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Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Titel: Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracey O´Hara
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wirklich wichtig.«
    Antoinette zog sich der Magen in düsterer Vorahnung zusammen. »Worum geht es?«
    »Komm, wir gehen in den Speisesaal. Zu dieser Nachtzeit ist er doch meistens leer.« Nici wich ihrem Blick aus.
    Wie vorhergesagt, befand sich niemand dort. Alle Schüler lagen schon lange in ihren Betten, denn die Ausbildung begann vor Sonnenaufgang. Auch sie war hier einmal Schülerin gewesen, und obwohl ihr das Leben damals hart erschienen war, so war es doch viel einfacher gewesen. Inzwischen benutzten sie und Nici die Schule der Familie nur noch als Heimatbasis zwischen zwei Aufträgen und wussten nie, wo sie am nächsten Tag sein würden.
    Sie setzten sich an das Ende eines langen Esstischs, und nun hatte Nici ihre ganze Aufmerksamkeit. Doch er schien nur widerwillig mit der Sprache herausrücken zu wollen.
    Sie streckte den Arm über den Tisch aus und ergriff seine Hand. »Nici, was ist los?«
    »Man hat mir einen Platz in der Gilde angeboten«, sagte er so leise, dass sie ihn kaum hören konnte.
    Antoinette ließ seine Hand los und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Ein ahnungsvoller Schatten verdunkelte ihr Herz. »Du wirst mich verlassen?«
    Er sah ruckartig auf und reckte das Kinn vor. »So ist es nicht.«
    »Nein?«, flüsterte sie. »Du bist mein Bruder, und wir müssen zusammenhalten.«
    Sofort bedauerte sie ihre Worte. Dem Kummer und Schmerz in seinem Gesicht nach zu urteilen, war ihm die Entscheidung nicht leichtgefallen, und sie sollte es ihm nun nicht noch schwerer machen. »Wann gehst du?«
    »In ein paar Tagen.« Seine Miene glühte vor Stolz. Nie zuvor hatte sie ihn so selbstsicher gesehen. »Sie sind wirklich beeindruckt von meinen Entwürfen und wollen, dass ich so früh wie möglich anfange. Es wird London sein, mit den besten Laboreinrichtungen der Welt. Und ich habe endlich die Gelegenheit, auf meine eigene Art zu kämpfen.«
    »Aber du …«
    »Nein, Antoinette«, sagte er sanft. »Nicht ich, sondern du. Ich sitze doch bloß im Wagen und warte darauf, dass du jemanden tötest oder selbst getötet wirst und bin krank vor Angst deswegen. Aber jetzt kann ich an technischen Geräten arbeiten, die in der Lage sind, Venatoren wie dir das Leben zu retten.«
    Schon immer hatte Nici in seinem Werkraum an etlichen Apparaten herumgebastelt, und Antoinette musste zugeben, dass seine Entwürfe gut waren. In London würde er sein ganzes Potenzial entfalten können.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine Bewegung. Eine junge Frau stand halb verborgen in der Tür zur Küche und beobachtete sie. Es war Tatiana, Nicis Freundin, eineweitere Technikspezialistin. Tatiana schaute zu Boden und wich von der Tür zurück. In Antoinettes Gegenwart war sie immer sehr schüchtern.
    »Ich verstehe«, sagte Antoinette. »Du nimmst diese Stellung in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung nicht nur deinetwegen an, nicht wahr?«
    Nici folgte ihrem Blick, und das Mädchen erschien wieder in der Tür. Als sie sich an einem unsicheren Lächeln versuchte, zitterten ihre Lippen.
    »Sie ist schwanger.« Nicis Blick wurde sanfter, doch dann stählte er sich wieder. »Sieh mal, du bist die Venatorin, nicht ich, und so ist es schon immer gewesen. Und um ehrlich zu sein, kann ich es kaum mehr ertragen.«
    »Und was ist mit dem Tod unserer Eltern?« Antoinette packte seine Hand; die Angst, ihn zu verlieren, überwältigte sie. »Bedeutet dir das denn gar nichts mehr?«
    »Doch, natürlich.« Er entzog ihr seine Hand und fuhr sich damit über das Gesicht. »Aber das macht sie nicht wieder lebendig, oder?«
    Er hatte recht, und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie seine Unzufriedenheit schon seit einiger Zeit gespürt. »Wie lange weißt du schon von diesem Job?«
    »Sie haben vor zwei Tagen Kontakt mit mir aufgenommen, aber ich hatte ihnen meine Bewerbung schon vor einem Monat geschickt.« Nici schaute auf seine Hände.
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Ich habe es versucht. Aber jedes Mal, wenn ich dein Gesicht gesehen habe, wusste ich …«
    »Dass es mir nicht gefallen würde.« Es stimmte.
    Nici nickte. »Ich hatte das Gefühl, dich zu verlassen«, sagte er. »Aber ich bin nicht wie du, Antoinette. Ich habe nicht deine …«
    »Besessenheit?«, beendete sie den Satz für ihn, stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor.
    »Ich wollte Leidenschaft sagen, aber Besessenheit ist ebenfalls ein gutes Wort.« Er beobachtete ihr Gesicht. »Ich habe eine Frau und werde bald auch ein Kind

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