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Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Titel: Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracey O´Hara
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ergibt.«
    »Ich werde sie befragen.«
    Christian fasste sie am Ellbogen. »Wie ich schon sagte: Machen Sie es ihr nicht schwerer als unbedingt nötig. Bitte.«
    ◀   ▶
    Die Frau setzte sich neben Antoinette auf das Sofa. »Mein Name lautet Bianca Sin, und ich bin die Leiterin für thaumaturgische Studien an der Akademie. Wegen der Besonderheit dieses Falls wurde ich hinzugezogen.« Sie hielt eine kleine Glaskugel hoch. »Das hier ist eine Rekonstruktionskugel. Sie wird Ihre Erlebnisse einfangen, während Sie sie mir berichten. Wegen der subjektiven Natur des Prozesses ist sie vor Gericht nicht als Beweismittel verwertbar, und Ihre Teilnahme an diesem Verfahren ist freiwillig. Aber wenn Sie damit einverstanden sind, könnte es uns wertvolle Einsichten in dieses Verbrechen verschaffen, deren Sie sich möglicherweise nicht bewusst sind. Haben Sie verstanden?«
    Antoinette nickte.
    »Gut. Sind Sie also bereit, an diesem Verfahren teilzunehmen?«, fragte die Hexe.
    Antoinette nickte erneut.
    »Ausgezeichnet. Aber zuerst müssen Sie diese Erklärung unterschreiben.« Sie holte einen Vordruck aus ihrer Aktenmappe. »Christian wird Ihr Zeuge sein.«
    Antoinette starrte eine ganze Minute lang auf das Blatt in ihrer Hand. Die Wörter schienen darauf herumzutanzen und entzogen sich ihrem Verständnis. Sie wollte es nur hinter sich bringen und seufzte.
    Nachdem sie unterschrieben hatte, legte die Hexe die kalte Glaskugel in Antoinettes Hände. »Haben Sie heute Abend etwas getrunken?«
    Die Kugel wurde etwas wärmer. »Ja.«
    Die Hexe fluchte. »Das könnte die Ergebnisse beeinflussen, aber wir werden sehen, was wir erreichen. In Ordnung. Sagen Sie mir mit eigenen Worten, was heute Abend hier passiert ist.«
    Während Antoinette redete, wurde die Glaskugel milchig und immer wärmer, und schließlich pulsierte sie in ihrer Hand. Am Ende war sie so heiß, dass Antoinette sie kaum mehr festhalten konnte.
    »Sie haben also die Waffe des Mörders abgefeuert?«, fragte Bianca, nahm ihr die Kugel ab und wickelte sie in ein schwarzes Samttuch.
    »Ja«, sagte Antoinette.
    »Und wo ist die Pistole jetzt?«
    »Äh …« Antoinette betrachtete ihre leeren Hände und sah auf den Boden. »O Gott, ich weiß es nicht.« Panik kochte in ihr hoch; das Ganze drohte außer Kontrolle zu geraten. »Ich kann mich nicht …«
    »Sie hat sie vom Balkon geworfen«, sagte Christian.
    Antoinette warf ihm einen dankbaren Blick zu. Er legte ihr die Hand auf die Schulter, und sie empfand es nicht als verwirrend, sondern als tröstend.
    »Entschuldigen Sie mich für eine Minute.« Bianca zog ein Handy aus ihrer Jackentasche und ging hinaus auf den Balkon.
    Wenige Augenblicke später kehrte sie zurück. Sie wirkte verhärmt und geschäftsmäßig.
    »Ich fürchte, man will Sie in der AGV sehen. Gleich kommt jemand, der Sie dorthin begleitet.«
    Glaubten sie wirklich, dass Antoinette die Täterin war? Sie war hier das Opfer und wurde trotzdem behandelt wie eine Verdächtige. Sie drehte sich um und sah Christian an, doch seine Miene sagte alles. Es gab nichts, was er für sie tun konnte.

14    NACHSPIEL
    Inzwischen war Antoinette nicht mehr verängstigt, sondern verärgert. Zum hundertsten Mal stand sie auf und lief in dem kleinen Verhörzimmer hin und her. Hier stank es nach altem Schweiß, Wut und Angst. Nichts davon war hilfreich für sie. Sie hatte Kopfschmerzen, und nach dem vielen Alkohol lag ein fauliger, saurer Geschmack auf ihrer Zunge. Für eine Zahnbürste oder einen Schluck Wasser würde sie töten.
    Das Bild im Spiegel zog eine Grimasse; sie erkannte sich selbst kaum. Dunkle Ringe lagen unter den Augen, und das verschmierte Make-up ließ sie aussehen wie ein Panda. Der hellorangefarbene Overall, den man ihr gegeben hatte, als ihr das Kleid abgenommen worden war, sah so unvorteilhaft aus, wie Gefängniskleidung nur aussehen konnte – und dabei war sie nicht einmal förmlich verhaftet. Noch nicht.
    Sie hatten Antoinette bedrängt und gebeten, gereizt und bedroht. Sie hatten sie endlos befragt und dann in diesem winzigen Raum allein gelassen, in dem sie nun schon über zwei Stunden saß. Antoinette setzte sich wieder auf den harten Metallstuhl und stützte sich auf dem Tisch ab, der im Betonboden verankert war. Nichts war weich in diesem Zimmer, nicht einmal das grelle Neonlicht.
    Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schaute in den Spiegel. »Macht weiter«, sagte sie allen, die sich dahinter befinden mochten.
    Wenige Augenblicke später

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