Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
jungen Mannes. Wenn es um Nahrung und die Freuden des Fleisches ging, machte er keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Er genoss Männer und Frauen gleichermaßen.
Doch zu seiner großen Enttäuschung beugte sich Christian wieder über Akentias lange, schmale Finger und berührte sie ein zweites Mal mit den Lippen. »Wir nehmen das Zimmer, Prinzessin, aber wir haben vieles miteinander zu besprechen und können uns diese Ablenkung nicht leisten. Vielleicht ein anderes Mal.«
Enttäuschung legte sich über Viktors Gesicht, doch schließlich nickte er. »Verzeihung, Prinzessin, aber ich fürchte, er hat recht.«
»Wie du willst, mein lieber Junge.« Akentias Hand glitt über Christians Brustkorb, und auch in ihren Augen zeigte sich ein Schimmer des Bedauerns. »Marcus, bring diese beiden Männer zum Pfauenzimmer, und hol ihnen ein paar Flaschen aus meinem persönlichen Vorrat.«
»Ja, Herrin«, sagte der Junge, verneigte sich tief und ging voran.
Er drückte gegen einen Teil der Wandvertäfelung hinter einem Samtvorhang und hielt diesen beiseite, damit die beiden Männer hindurchgehen konnten. Sie betraten einen geschmackvoll eingerichteten Raum. Ein Fenster, das von der anderen Seite ein Spiegel war und die gesamte Länge des Zimmers einnahm, wies hinaus auf die Tanzfläche. Ausladende Sessel und Sofas aus Leder standen im Raum verteilt und dienten der Bequemlichkeit und dem Vergnügen. Viktor zog die Vorhänge vor dem Fenster zu und setzte sich vor Christian. »Hat er dir geglaubt?«
Bevor Christian eine Antwort geben konnte, erschien der Junge wieder und brachte ein Tablett mit, das er auf einem niedrigen Tisch abstellte. Er wechselte einen raschen, erhitzten Blick mit Viktor, bevor er sich zurückzog. Viktor sah ihm nach, bis die Tür ins Schloss gefallen war.
»Sergei konnte die Beweise nicht ignorieren«, sagte Christian, als er sich vergewissert hatte, dass sie wieder allein waren. »Aber es war besser, dass du mich nicht begleitet hast. Eine kluge Entscheidung.«
»Sie ist eindeutig Grigores Tochter.« Viktor zog den Korken aus der Flasche und goss sich einen Spritzer Rot ins Glas. Nachdem er daran genippt hatte, lächelte er anerkennend. »Akentias Geschmack ist noch immer untadelig.« Er füllte ein anderes Glas und reichte es Christian, bevor er sich selbst nachschenkte. Das frisch gezapfte Blut wärmte das Glas in Christians Hand. Viktor lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte einen Arm auf die Lehne.
»Was hat er gesagt?«, wollte Viktor wissen. Nun klang seine Stimme ernst.
»Ich glaube, er wird mit der Beteiligung seiner Nichte einverstanden sein.« Christian trank den roten Nektar aus und stellte sein leeres Glas auf den Tisch.
»Ausgezeichnet. Das ist genau das, was ich gehofft hatte, aber wir müssen vorsichtig sein, wem wir vertrauen können«, sagte Viktor und schenkte sich noch einmal nach; dann bot er die Flasche Christian an.
Der schüttelte den Kopf. »Woher willst du wissen, dass du mir vertrauen kannst?«
»Wer sagt denn, dass ich das tue?« In Viktors stoischer Miene lag nicht die geringste Spur Humor, doch schließlich konnte er das Grinsen nicht mehr unterdrücken.
Einen Augenblick lang hatte Christian den Eindruck, dass sein Freund nicht gescherzt hatte. Viktors Grinsen verblasste, doch die Wärme blieb in seinen Augen.
»Christian, mein alter Freund, du konntest mich noch nie belügen. Nimm zum Beispiel Dominique. Ich wusste, dass du in sie verliebt warst, noch bevor du es vor dir selbst zugegeben hattest. Jedes Mal, wenn du es verneint hast, konnte ich die Wahrheit in deiner Stimme hören, und ich habe es in deinen Augen gesehen, wenn du sie angeschaut hast.«
Als Viktor den Namen seiner verstorbenen Frauerwähnte, durchbohrte Schmerz Christians Herz. Sie war die Güte und Liebe in Person gewesen, und mit jedem verlorenen Leben hatte der Krieg stärker an ihr gezerrt. »All diese sinnlosen Morde und Zerstörungen«, hatte sie zu sagen gepflegt. Als sein Vater ihnen den Gedanken eines Waffenstillstands mit den Menschen unterbreitet hatte, war sie begeistert gewesen, aber Christian hatte es als verrückt angesehen. Sie hatte sich rasch Ignatius’ Sache angeschlossen und war einverstanden gewesen, seine Abgesandte zu sein, aber als sie beide ermordet worden waren, hatte Christian die gesamte Menschheit vom Angesicht der Erde tilgen wollen.
Viktor hatte ihn damals gerettet; er hatte Christian die Augen geöffnet und ihm gezeigt, dass es nicht die Menschen
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