Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
hatte. »Wenn du dich weiterhin so unbarmherzig antreibst, hast du bald nicht mehr die Kraft, ihr oder dir zu helfen.«
Sie hatte recht. Er ließ es zu, dass seine Mutter Antoinettes Kopf oberhalb des Wasserspiegels hielt. Er brauchte Schlaf und Blut – und das Schlimmste kam erst noch.
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Antoinette versuchte die Augen zu öffnen, aber sie schmerzten so sehr. Wo war sie? Wo war Dante? Panikdurchfuhr sie, und sie versuchte sich zu orientieren. Alles tat ihr weh. Ihr Körper schien von einem Laken aus Eis umgeben zu sein, aber ihr Innerstes brannte. Stimmen umschwirrten sie, und sie schrie ihnen zu, still zu sein. Lärm toste in ihrem Kopf, doch sie konnte kein einziges Wort verstehen.
Hände zogen an ihr. Sie kämpfte dagegen an, schlug und trat um sich. Als sie ein Paar losgeworden war, nahm ein anderes seinen Platz ein. Es waren Ungeheuer. Sie starrten sie mit roten, hasserfüllten Augen und verzerrten Gesichtern an und verhöhnten sie. Ihr Magen drehte sich um, als eine der Kreaturen die Hände in ihr versenkte und an ihren Organen zerrte.
»Neeiin!«, kreischte sie. »Lasst mich in Ruhe, fasst mich nicht an …«
»Psst«, beruhigte sie eine vertraute Frauenstimme.
»Mama?«, rief sie.
»Ich bin hier, mein Kind«, flüsterte ihre Mutter und glättete Antoinettes Haare. »Psst … trink nur, mein Baby. Gutes Mädchen, trink.«
Schmerz presste ihren Körper zusammen, als Antoinette die Hand ihrer Mutter ergriff und daraus trank. Welch ein Nektar, welch ein Himmel. Er vertrieb die Schmerzen, und sie trank, bis alles davontrieb und sie zurück in die kühle, süße Dunkelheit glitt …
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Christian öffnete die Badezimmertür und sah, wie Kavindish Antoinettes Oberkörper über dem Wasserspiegel hielt, während seine Mutter neben der Wanne saß und das Handgelenk gegen Antoinettes Mund drückte, ihr über die Haare streichelte und besänftigende Worte zuflüsterte.
»Das Fieber weicht. Wir können sie jetzt aus der Wanne heben«, sagte Lilijana.
Antoinettes Haare waren feucht und sauber; jemand hatte sie gewaschen. Christian warf einen Blick auf Susan, die eine neue Prellung an der Wange hatte. Das arme Mädchen sah aus, als hätte es einige Runden gegen einen Preisboxer hinter sich, aber es war dageblieben.
»Geh zurück«, sagte er zu seiner Mutter, hob Antoinettes nackten Körper aus der Badewanne und trug sie zum Bett.
Die Verbände waren völlig durchnässt, und er schnitt sie mit einer Schere auf. Die Wunden darunter waren bereits verheilt und hatten rosafarbene Narben hinterlassen. Bald würden auch sie nicht mehr zu sehen sein.
»Das ist ein gutes Zeichen«, sagte Lilijana über seine Schulter.
Christian wagte kaum zu hoffen. Er ging hinüber zu Susan, hob ihr Kinn und betrachtete die Blutergüsse sowie die geschwollene Lippe. »Sie wird zu stark. Es ist Zeit, dass du gehst.«
Susans Augen füllten sich mit Tränen. »Bitte, Sir, ich kann …«
»Nein, du kannst nicht. Es ist jetzt viel zu gefährlich – für euch beide. Sie hat schon dein Gesicht verwüstet. Bald wird ihr Durst unstillbar sein, und du siehst nach einem sehr schmackhaften Mahl aus.« Christian wischte ihr mit dem Daumen die Tränen von der Wange. »Sie wird sich nicht beherrschen können. Wenn sie dich vollkommen aussaugt, seid ihr beide verloren. Du wirst sterben, und Antoinette wird zu einer Nekrodrenierin.«
Susan senkte den Blick.
»Es wird bald vorbei sein, so oder so«, sagte er und klopfte ihr auf die Schulter. »Dann kannst du zurückkommen und dich wieder um sie kümmern.« Er drückte dem Mädchen einen Kuss auf die Wange und flüsterte: »Danke.«
»Ja, Sir«, erwiderte das Mädchen.
Antoinettes friedliche Gestalt lag still auf dem Bett, aber er wusste, dass diese Ruhepause nicht lange andauern würde. Lilijana saß an der anderen Seite und wartete. Keiner von ihnen sagte etwas.
Zwei Stunden später kreischte Antoinette und hielt sich die Hände gegen die Ohren. »Macht, dass es aufhört! Macht, dass das Summen aufhört!«, schrie sie.
»Sie spürt, dass die Sonne aufgeht«, sagte Lilijana am Fußende des Betts.
Christian öffnete erneut sein Handgelenk und drückte etwas Blut in ein Glas. Inzwischen war sie so stark, dass er nicht mehr gegen sie kämpfen wollte. Antoinette beobachtete ihn und leckte sich die Lippen. Aber als er sich ihr näherte, kroch sie rückwärts zur anderen Seite des breiten Betts; Angst erfüllte ihren fiebrigen Blick. Er stellte das Glas auf den Nachttisch,
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