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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Richtung des Fahrersitzes erklang. Nun wirkte sie etwas ruhiger. »Falls nicht, besorge ich eins. Ihr zwei braucht eh frische Klamotten, und was zu futtern wahrscheinlich auch.«
    »Ist beim letzten Erdbeben noch irgendetwas eingestürzt, abgesehen vom Fernsehturm?« Jul hatte sich offensichtlich wieder in seinem Sitz zurückgelehnt, denn diese Worte erklangen von weiter weg als zuvor.
    Auch Amanda hatte auf ihrem Weg hinaus Trümmer der metallenen Kugel gesehen, die bis zum Morgen noch die Spitze des Turms geziert hatte. Wären sie zu diesem Zeitpunkt nicht noch unter der Erde gewesen, hätte sie das fallende Gebäude womöglich erschlagen. Sie waren dem Tod an diesem Tag eindeutig zu oft zu knapp von der Schippe gesprungen.
    »Nein, aber die Regierung bekommt es inzwischen richtig mit der Angst zu tun. Die ganzen Leute, die sich für besonders wichtig halten, haben sich schon aus dem Staub gemacht.« Karin schnaubte. »Wie die Ratten auf dem sinkenden Schiff. Jetzt werden es wahrscheinlich mehr Flüchtlinge. Warte …«
    Nach einem Moment klickte leise ein Knopf, dann klang klassische Musik durchs Auto, gefolgt vom statischen Rauschen eines Radiosender-Wechsels.
    »… die Augenzeugen als Engel beschrieben. Ähnliche Vorfälle sind inzwischen auch aus anderen Städten Deutschlands bekannt. Auch in Paris, Rom und London wollen Menschen Engel gesehen haben, die einander bekämpfen. Die Polizei fordert alle Einwohner auf, in ihren Häusern zu bleiben und diese nur zu verlassen, falls …«
    Wieder das Rauschen, als Karin am Knopf des Radios drehte.
    »… hat jeklirrt, also ick wie nüscht ins Badezimmer, um zu gucken, wat da los is. Da hat so’n Typ aufm Boden jelegen, zerfetzter Anzug und Flügel uffm Rücken, so wie bei ’ner Fledermaus. Bin ick janz schnell rückwärts wieder raus und hab die Polizei jerufen. Kann man ja nich erwarten, dass ick …«
    Rauschen.
    »… entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel. Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel …«
    »Mach bitte aus.« Jul schien sich zu bewegen, dann schwieg das Radio.
    Für eine Weile herrschte Stille im Auto, als jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nachhing. Schließlich brach Amanda das Schweigen. »Falls tatsächlich noch irgendwo ein Laden offen hat und du eh einkaufen gehst, bring Kreide mit.«
    Wie gut standen die Chancen, dass man noch irgendwo einkaufen konnte? Vielleicht nicht so schlecht, wenn die Angestellten in ihren Läden ausharrten, weil sie es nicht wagten, in diesem Chaos nach Hause zu gehen.
    »Kreide?«
    »Ich werde einen Dämon beschwören müssen.« Sie konnten nur hoffen, dass Baal keine Sackgasse war. Wenn er nicht wusste, wo sich diese Waffe befand, war ihre Suche zu Ende, bevor sie begonnen hatte.
    »So was wollte ich schon immer mal sehen.« Karins Lachen klang nervös. »Brauchst du sonst noch irgendwas? Kerzen? Ziegen? Jungfrauen? Hamster?«
    Amanda musste schmunzeln. »Nur Kreide, das reicht.«
    *
    Es klickte, das Geräusch eines Schlosses, das nicht mit dem dafür vorgesehenen Schlüssel geöffnet wurde. Amanda grinste. Auch blind war sie also nicht vollkommen nutzlos. Sie stieß die Tür auf und fühlte einen Luftzug, als Karin an ihr vorüberging. Dann ergriff eine Hand ihren Arm, und Jul führte sie in einen kühlen Hausflur.
    »Das Haus ist erst letztens geräumt worden, davor haben hier illegale Einwanderer gewohnt. Sucht euch einfach irgendeine der Wohnungen aus. Strom und Wasser müsste es noch geben, macht aber kein Licht, wenn’s geht.« Karin ratterte all diese Informationen in Windeseile herunter. »Ich bin dann erst mal wieder weg, Auto verstecken und Vorräte besorgen. Wenn’s nichts mehr zu kaufen gibt, kann ich sicher irgendwo was mitgehen lassen. Bis nachher.«
    »Danke, Karin.«
    »Gern geschehen … Iacoajul.«
    Amanda glaubte förmlich zu hören, wie Jul das Gesicht verzog. Dann fiel die Tür hinter seiner Freundin ins Schloss, und sie war allein mit dem Engel. Schweigen senkte sich zwischen sie.
    »Wie kommt ein Engel zu einer Mitbewohnerin?« Fragen waren gut. Sie lenkten sie von der Tatsache ab, dass in einer von Juls Taschen Karins Messer steckte, das diese tatsächlich im Kofferraum des Autos

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