Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
Kraft. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Nun war Dante doch zu ihr gekommen. Er hatte sie zum Narren gehalten. Sie versuchte zu schreien, aber die Hand erstickte jedes Geräusch, und ein Atemhauch strich ihr gegen das Ohr. Sie straffte die Schultern, schloss die Augen und wartete darauf, dass sich die Zähne in ihre Kehle bohrten.
18 AUF FRISCHER TAT ERTAPPT
»Wo bist du gewesen?« Christians Stimme klang gepresst vor unterdrückter Wut. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst hierbleiben. Weißt du nicht, wie gefährlich es gerade jetzt da draußen ist?«
Sie riss die Augen auf, und Erleichterung stieg tief in ihr auf. Das war nicht das Gefühl, das er erwartet hatte. Dann roch er die Angst, die aus ihren Poren drang. Ihre Reaktion war etwas zu heftig gewesen. Irgendetwas war da draußen passiert.
»Was ist los?«, fragte er.
Seine Hand dämpfte ihre Worte, und sie wand sich wieder unter ihm, aber keineswegs so heftig wie vorhin. Mit ihren Menschenaugen konnte sie ihn in der Dunkelheit nicht sehen, aber er erkannte jede Einzelheit, jede Grimasse und jedes Stirnrunzeln.
Er nahm die Hand weg, doch ihr Körper zitterte noch immer unter seinem.
»Hättest du etwas dagegen, jetzt von mir herunterzusteigen?«, fragte sie ungeduldig.
»Ja, ich hätte etwas dagegen«, seufzte er in ihr Ohr und atmete den Duft ihres Haars ein.
Ihre Angst war berauschend, und das Gefühl ihres Atems an seiner Wange trug nicht gerade dazu bei, seine Erregung zu dämpfen. Seine Fangzähne fuhren aus; sie waren lang und scharf.
Nein, nicht jetzt. Er drückte sich von ihr ab, und kalte Luft strömte zwischen sie und ihn.
»Wohin bist du heute Nacht gegangen?«, wollte er von ihr wissen.
Antoinette griff nach der Lampe neben dem Bett und schaltete sie an. Christian wandte sich von der grellen Helligkeit ab.
»Ich habe Lucian besucht.«
»Bist du wahnsinnig? Warum hast du nicht auf mich oder … oder auf Viktor gewartet, damit du Begleitung hast?« Er drehte sich um und sah die Wut in ihrem Gesicht.
»Du hattest kein Recht, deinem Butler zu sagen, er soll mich wie eine Gefangene im Haus einsperren. Ich bin schon seit einigen Jahren eine mit allen Rechten ausgestattete Venatorin. Ich brauche weder deinen Schutz noch den von Viktor oder deinem Diener.«
Natürlich hatte sie recht – unter normalen Umständen. Aber die Umstände waren eben alles andere als normal. Warum sah sie das nicht ein? Und warum war ihm das nicht egal?
»Wir wissen nicht, was los ist und warum Sir Roger ermordet wurde. Und solange wir das alles nicht begriffen haben, ist es für dich nicht sicher …«
»Das ist mir gleichgültig. Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst, und ich ertrage es nicht, eine Gefangene zu sein.«
»Wir wollten nur genau wissen, wo du bist, falls …« Christian hielt inne.
»Falls der Mörder es auf mich abgesehen hat und ihr nicht zur Stelle seid, um ihn zu schnappen«, beendete Antoinette den Satz für ihn. »Ich bin nicht dumm.«
»Wir wollten später mit dir darüber reden, und deswegen bin ich heute Nacht in dein Zimmer gekommen, aber es war leer.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Blick ab.
Sie hatte zu schnell nachgegeben; er hatte einen Streit erwartet. »Also, wirst du in Zukunft vorsichtiger sein?«
»Natürlich.«
»Das ist vielleicht nicht mehr nötig«, rief Viktors Stimme vom Eingang her.
Sie drehten sich beide um und sahen ihn an; neben ihm stand Cerberus. Der Hund lief sofort zu Antoinette und leckte ihr die Hand.
Viktor hielt den Kopf schräg und lehnte sich gegen den Türrahmen. »Ich bin froh, dass ihr beide hier seid«, sagte er mit einem selbstzufriedenen Grinsen. »Ich habe ihn gefunden.«
»Wen?«, fragte Antoinette.
Christian machte einen Schritt nach vorn. »Grigores Kontaktmann? Hast du ihn wirklich aufgespürt?«
Viktor nickte und grinste noch breiter. »Es ist Williams. Er war die ganze Zeit direkt vor unserer Nase. Mehr noch, er ist einverstanden, mich an demselben Ort zu treffen, den wir für Grigore ausgesucht hatten.«
»Andrew Williams? Der Assistent des Botschafters?«, fragte Christian.
»Ja, genau der.« In Viktors Augen glitzerte es vor Aufregung.
Es war schwierig zu glauben, dass jemand, der dem Botschafter so nahegestanden hatte, sich tatsächlich mit einem Flüchtigen zusammengetan hatte. »Wie ist er mit Grigore bekannt geworden?«, wollte Christian wissen.
Viktor richtete sich auf und betrat das Zimmer. »Anscheinend haben sie in Budapest
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