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Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)

Titel: Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracey O´Hara
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die Nackenhaare aufrichteten. Dann hörte sie Schritte auf dem Bürgersteig hinter sich. Sie blieb stehen. Die Schritte verhallten. Es war nur eine Person. Sie hatte keine Angst vor gewöhnlichen Räubern und Dieben, aber etwas in ihrem Bauch sagte ihr, dass es jemand anders war, der ihr folgte.
    Sie rammte die Hände tiefer in die Jackentaschen, ging weiter und wurde immer schneller. Ihr Verfolger glich seine Schritte an die ihren an. Als sie die nächste Straße erreichte, schoss sie um die Ecke, drückte sich gegen die Wand, hielt die Luft an und lauschte auf die näher kommenden Schritte. Plötzlich waren sie nicht mehr zu hören.
    Sie wartete. Aber niemand kam. Dann waren die Schritte wieder zu hören, diesmal links von ihr; sie kamen aus der Straße, in die sie eingebogen war. Sie hatten dasselbe Tempo und denselben Rhythmus, und sie hallten in der verlassenen, vom Tau des frühen Morgens feuchten Straße wider.
    Wer es auch war, er hatte sie überholt. Nun richteten sich auch die Haare an ihren Armen auf. Kälte kroch über sie hinweg. Sie wusste, dass er es war. Dante !
    Rasch überquerte Antoinette die Straße und ging in ihrer ursprünglichen Richtung weiter. Die Schritte verfolgten sie.
    Jetzt reichte es ihr. Sie wurde langsamer. Die Schritte hinter ihr wurden lauter. Die Haut zwischen ihren Schultern prickelte und juckte vor Erwartung. Nach einer weiteren Minute wirbelte sie herum und hoffte, ihn dadurch zu überraschen. Doch wieder einmal befand sich niemand hinter ihr. Er spielte mit ihr.
    Dann hörte sie das leise Pfeifen im Wind. Es kam von oben – zuerst rechts, dann links von ihr, als würde er von einem Gebäude zum nächsten springen. Die Melodie des Wiegenlieds kam näher und näher. Es war dieselbe, die sie auf der Konferenz-Party gehört hatte – dieselbe, die er während der Ermordung ihrer Mutter gesummt hatte, und diesmal wusste sie, dass sie sich nichts einbildete.
    »Dante …«, krächzte sie, bevor ihr die Stimme versagte. Sie schluckte und rief dann in die Dunkelheit des frühenMorgens: »Dante, ich weiß, dass du da bist. Hör auf mit diesen Spielchen. Komm heraus und zeig dich mir.«
    »Also gut, Kleines«, höhnte er aus den Schatten rechts von ihr. »Wie tapfer du bist.« Jetzt war er hinter ihr.
    »Man hat mir gesagt, du seist tot.«
    Seine eisige Stimme brachte etwas hervor, das entfernt an ein Kichern erinnerte. »Ich weiß. Köstlich, nicht wahr?« Die Richtung änderte sich andauernd, als ob er sie umkreisen würde. »Und dein Vater war mein Mörder. Ich hätte es selbst nicht besser planen können.«
    Vor Schreck setzte ihr Herzschlag aus. Ihre Füße wollten sich nicht mehr bewegen. Still und schnell huschte er um sie herum. Ganz kurz spürte sie seinen Atem im Haar, dann war er wieder verschwunden, und sie fragte sich, ob sie sich ihn nicht nur eingebildet hatte. Kälte kroch ihr an den Beinen empor.
    »Wie bist du dem Brand im Lagerhaus entkommen?«, fragte sie.
    Sein Lachen erschallte überall um sie herum. Plötzlich war er da und stand vor ihr, eingehüllt in einen grauen Mantel, der alles außer seinem Gesicht verbarg. Als er lächelte, sah sie seine ausgefahrenen Fangzähne.
    »Das wüsstest du gern, nicht wahr?«, fragte er. »Ich will nur sagen, dass sich unter dem Lagerhaus zu meinem Glück Wasser befand. Und ich hatte einen Freund, der mir nach einem kleinen Stoß sehr behilflich war. Ich habe ihm die Hand gereicht – oder sollte ich sagen: den Finger?«
    »Wessen Körper ist aus dem Fenster gefallen?«
    »Der irgendeines armen frischgebackenen Aeternus, der zur falschen Zeit am richtigen Ort war.«
    »Und jetzt bist du hier und quälst mich«, flüsterte sie. »Warum?«
    »Du und ich, wir sind noch nicht fertig miteinander.Deine Mutter mag zwar das Süßeste gewesen sein, das ich je gekostet habe«, sagte er, und seine Stimme tropfte vor Sarkasmus, »aber du warst noch süßer, als du da in deinem Schlafanzug und mit der Puppe unter dem Arm gestanden hast und deine Augen so groß und rund waren. Da wollte ich dich fressen. Und jetzt bist du hier, und du siehst deiner Mutter so ähnlich. Die anderen sind bloß blasse Imitate.«
    »Die Fanghuren.« Ihre Hände zitterten, und die Kälte kroch immer höher. Sie hatte recht gehabt.
    »Ah, ja.« Sein Gesicht nahm einen sanften, umflorten Ausdruck an. »Ihre Schreie sind Gesang in meinen Ohren. Ich wollte deine Mutter zum Schreien bringen. Ich will dich zum Schreien bringen.« Er starrte sie an. »O ja, du wirst für

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