Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
Konferenzen gar nicht bemerkt.« Er presste ihr seine qualligen Lippen auf den Handrücken.
Sie zog die Mundwinkel nach oben, aber nur Christian sah den Abscheu hinter ihrem erzwungenen Lächeln. »Sie wissen doch, wie sehr mich solche Veranstaltungen langweilen. Ich habe Besseres zu tun, als einer Bande verstaubter alter Männer und Frauen zuzuhören, während sie über Dinge streiten, für die mein kleiner dummer Kopf einfach nicht gemacht ist.« Sie fuhr mit der Hand durch die Luft.
»Ah, wie leicht es doch zu vergessen ist, dass Sie mehr sind als nur ein schmächtiges Mädchen.« Der Botschafter tätschelte ihre Hand.
»Oh, Sir Roger Wilberforce-Smythe, flirten Sie etwa mit mir?« Sie kicherte und klopfte ihm mit den manikürten Fingerspitzen neckisch gegen die Brust.
»Diesen Versuch müssen Sie einem alten Mann nachsehen«, sagte Sir Roger, drehte sich um und ergriff Christians Hand. »Es ist gut, Sie zu sehen, Laroque.« Sein Blick fiel auf Valerica, und sein fleischiges Grinsen wurde noch breiter. »Wie ich sehe, haben Sie die schönsten Damen mit auf den Ball gebracht.«
»Danke, Botschafter.« Valerica lächelte, während sie Christians Arm ergriff.
Sir Roger schien sie kaum zu hören, denn er starrte über ihre Schulter hinweg. »Hm … es sieht so aus, als hätten Sie Konkurrenz erhalten, meine Damen.«
Christian folgte dem Blick des Botschafters, und ihm stockte der Atem. Am Eingang stand Antoinette – eineVision in einem ärmellosen königsblauen und silbernen chinesischen Kleid. Sie hatte die blonden Locken hochgesteckt, von denen einige jedoch ihr Gesicht einrahmten und ihren Nacken küssten. All das wurde von etwas gehalten, das wie zwei verzierte silberne Essstäbchen aussah.
Sie drehte sich um, legte ihren Mantel über die Theke an der Garderobe, und Christian hatte das Gefühl, als sei ihm ganz plötzlich sein Hemdkragen zu eng geworden. Das Kleid ließ der Fantasie nur wenig Spielraum und schmiegte sich an allen richtigen Stellen eng um ihren Körper. Ein Schlitz in dem dünnen Material fuhr am rechten Bein empor bis fast zur Hüfte, und Christian erhaschte einen Blick auf schwarze Spitze an ihrem Schenkel, als sie sich wieder umdrehte. Er hätte seine nächste warme Mahlzeit darauf verwettet, dass sie sich eine Waffe um diesen Schenkel gebunden hatte und der Schlitz nur dazu da war, um sie rasch ziehen zu können.
Der ganze Saal starrte sie an, als Lucian Moretti ihren Arm ergriff und sie in den Raum hineinführte – ein Farbfleck, der rasch in einem Meer aus Schwarz unterging.
12 EIN TANGO MIT DER GEFAHR
Antoinette hatte keinen Speichel, mit dem sie sich über die Lippen hätte lecken können, was aber auch sein Gutes hatte. Schließlich hatte dieser Lippenstift ein Vermögen gekostet.
So viele Personen starrten sie an. Ihr Magen fühlte sich an, als würde sie Achterbahn fahren, und ihr Herz klopfte doppelt so schnell wie gewöhnlich. Solche Massenveranstaltungen hatte sie noch nie gemocht.
Lucian streichelte über ihre Hand, die sie ihm in die Ellbogenbeuge gelegt hatte, und ihr gelang ein zitterndes Lächeln.
»Sie werden Sie nicht auffressen«, flüsterte Lucian ihr ins Ohr.
»Es war ein Fehler, dieses Kleid zu kaufen. Ich hätte nicht auf die dumme Verkäuferin hören sollen«, antwortete sie ihm leise aus dem Mundwinkel. »Alle anderen tragen Schwarz und Weiß.«
»Unsinn. Sie sehen bezaubernd aus.«
Sie schaute ihn an und rümpfte die Nase. »Ich steche hervor wie ein entzündeter Daumen.«
»Und mich beneiden alle im Saal.« Lucians ansteckendes Kichern löste einige der Knoten in ihrem Magen. »Jeder Mann wäre jetzt gern an meiner Stelle, und jede Frau wünscht sich, Sie zu sein.«
Sie schenkte ihm das schönste Lächeln, das sie zustande bringen konnte. Er nahm zwei Gläser vom Tablett eines vorbeikommenden Kellners und reichte ihr eines davon.
Sie schüttelte den Kopf.
»Bitte – Sie werden sich danach besser fühlen.«
Zur Hölle ! Sie lächelte und nahm einen großen Schluck. Die Kohlensäure kitzelte in ihrer Speiseröhre und vertrieb die letzten Schmetterlinge im Bauch.
»So ist es gut«, sagte Lucian. »Kommen Sie, ich will Sie dem Botschafter vorstellen.«
Er nahm ihren Arm und führte sie tiefer in den Saal hinein. Als sie aufschaute und Christian inmitten einer Gruppe von Zuhörern entdeckte, geriet Antoinette ins Taumeln. Lucian packte sie am Ellbogen und fing sie auf, bevor er sie auf die Gruppe zuführte.
Christian sah blendend aus in
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