Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
»Und dieses liebliche Geschöpf ist eine unserer Besten. Ich glaube, in ihren Händen bin ich sicher.«
Er drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Fingerknöchel. Antoinette bekämpfte den Drang, sich die Hand an ihrem Kleid abzuwischen.
Oberon richtete seinen strengen Blick auf sie und hobhöhnisch die Oberlippe. »Sie können niemals zu gut vorbereitet sein, Exzellenz.«
»Ich bin in einem Hotel untergebracht, das von mehreren Abteilungen des Dezernats und des RaMPA – einschließlich Ihrer eigenen – gesichert worden ist. Ich glaube nicht, dass diese zusätzliche Belästigung nötig ist.«
»Wie Sie wünschen, Exzellenz.« Aus dem Mund des Agenten klang es wie eine Beleidigung.
Er drehte sich auf dem Absatz um und ging in die entgegengesetzte Richtung. Die blasse Frau musste fast laufen, um mit ihm mithalten zu können.
Antoinette sah den beiden nach. Es wäre nicht gut, diesem Mann auf die Füße zu treten.
Lucian und Sir Roger warteten beim Aufzug auf sie. Die beiden Leibwächter kamen hinzu, stellten sich neben die Türen und hielten die Hände vor dem Bauch verschränkt.
Sobald der Aufzug nach oben fuhr, ergriff Sir Roger ihre Hand. »Meine Liebe, wissen Sie eigentlich, wie sehr Sie Ihrer Mutter ähneln?«
»Das habe ich schon oft gehört, Exzellenz.« Ein Bild ihrer Eltern stand zu Hause neben ihrem Bett.
»Sie sind ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Wissen Sie, sie und ich haben uns einmal sehr nahegestanden. Ich hätte sie geheiratet, wenn Ihr Vater nicht dazwischengekommen wäre.« Sein Gesicht nahm einen Moment lang einen verträumten Ausdruck an.
Antoinette warf Lucian einen raschen Blick zu; er zuckte mit den Schultern.
Dann richtete sich Sir Roger auf und bedachte sie mit einem durchdringenden Blick. »Was halten Sie denn von all dem Unsinn, den Ihr Onkel verbreitet? Das ist natürlich alles absurd.«
»Wie bitte?« Sie war vollkommen überrascht von seinem plötzlich barschen Ton.
»Er hat offenbar vor, wegen einiger unglückseliger Missgeschicke eine Panik heraufzubeschwören. Ich meine, ein paar Brände und zufällige Todesfälle …« Er plusterte sich auf. »Daraus kann man doch wohl kaum eine Rückkehr der Unruhen folgern.«
»Ich glaube, es geht um mehr als nur um ein paar Unfälle, Exzellenz.« Sie bemühte sich, ihre Stimme nicht zu erheben. »Mein Onkel hat nichts für paranoide Panik übrig, und mein Onkel Nicolae war einer der Ermordeten.«
»Stimmt, aber die französische Abteilung des Geheimdiensts hat die ganze Angelegenheit gründlich untersucht. Sie hat berichtet, dass er sich in letzter Zeit ein paar Feinde gemacht hatte. Anscheinend hatte er eine Affäre mit einer verheirateten Frau, und ihr Ehemann ist als einer der Verdächtigen verhaftet worden.«
Antoinette biss sich auf die Unterlippe. Wusste Sergei das? Sie bemerkte Lucians mitfühlenden Blick. Er hat denselben Gedanken.
Sir Roger schien ihr Leid nicht zu bemerken. »Wissen Sie, woher diese Informationen stammen?«
Lucian verkrampfte sich und sah sie an.
»Onkel Sergei hat mir nichts darüber mitgeteilt.« Das war keine Lüge – zumindest keine richtige.
»Warum sind Sie dann hergekommen?«, fragte Sir Roger.
»Mein Bruder hat bei der Gilde eine Stelle in der Forschungsabteilung angenommen, und zwar im Londoner Büro. Onkel Sergei war der Meinung, die Konferenz könnte eine gute Gelegenheit sein, sich die Abschlussklasse anzuschauen.« Sie sah Sir Roger in die Augen, straffte die Schultern, wagte es, ihm entgegenzutreten. »Ich brauche einen neuen Techniker.«
Nach einigen Sekunden der Anspannung verzog er das Gesicht zu einem Lächeln und klopfte Lucian auf den Rücken.
»Gut. Wir brauchen mehr junge Menschen mit Ihrer Hingabe. Kommen Sie, nehmen Sie mit mir einen Absacker, bevor Sie zur Party zurückgehen.«
Antoinettes Füße schmerzten, und ihr schwerer Kopf schwamm bereits in einem alkoholischen Dunst. Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war ein weiterer Drink in Gesellschaft dieses aufgeblasenen Idioten.
»Danke, Exzellenz, das werden wir gern tun«, sagte Lucian, bevor sie etwas dagegen einwenden konnte.
Die Aufzugtüren öffneten sich in einen leeren Korridor auf Sir Rogers Etage. Antoinette zitterte; ein kalter Knoten bildete sich in ihrem Magen. Sie vertrieb ihn und schrieb ihn ihrem kurzen Augenblick der Panik vorhin sowie den Auswirkungen des Champagners zu.
Die beiden stämmigen Leibwächter bezogen rechts und links neben der Tür Stellung, während Sir Roger seine beiden Gäste
Weitere Kostenlose Bücher