Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
mich singen.« Seine Augen wurden hell und durchdringend und verbrannten sie mit ihrer Hitze.
»Nein, das werde ich nicht«, sagte sie und ballte die Fäuste, weil sie die Angst, die sie durchraste, unterdrücken wollte. »Ich werde dich aufhalten.«
»Wie denn, Kleines? Wie willst du das schaffen?« Er schenkte ihr das gleiche tödliche Lächeln wie in jener Nacht, als er das Messer über die cremefarbene Haut ihrer Mutter geführt hatte.
»Ich weiß es noch nicht, aber ich werde es tun.« Sie versuchte das Zittern aus ihrer Stimme herauszuhalten, aber es gelang ihr nicht ganz.
»Und was ist, wenn ich dich zuerst aufhalte?«, fragte er.
Sie öffnete den Mund und wollte antworten, aber nichts kam heraus.
»Wie könntest du mich aufhalten? Du bist ein Menschenmädchen. Kannst du mich davon abhalten, das hier zu tun?« Plötzlich hielt er ihre Arme hinter dem Rücken fest. Sie hatte nicht einmal gesehen, wie er sich bewegthatte. »Sag mir, hat Christian deine Köstlichkeiten schon probiert?«
Wie machte er das? Er hatte sie wieder in ein hilfloses Kind verwandelt und beugte sich zu ihr vor. Sein Atem kroch über ihre Haut, als er ihren Nacken beschnüffelte. »Was für eine großartige Frau du bist! Du machst mich so heiß. Spürst du es?«
Sie spürte es, denn er drückte sich gegen ihren Hintern. Ihr wurde übel.
»Du bist mein, Kleines, ganz und gar mein. Und ich werde dich verzehren.« Er näherte sich ihrer Kehle. Wo er sie berührte, fühlte sich ihre Haut schmutzig an. »Aber nicht heute Nacht – noch nicht.«
Erst als sie einen Schritt nach hinten taumelte, bemerkte sie, dass er sie losgelassen hatte. Sie rannte fort.
»Bleib stehen«, befahl seine Stimme, bevor sie mehr als ein paar Schritte hatte machen können.
Sie gehorchte; ihre Füße waren wie an den Boden geklebt.
»Dreh dich um.«
Sie tat es.
»Sieh mich an.«
Sie versuchte sich dagegen zu wehren, doch ihre Augen richteten sich langsam auf ihn.
Plötzlich ertönte ein lautes Knurren links von ihr. Cerberus stand auf der Straße. Sein Nackenfell hatte sich aufgerichtet; er hatte die Zähne gebleckt, und aus seiner Brust drangen bedrohliche Geräusche.
»Na, das muss einer von Viktors Welpen sein«, kicherte Dante.
Der Hund schlich einen Schritt vor und hielt den Kopf dicht über dem Boden. Er hatte die Lefzen zurückgezogen und die scharfen, langen Zähne entblößt. Sein Blick ruhte fest auf Dante.
Dante machte eine knappe Handbewegung, und Cerberus wurde durch die Luft geschleudert und landete einige Fuß entfernt. Der Aufprall drückte dem Hund die Luft mit einem pfeifenden Geräusch aus der Lunge.
Antoinette erstarrte. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen. Kein Aeternus oder Drenier, dem sie je begegnet war, hatte telekinetische Kräfte besessen. Das war etwas Neues.
Das verletzte Tier jaulte auf. Sie rannte zu ihm, während es sich auf die Beine kämpfte, und legte ihm sanft den Arm um den Hals. Wenn Cerberus noch einmal angriff, würde Dante ihn mit einem einzigen Wimpernschlag in Stücke reißen.
Cerberus’ Knurren wurde tiefer, und er schnappte nach Dante. Speichel tropfte ihm vom Unterkiefer. Antoinette spürte seine Anspannung an ihrer Brust, als sein Körper von Wut durchgeschüttelt wurde.
»Also gut.« Dante machte eine tiefe Verbeugung. »Ein andermal, Kleines.« Mit einem theatralischen Schwung seines Capes verschwand er.
Antoinette hätte gelacht, wenn die Angst ihr nicht jeden Sinn für Humor geraubt hätte. Sie streichelte Cerberus’ dichtes Fell, vergrub das Gesicht in ihm und beruhigte sich allmählich.
»Danke, mein Schutzengel.« Sie kraulte ihn hinter den Ohren und drückte ihn noch einmal an sich. »Komm, wir gehen nach Hause.«
Cerberus folgte dicht hinter ihr, blieb gelegentlich stehen, drehte sich um und knurrte. Antoinette erreichte die Gasse zwischen den Häusern und begab sich zur Regenrinne. Nachdem sie Cerberus noch einmal gekrault und ihm einen Kuss auf den Kopf gepflanzt hatte, blieb er als stiller Wächter stehen, während sie die Regenrinne hochkletterte. Als sie ihr Fenster erreicht hatte und sich aufdas Sims zog, betrat er das Haus durch die Hundeklappe. Sie hätte eine Lampe brennen lassen sollen. Im Zimmer war es so dunkel, dass sie nichts sehen konnte.
Plötzlich wurde sie in den Raum gezerrt, und eine grobe Hand legte sich über ihren Mund. Sie wurde auf das Bett geschleudert und durch das Gewicht eines anderen Körpers darauf festgehalten. Nur ein Aeternus besaß solche
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