Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
versucht habe, sie einzuschüchtern. Sie ist einer der mutigsten Menschen, die mir je begegnet sind. Ich kenne nicht viele Menschen – und auch nicht viele Paramenschen –, die eine solche Tortur überleben können. Es tut mir leid, wenn ich daran denke, welche Schwierigkeiten ich ihr gemacht habe.«
»Sie ist eine lizensierte Venatorin, und deshalb ist sie daran gewöhnt, mit unvernünftigen Ungeheuern umzugehen.«
»Touché.« Oberon grinste breit. »Wenn wir noch etwas finden sollten, werde ich Sie benachrichtigen. Aber jetzt werde ich mich erst einmal mit einem Freund treffen, der Nachforschungen über dieses Verschwinden der Paramenschen angestellt hat, von dem Viktors Schwester uns berichtet hat. Vielleicht gibt es da eine Verbindung.«
»Vielleicht.« Christian wollte aufstehen, aber Oberon hob die Hand. »Ich finde allein hinaus.«
◀ ▶
Ein durchdringender Schrei riss Christian aus dem Schlaf.
»Es brennt!«, kreischte Antoinette und kratzte sich die Haut an den Armen.
Susan stand an der anderen Seite des Betts. »Nein, Miss, tun Sie das nicht«, sagte sie und versuchte Antoinette davon abzuhalten, sich die Verbände von ihren Verletzungen zu reißen.
Es war ihr bereits gelungen, einige Schnittwunden wieder zu öffnen.
»Neeiin!«, schrie Antoinette und warf Susan quer durch das Zimmer.
Das arme Mädchen schlug gegen die Wand und sackte am Boden zusammen. Kavindish rannte zu ihr.
»Ist sie in Ordnung?«, fragte Christian und hielt Antoinettes Handgelenke fest. Sie wehrte sich heftig.
»Ja, Sir«, sagte Kavindish. »Ich werde mich um sie kümmern.«
Er half dem benommenen Dienstmädchen beim Aufstehen und untersuchte ihre Augen.
»Wir müssen Antoinette fesseln«, sagte Christian.»Aber zuerst muss sie wieder genährt werden. Halten Sie sie bitte dabei fest.«
Kavindish trat ans Bett und drückte Antoinette die Arme gegen die Seiten, während Christian erneut sein Handgelenk öffnete. Er packte ihren Kopf und zwang sie, sein Blut zu trinken, bis sie endlich wieder ruhig wurde. Als er sie losließ, schaute er auf und stellte fest, dass seine Mutter in der Tür stand.
»Was machst du hier?«, fragte Christian. Er konnte darauf verzichten, dass sie ihm sagte, wie unverantwortlich er gehandelt hatte, so wie sie es getan hatte, als er Kavindish während des Kriegs umschlungen hatte.
»Ich will helfen«, sagte sie und stellte sich neben das Bett.
Der Butler vermied es, sie anzusehen, und beugte sich über Susan.
»Sie verändert sich schnell«, sagte Christian. »Zu schnell. Es wird ihren Körper zerreißen.«
Lilijana nickte knapp und legte die Hand auf Antoinettes Stirn. »Christian, sie verbrennt.« Sie riss die Laken weg.
Er tastete selbst nach Antoinettes Stirn. Schon nach wenigen Sekunden hatte ihr Körper auf die Zufuhr frischen Blutes reagiert. »Kavindish, bringen Sie so viel Eis her, wie Sie bekommen können. Wenn wir es nicht schaffen, ihre Temperatur zu senken, werden sich ihre Organe verflüssigen.«
Christian rannte ins Badezimmer und drehte den Kaltwasserhahn voll auf. Kavindish erschien mit einigen Eiskübeln und rannte sofort los, um weitere zu holen. Sogar das stark mitgenommene Dienstmädchen kam herbei und trug einen Kübel. Christians Meinung von diesem Menschenkind stieg noch einmal um mehrere Grade.
»In die Badewanne damit«, sagte er, während er Antoinettes fiebrigen, bewusstlosen Körper vom Bett aufhob. Eis schwamm bereits auf der Wasseroberfläche, als Kavindish einen weiteren Kübel hineinkippte.
»Noch mehr«, befahl Lilijana, die noch immer in der Tür stand.
Vorsichtig senkte Christian Antoinette in das eisige Wasser. Sie riss die Augen auf und schlug um sich, als sie die Kälte spürte. Sie kämpfte gegen ihn an, schrie dabei, und ihr Herz raste so schnell, dass er schon glaubte, es würde durch den Brustkorb brechen. Irgendwie war es ihm gelungen, sie so unterzutauchen, dass das meiste Wasser in der Wanne verblieb, als Kavindish mit noch mehr Eis zurückkehrte. Wie gut, dass der Butler die Schnelligkeit eines Aeternus hatte.
»Sie muss hierbleiben, bis das Fieber abklingt«, sagte Lilijana.
Christian nickte und spürte, wie ihn die Erschöpfung überfiel.
»Geh und ruh dich aus«, sagte Lilijana. »Ich übernehme das nächste Nähren.«
Christian schüttelte den Kopf. »Sie braucht mein Blut.«
»Sie braucht Blut aus deinem Stammbaum, Christian.« Sie schob ihm die Haare aus den Augen. Es war etwas, das sie seit seiner Kindheit nicht mehr getan
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