Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
Vom Netzwerk:
etwas erzähle.«
    Er sprach nicht sofort weiter. Seine Hände spielten mit den Knöpfen seiner Jeansjacke. Metall klackte leise auf Metall. War er nervös? Amanda schwieg, entschlossen, ihm die Zeit zu lassen, die er brauchte.
    Schließlich räusperte Jul sich. »Von der ersten Schlacht hast du wahrscheinlich schon gehört. Das war die Vertreibung der Gefallenen aus dem Himmel, nachdem der Morgenstern aufbegehrt hatte.«
    Amanda runzelte die Stirn. »Der Morgenstern?«
    »Der Höllenfürst, der Oberste der Dämonen, der Erste der Gefallenen Engel …« Jul machte eine Geste, als wolle er andeuten, dass er die Liste noch beliebig fortsetzen konnte.
    »Also Luzifer?«
    Jul verzog das Gesicht, als hätte sie etwas Falsches gesagt, nickte dann aber. Er nannte die Dinge wohl nicht gern beim Namen.
    »Dann meinst du diese Revolution, bei der am Ende alle aufrührerischen Engel in die Hölle verbannt wurden? Ich glaub, darüber hab ich mal einen Film gesehen.«
    Jul verdrehte die Augen. »Darüber haben auch schon unzählige Dichter geschrieben, lange bevor es Filme gab.«
    Gleichgültig zuckte Amanda mit den Schultern. Sie wollte diese Geschichte hören und nicht über alte Bücher belehrt werden. »Okay, und die zweite Schlacht?«
    »Die zweite Schlacht fand vor etwas mehr als zweihundert Jahren statt.« Er starrte ins Leere, als würde er die Ereignisse wieder vor sich sehen, von denen er sprach. Wie alt war er eigentlich?
    »Die Gefallenen kehrten zurück, sie wollten den Himmel für sich erobern, da sie glaubten, ein Recht darauf zu haben. Der Morgenstern …«
    »Also Luzifer …«
    Wieder verzog Jul das Gesicht, kommentierte ihren Einwurf aber ansonsten nicht.
    »Er brach durch unsere Reihen, wir konnten ihn nicht aufhalten, bis er unseren Herrn erreicht hatte. Ich weiß nicht, was genau geschehen ist, ich war zu weit weg. Es gab eine Art Blitz, der uns alle für einen Moment blendete. Als wir wieder sehen konnten, waren der Morgenstern und der Herr fort, und mit ihnen alle Seraphim, die obersten der Engel.«
    »Also …« Amanda räusperte sich. Ihre Zunge klebte inzwischen an ihrem Gaumen. Der Staub der herabstürzenden Steine schien noch in ihrer Lunge zu hängen. Als ahnte Jul, was ihr Problem war, griff er nach einer kleinen Wasserflasche, die in seiner Tasche steckte. Er reichte sie ihr, und Amanda nahm dankbar einen Schluck.
    »Also ist Gott seit zweihundert Jahren verschollen? Und wir reden hier wirklich von Gott? Schöpfer der Welt und so?«
    Ein ernstes Nicken war die Antwort.
    Amanda ließ sich gegen die kalte Betonwand in ihrem Rücken sinken, drückte den Kopf dagegen. Sie brauchte einen Moment, um ihre Gedanken zu sortieren.
    Selbst nachdem sie erfahren hatte, dass es Engel und Dämonen gab, war es ihr schwergefallen, an einen Gott zu glauben. Nur weil die Bibel mit ein oder zwei Dingen recht hatte, hieß das ja noch lange nicht, dass der Rest auch stimmte. Der Gedanke an ein allmächtiges Wesen, das über ihr Schicksal entscheiden konnte, hatte für sie außerdem immer schon etwas Unheimliches gehabt. Sie wollte ihr Leben selbst bestimmen, auch wenn das im Moment zugegebenermaßen nicht sonderlich gut funktionierte.
    Aber Fakten ließen sich nicht leugnen. Sie konnte Jul schlecht als Lügner bezeichnen. Wieso hätte er sie belügen sollen? Es gab also einen Gott, und er war verschollen. Oder tot. Wie das im Krieg nun einmal geschehen konnte.
    Sie löste sich wieder ein wenig von der Wand, blickte Jul an, der sie seinerseits schweigend beobachtete.
    »Ihr habt diesen Kampf also verloren?«, fragte sie langsam.
    Jul schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Wie gesagt, der Morgenstern ist ebenfalls verschwunden, die Dämonen standen genauso ohne Führung da wie wir. Es war … ein Unentschieden. Obwohl ich zugeben muss, dass sich die Dämonen schneller erholt haben als wir. Sie haben sich geweigert, in die Hölle zurückzukehren, und haben es sich auf der Erde gemütlich gemacht, während wir noch damit beschäftigt waren, uns neu zu organisieren.«
    »Deshalb habt ihr den Waffenstillstand ausgehandelt?« Nun lehnte sich Amanda vor. Mit einem Mal passte vieles besser zusammen, auch wenn ihr Teile der Geschichte noch immer schwer greifbar erschienen.
    »Ja, wir hätten versuchen können, sie zurückzutreiben, aber diese Schlacht hätte auf der Erde stattgefunden.«
    »Also dachtet ihr, anstatt einmal ein bisschen Chaos anzurichten, während ihr aufräumt, lasst ihr lieber zu, dass die Dämonen hier

Weitere Kostenlose Bücher