilen. Wenn sie die Wahrheit sprach und ihre Seele nicht verkauft hatte, würde es funktionieren.
Mitten in der Bewegung erstarrte er. Der Schnitt schloss sich! Langsam, aber doch deutlich sichtbar verheilte er wie in Zeitraffer, bis nur noch ein roter Strich zurückblieb. Langsam ließ Jul die ausgestreckte Hand sinken, trat einen Schritt zurück, begegnete ihrem fragenden Blick. Was wurde hier gespielt? Er fühlte sich betrogen, auch wenn er mit etwas in der Art gerechnet hatte. Natürlich schickten die Dämonen keinen Menschen auf diese Mission. Wie hatte er das glauben können? Sie hatten versucht, ihn zu täuschen, warum auch immer. Dennoch versetzte ihm diese Entdeckung einen Stich. Er hatte sie fast gemocht.
In einer schnellen Bewegung zog er die Pistole erneut. Wie viele Kugeln waren noch im Magazin? Zwei vielleicht. Doch das würde genügen. Er zielte genau auf Amandas Herz.
»Was bist du?«
Eine Zeitlang starrte sie ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Dann verhärtete sich ihre Miene. Ärgerte sie sich über sich selbst? War ihr gerade klargeworden, dass sie unvorsichtig gewesen war? Sie straffte sich und nahm eine übertrieben gerade Haltung ein. »Ich bin ein Mensch, was sollte ich sonst sein?«
»Die Wunden von Menschen schließen sich nicht innerhalb von Sekunden. Das tun nur die von Dämonen.«
»Dämonen versklaven sich nicht gegenseitig.« Langsam, wie um ihn nicht zu erschrecken, nahm sie die Taschenlampe in die linke Hand, krempelte mit der Rechten den Ärmel ihrer Bluse hoch. Im Halbdunkel wirkte ihr Mund dabei wie ein dünner Strich. Wieder wechselte die Taschenlampe die Hand, und Amanda richtete den Strahl auf ihren linken Unterarm. Rot wie frisches Blut wand sich die Schlangentätowierung darum, verschwand schließlich im Ärmel. »Du kannst dich gerne davon überzeugen, dass das Ding nicht aufgemalt ist.«
Jul rührte sich nicht von der Stelle. »Das
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