Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
haben …«
Sie setzte sich aufrecht hin. »Warte mal eine Minute. Du bist verheiratet?«
Er streckte die linke Hand aus und zeigte ihr den Ehering, den sie bisher gar nicht bemerkt hatte. »Seit heute Nachmittag.«
»Du hättest es mir sagen sollen«, versetzte Antoinette gekränkt. »Ich wäre gern dabei gewesen.«
»Wir wollten keinen großen Wirbel darum machen.« Das hieß, er hatte nicht gewollt, dass sie es verhinderte.
Antoinette seufzte. Ihr kleiner Bruder war zum Mann geworden, und sie hatte es nicht mitbekommen. Es war an der Zeit, ihn ziehen zu lassen. »Ich freue mich wirklich sehr für dich und Tatiana.«
Antoinette umrundete den Tisch, und Nici stand auf. Als sie ihm die Arme um den Hals schlang, rannen Tränen an ihren Wangen herunter. »Und ich bin so stolz auf dich. Aber wer passt jetzt auf mich auf?«
»Das wirst du selbst tun, wie immer.« Er drückte sie fest. »Du hast mich nie wirklich gebraucht.«
Als sie einen Blick über die Schulter warf und Tatianas erleichterten Gesichtsausdruck sah, unterdrückte sie ein Schluchzen.
Antoinette wischte sich die Feuchtigkeit unter den Augen weg. »Du solltest jetzt zu … deiner Frau gehen. Sie sieht so aus, als würde sie dich brauchen.« Dann ergriff sie seine Hände. »Meinen Segen für euch beide.« Sie sprach die traditionellen Worte der Familie, die ihre Mutter gesagt hätte, wenn sie noch leben würde.
Sein Lächeln wurde breiter, und sie hätte schwören können, ein schwaches Glitzern in seinen Augen zu sehen. »Danke, Schwester.«
Nici beugte sich vor und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sergei hatte ihr gesagt, dass sie morgen mit Christian nach New York aufbrechen würden, also blieb ihr nicht mehr viel Zeit mit ihrem Bruder. Das hier war ein Abschied.
Tatiana eilte durch den Raum und schlang ihm die Arme um den Hals. Antoinette bemerkte die leichte Schwellung in der Magengegend des Mädchens und erwiderte dessen vorsichtiges Lächeln.
»Meine Glückwünsche.« Sie trat vor und umarmte die junge Frau ein wenig ungelenk. »Willkommen in der Familie.«
»Danke«, flüsterte Tatiana.
Nici drückte ihre Hand kurz, bevor das Paar Arm in Arm den Raum verließ. Mit ihnen ging ein Teil von Antoinettes Herz. Was auch geschehen mochte, nichts würde zwischen ihr und Nici mehr so sein wie früher.
»Er hat es dir also gesagt?« Sergei trat aus den Schatten.
»Wie lange bist du schon hier?«
»Lange genug«, antwortete er und humpelte auf sie zu.
»Du weißt es schon länger, nicht wahr?«
Sergei nickte. »Er ist zu mir gekommen, als sie Tatianas Schwangerschaft bemerkt hatten. Ich habe ihm geraten, es dir heute Abend zu sagen, bevor wir abreisen.«
»Das ist der Grund, warum du mich zu der RaMPA-Konferenz mitnimmst, nicht wahr? Du bist der Meinung, dass es besser für Nici und Tatiana ist, wenn ich nicht hier bin, falls ich mit den Ereignissen nicht einverstanden sein sollte.«
Sergei grinste. »Du kennst mich gut, Nichte, aber das ist nur einer der Gründe dafür, dass du mich begleitest.«
»Es ist in Ordnung, Onkel. Nici hat es verdient, glücklich zu sein«, sagte Antoinette.
»Wirst du das Jagen jetzt aufgeben?« Sergei hielt den Kopf schräg und bedachte sie mit einem seltsamen, unlesbaren Blick.
»Du weißt, dass ich das nicht kann.«
Er nickte, schenkte ihr ein schwaches, trauriges Lächeln, drehte sich um und ließ sie in dem großen, leeren Raum zurück.
Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich allein.
◀ ▶
Christian trommelte mit den Fingern auf seinen Oberschenkel und schaute aus dem Fenster des stehenden Flugzeugs.
»Wann sollen sie eintreffen?«, fragte Viktor, nippte an seinem Rotwein und streichelte gleichzeitig den Kopf des großen sibirischen Schlittenhunds neben sich.
»Jede Minute.« Christian runzelte die Stirn und sah zum dritten Mal in zehn Minuten auf die Uhr. »Eigentlich sollte sie schon seit einer halben Stunde hier sein.«
»Du weißt ja, wie Frauen sind. Immer lassen sie uns warten«, sagte Viktor.
»Antoinette ist nicht wie die anderen Frauen«, erwiderte Christian und dachte daran, wie sie den Drenier mit tödlicher Präzision erledigt hatte.
Viktor hob eine Braue, und Christian starrte wieder aus dem Fenster. Ein Fahrzeug näherte sich, und dem Klang des Motors nach zu urteilen, musste es die Limousine sein, die er den Menschen geschickt hatte.
Mary, die Stewardess, steckte den Kopf durch die Tür. »Ihre Gäste sind eingetroffen, Sir. Captain Rogers
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