Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
und sobald er sich weit genug entfernt hatte, sprang sie darauf zu und trank es gierig leer, wobei ihr ein wenig Blut an den Mundwinkeln herunterrann.
Als sie fertig war, warf sie das Glas gegen die Wand, wo es in tausend Splitter zerbrach. Sie schrie und stieß den Nachttisch um, schleuderte ihn durch die Luft und verfehlte Christians Kopf nur knapp. Dann sprang sie aus dem Bett, huschte in eine Ecke des Zimmers und kauerte sich dort zusammen.
»Mehr!«, brüllte sie.
»Es ist Zeit«, sagte Lilijana und öffnete den Kühler. Sie packte den ersten Beutel mit Blut und gab ihn Christian.
Vorsichtig näherte er sich der wildäugigen Antoinette und hielt ihr den Beutel entgegen.
Sie beobachtete ihn vorsichtig und schien ihn nicht zu erkennen. Dann schoss sie vor, zerrte ihm den Beutel aus den Händen und drückte sich wieder in die Ecke.
Antoinette riss den Beutel auf wie ein wildes Tier. Karmesinrotes Blut lief ihr am Kinn herunter und bildete Flecken auf ihrem Nachthemd. Sie leckte es auf und saugte laut, bis sie den leeren Beutel enttäuscht beiseitewarf.
»MEHR!«, kreischte sie; ihre frisch ausgebildeten Fangzähne glitzerten.
Lilijana gab ihrem Sohn den nächsten Beutel, und der Prozess wurde wiederholt.
Nach einem halben Dutzend dieser mit Blut gefüllten Beutel schloss Antoinette die Augen. Sie rollte sich auf dem Boden zu einer Kugel zusammen und war bald wieder eingeschlafen.
»Die Verwandlung ist fast abgeschlossen«, sagte Lilijana. »Die nächsten Stunden sind entscheidend, und es gibt nichts, womit du ihr dabei helfen könntest. Diese Schlacht muss sie allein schlagen.«
Christian nickte. Er betrachtete die Unordnung im Zimmer, während Kavindish bereits die Möbel richtete und die Scherben auflas. Christian entfernte Antoinettes blutdurchtränktes Nachthemd und warf es in die Ecke, bevor er sie aufhob und ins Bett brachte.
»Ich übernehme die letzte Wache«, sagte er zu seiner Mutter.
»Bist du sicher?«, fragte sie, denn sie wusste ebenso gut wie er, dass sie möglicherweise nie mehr erwachte. Selbst wenn sie wieder zu sich kam, war es sehr unwahrscheinlich, dass Antoinette ihm für das, was er mit ihr gemacht hatte, danken würde.
Er bedeckte ihre Blöße. »Ich will allein mit ihr sein.«
»In Ordnung, aber ich bleibe in der Nähe, falls du mich brauchst.« Sie wartete noch einen Augenblick lang, dann verließ sie das Zimmer.
28 AUF DER FLUCHT
Antoinette schlug die Augen in dem allzu hellen Zimmer auf und schloss sie rasch wieder. Ihr brummte der Kopf, und in ihrem Körper prickelte es, als gäbe es winzige Rasierklingen in ihrem Blutkreislauf, die sie von innen schnitten. Durst! Sie war so durstig! Sie versuchte zu schlucken, doch das brachte nur ein Röcheln ihrer ausgetrockneten Kehle hervor, und sie hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Dann erinnerte sie sich. Dante …
Sie zuckte vor einem lauten, kratzenden Geräusch neben ihrem Kopf zurück, setzte sich auf und schirmte die Augen gegen das grelle Licht ab. Mit diesem Licht schien etwas nicht zu stimmen, denn es war viel zu gleißend für eine gewöhnliche Glühbirne.
»Es ist in Ordnung …« Christians Stimme drang zu ihr durch; sie war klebrig wie Honig und doppelt so süß. »Du bist in Sicherheit.«
Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, schlang die Arme um ihn und drückte ihn so fest, wie sie konnte. »Du hast ihn aufgehalten?«
»Ja – fürs Erste.« Die Enttäuschung in seiner Stimme war deutlich zu hören.
»Er ist noch in Freiheit?«
»Ja.«
Sie versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, nachdem Dante sie die Gasse entlanggejagt hatte, aber es schien alles ausgelöscht zu sein. Antoinette hörte, wie ein Wasserhahn im Badezimmer ohrenbetäubend laut tropfte.Der Lärm und die Stimmen von der Straße waren geradezu durchdringend, und sie fragte sich, wo sie war. Alles schien so übersteigert zu sein. Blut – sie roch Blut, und es roch gut. In ihrem Gaumen kitzelte es. Sie tastete mit der Zunge in ihrem Mund herum und stieß gegen die scharfkantige Spitze eines Zahns. Eines Fangzahns?
»Was hast du mit mir gemacht?«, fragte sie und klammerte sich an Christians Wärme, die Geborgenheit versprach.
»Er hätte dich beinahe getötet.« Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und sah ihr bis in die Seele. »Wenn ich nur ein paar Sekunden später gekommen wäre …«
Sie schob ihn von sich weg und sprang aus dem Bett. O Gott, nein.
»Sag mir, dass du es nicht getan hast,
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