Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
machte. Oberon und der Polizist traten ein.
»Sie können gehen«, sagte der Polizist und verließ den Raum.
Oberon gefiel das gar nicht; das stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
»Dann sind wir jetzt hier fertig, falls sonst nichts mehr anliegt«, sagte sie und wandte ihm den Rücken zu. Kurz darauf sah sie Oberon über die Schulter an. »Ist sonst noch etwas?«
Seine Lippen verschwanden beinahe, als er sie fest zusammenkniff, und die dunklen Augen schauten bösartig drein, doch er drehte sich auf dem Absatz um, verließ dasZimmer und warf die Tür hinter sich zu. Antoinettes Lächeln verschwand.
»Es ist nicht klug, einen Ursier zu verärgern«, sagte Viktor.
Sie drehte sich zu ihm und ballte die Fäuste. »Es ist auch nicht klug, mich zu verärgern.« Das fegte das Grinsen aus seinem Gesicht. »Ich habe die Nase voll von diesen Spielchen. Sagen Sie mir jetzt endlich, was mit meinem Vater passiert ist?«
»Nicht hier«, sagte Christian.
◀ ▶
Oberon wusste zwei Dinge über Antoinette Petrescu. Erstens sagte sie nicht die ganze Wahrheit über Sir Rogers Ermordung, auch wenn die Gerichtsmedizin ihre Geschichte bestätigt und sie von dem Vorwurf des Mords freigesprochen hatte. Und zweitens passte sie genau in das Opferschema des neuen Serienkillers. Er hasste den Namen, den sie dem Täter gegeben hatten. Man sollte doch meinen, dass diesem Mistkerl von Roberts, der jetzt die Abteilung für Gewaltverbrechen leitete, etwas Besseres einfallen könnte als »Fanghurenschlitzer«.
Oberon stand vor der weißen Tafel, die mit Fotos und Einzelheiten der bisher entdeckten sechs Opfer bedeckt war. Die Passbilder der Frauen starrten ihn an. Zwar hatte keine die verblüffenden smaragdgrünen Augen von Miss Petrescu, aber sie alle hatten das gleiche üppige blonde Haar, die gleiche cremefarbene Haut und die gleiche Statur. Oberon kam ein plötzlicher Gedanke: Passte sie zum körperlichen Erscheinungsbild der anderen, oder war es genau umgekehrt?
Oberon wünschte, er hätte Informationen aus erster Hand, aber seit er vor sechs Monaten aus der AGV geworfen worden war, kam er nur an die Daten heran, dieihm seine dortige Kontaktperson verschaffen konnte. Gott sei gedankt für Tony Geraldi. Dieser neue Killer war äußerst gefährlich.
Die erste Leiche war vor zwei Wochen im Fluss in der Nähe von Brooklyn gefunden worden. Seitdem waren mehrere weitere in derselben Gegend aus dem Wasser gefischt worden. Bisher hatten sie die Köpfe der Opfer nicht gefunden. Oberons Partner Dylan, der die Abteilung zusammen mit ihm verlassen hatte, hatte die Theorie aufgestellt, dass die Strömung die abgetrennten Köpfe von den Leichen entfernt hatte. Oberon hingegen neigte zu der Ansicht, dass der Killer sie behalten hatte.
Alle Opfer waren menschlich. Serienkiller gehörten normalerweise dem FBI, aber die AGV hatte den Fall an sich gezogen, weil alle Opfer bis auf eines bekannte Fanghuren waren und in dauerndem Kontakt mit der paramenschlichen Gesellschaft gestanden hatten. Es könnte das Werk eines Dreniers sein – aber die Morde waren zu beherrscht und zu präzise ausgeführt worden.
Das sechste Opfer war eine Ausreißerin und vermutlich neu im Spiel gewesen, denn über sie gab es keine Akte. Aus dem Bericht, den Tony ihm beschafft hatte, war hervorgegangen, dass ihre Überreste nur aufgrund der Tätowierung an ihrer Hüfte hatten identifiziert werden können.
Den Opfern waren Dutzende von nicht sehr tief reichenden Schnittwunden an Körper und Gliedmaßen zugefügt worden. Die Laborberichte besagten, dass ihnen diese Wunden beigebracht worden waren, als sie noch lebten, was zum Verbluten geführt hatte. Die vielen Stunden im Fluss hatten alle anderen Hinweise zerstört, falls es solche überhaupt gegeben hatte. Dieser Kerl war wirklich gerissen.
Sechs Opfer in zwei Wochen, keines aber in den letztenTagen. Oberon sollte sich auf die Ermordung des Botschafters konzentrieren und nicht länger über einen Fall nachgrübeln, der ihm nicht mehr gehörte. Aber dieser Dreckskerl Roberts konnte einen Serienkiller nicht von der Pisse in seiner Unterhose unterscheiden.
Oberon drehte sich um und sah Antoinette und ihre Aeternus-Freunde den Gang herunterkommen. Er verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich gegen den Tisch und richtete den Blick starr auf die Frau.
Sie sah zuerst ihn und dann die weiße Tafel hinter ihm an.
»Alles in Ordnung?«, fragte Christian.
Sie schien etwas sagen zu wollen und trat noch einen
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