Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
muss die Tür aufbrechen.«
»Das ist unmöglich. Sie ist verstärkt, dreifach verschlossen und von der Innenseite verriegelt«, sagte Kavindish, als er sie erreicht hatte.
»Was sagt der Rest der Angestellten?«, fragte Antoinette.
Kavindish schüttelte den Kopf. »Er hat die Sonnenläden aktiviert, die ebenfalls verstärkt sind, und seit fast einer Woche hat er kein Blut mehr angerührt. Ich habe eine Mannschaft zusammengestellt, die herkommt und sich gewaltsam Zugang zum Zimmer verschaffen soll, aber das wird einige Zeit dauern.«
»Es muss doch einen anderen Weg geben. Wie bekommt er sein Blut?«, fragte Antoinette.
Kavindish zuckte mit den Schultern. »Mit dem Speiseaufzug, aber der ist nicht stabil genug, um eine Person zu befördern.«
»Das ist auch nicht nötig, wenn ich den Schacht hochklettere. Holen Sie mir einen Beutel mit Blut. Wir treffen uns in dem Zimmer, das unter dem von Christian liegt.« Zu Lilijana sagte sie: »Sie bleiben hier und versuchen weiter, zu ihm durchzudringen.«
Zu ihrer großen Überraschung wandte niemand etwas ein.
Lilijana ergriff ihre Hand. »Danke«, sagte sie mit aufrichtiger Miene.
Antoinette klopfte ihr auf die Hand und rannte nach unten, um den Speiseaufzug zu suchen.
Wenige Minuten später erschien Kavindish und gab ihr einen kleinen Beutel. »Ich habe den Aufzug hinunter in die Küche geschickt und dem Personal gesagt, dass er im Augenblick nicht benutzt werden darf. So sollten Sie ungehindert nach oben klettern können.« Er öffnete eine kleine Tür in der Wand.
Sie schlang sich den Beutel quer über die Schulter und beugte sich durch die Öffnung. Der Schacht führte hoch in die Finsternis über ihr. Er war eng, aber es sollte möglich sein, darin nach oben zu klettern. Antoinette setzte sich auf den Rand, überprüfte die Kabel und steckte sich die kleine Taschenlampe, die Kavindish ihr gegeben hatte, zwischen die Zähne.
»Die Kabel sollten Sie halten – es ist der Motor, der nicht besonders stark ist«, versicherte Kavindish ihr. »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Miss.«
Sie zog die Beine in den Schacht. Es war nicht schwierig, hier zu klettern; es war bloß sehr beengt. Zum Glück litt sie nicht an Klaustrophobie. Schon bald hatte Antoinette das Stockwerk über ihr erreicht und schob die Tür in der Wand beiseite.
Der Raum dahinter war dunkel, und es roch moderig. Eine Lampe stand auf dem Tisch neben der Tür zum Speiseaufzug. Antoinette schaltete sie an, streifte sich den Beutel über den Kopf und legte ihn auf den Tisch.
Hier herrschte großes Durcheinander. Möbel, Fußboden und Wände waren über und über mit Karten und Papieren bedeckt. Das Telefon war auf den Boden geschleudert worden, und das Besetztzeichen drang laut aus dem Hörer. Sie hob es auf und stellte es auf einen kleinenTisch. Ein halbes Dutzend Computerbildschirme zeigten unterschiedliche Ansichten und aufblitzende Zeichen.
Stahl bedeckte die Fenster, und im Schlafzimmer waren die Laken zerwühlt. Von Christian hingegen war nichts zu sehen.
Sie ging zur Tür und rief nach unten: »Ich bin drin, aber ich habe ihn noch nicht gefunden. Ich brauche die Schlüssel für diese ganzen Schlösser, bevor ich die Tür öffnen kann.«
»Finden Sie zuerst Christian.« Lilijanas Antwort wurde durch das dicke Metall gedämpft. »Er wird die Schlüssel bei sich haben. Sehen Sie im Badezimmer nach.«
»In Ordnung!«, rief sie zurück.
Sie öffnete die Badezimmertür und fand den Lichtschalter. Als das Licht durch den Raum strömte, hielt Antoinette die Luft an. Christian lag auf den kalten blauen Kacheln und hatte sich in Embryonalhaltung zusammengekauert; seine Haut war ganz grau.
Mit der Befürchtung, dass sie zu spät gekommen war, streckte sie eine zitternde Hand aus und befühlte sein Gesicht. Es war eiskalt.
Plötzlich öffneten sich seine Augen, und das tiefe, grollende Knurren, das er von sich gab, spürte sie eher, als dass sie es hörte. Instinktiv zog sie sich von ihm zurück. Als sie ihm in die Augen sah, krampfte es ihr das Herz zusammen. Sie waren matt, fast farblos, und zeigten keinerlei Anzeichen eines Wiedererkennens. Er zog die Lippen zu einem Knurren zurück und entblößte dabei voll ausgefahrene Fangzähne.
»Christian«, sagte sie mit einer Stimme, die vor Angst zitterte.
Er stützte sich auf die Ellbogen und starrte sie an. Seine Lippen kräuselten sich unter dem Knurren, und in seinen Augen lag animalischer Hunger. Er sprang auf unddrückte sie gegen die Wand,
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