Aeternus - Sanfter Tod: Roman
bezahlt hat?«, fragte Antoinette.
»Mal sehen, was er während des Kampfes macht«, meinte Tony.
Die Bilder flogen mit Höchstgeschwindigkeit vorbei, dann hielt Tony sie wieder an, als sich der Mann mit dem Cowboyhut gegen den Tresen stützte. Den Kopf hielt er noch immer gesenkt.
Oberon klopfte Tony auf die Schulter. »Können Sie das vergrößern?«
Tony tippte mehrmals auf den Bildschirm, und bei jedem Mal wurde die Aufnahme unschärfer, aber es gelang ihm, das Bild so sehr zu vergrößern, dass ein Ring mit einer Goldmünze am Ringfinger des Mannes sowie ein kleines Muttermal am Handgelenk sichtbar wurden.
»Ich mache einen Ausdruck davon«, sagte Tony, während er auf einen Knopf an der Seite drückte und die vier Bildquadrate wieder erschienen.
Tony mochte eigenartig sein, aber wenn es um solche Sachen ging, war er ein echtes Genie. Er ließ den Film wieder langsam vorlaufen und benutzte die anderen Kameras, um den Verdächtigen zu verfolgen. Der Mann wusste, dass er gefilmt wurde, denn er hob nie den Kopf so sehr, dass man sein Gesicht deutlich hätte sehen können.
Er warf einen raschen Blick über die Schulter und steckte die Hand in die Hosentasche.
Auf einem der anderen Bildschirme brach jetzt der Kampf aus. Der Mann mit dem Hut drehte sich um und sah zu. Sie konnten sein Gesicht wieder nicht sehen, aber Oberon erkannte an seiner Haltung, dass er zufrieden war. Ein Drink wie der, den Kitt gehabt hatte, stand auf dem Tresen neben ihm. Der Kojote-Barmixer trat von der Theke zurück und sah sich unsicher um. Jenni Gutblut war nirgendwo zu sehen. Als die Amazone wenige Augenblicke später mit einer Kiste Alkohol durch eine Seitentür hereinkam, war alles schon fast vorbei. Mit zusammengekniffenen Augen überblickte sie rasch die Szene und konzentrierte sich ganz auf den Rest des Kampfes. Dann drehte sie sich um und rief etwas durch die Tür.
Eine Sekunde später erschien Raven im Türrahmen.
Oberon schaute auf die anderen Teile des Bildschirms. Kitt schlug sich sehr gut, besonders im Handgemenge mit den Menschen. Sie hatte die anderen beobachtet, machte ein konzentriertes Gesicht und suchte nach einer Öffnung im Gewühl, durch die sie springen konnte.
»Ich hätte nicht gedacht, dass sie es in sich hat«, sagte Antoinette. »Seht euch nur die Art an, wie sie sich umsieht. Sie ist ganz angespannt, tänzelt auf den Fußballen und ist bereit zuzuschlagen.«
Stolz stieg in Oberons Brust hoch. »Kitt ist schon immer eine Kämpferin gewesen, aber für gewöhnlich kämpft sie nicht mit den Fäusten, sondern mit dem Kopf.«
Der Kampf wurde beendet, als die Bardame die Köpfe der beiden Ursier gegeneinanderschlug.
»Da! – Habt ihr das gesehen?«, rief Tony.
»Was?«, fragte Oberon.
Tony ließ den Film mehrere Bilder zurücklaufen. »Beobachtet die untere rechte Ecke im Ausschnitt oben links.«
Alle hatten dem Tisch, an dem Kitt, Tony und Antoinette gesessen hatten, den Rücken zugedreht – dieser Tisch war wie durch ein Wunder stehen geblieben. Der Mann mit dem Hut huschte daran vorbei, zog die Hand aus der Hosentasche und schüttete etwas in Kitts Drink, dann machte er sich davon und lief durch die Tür. Sein eigener unangerührter Cocktail stand noch auf dem Tresen.
Oberon bat Tony, den Film noch einmal zurückzufahren und wieder abzuspielen. Die Bewegung war so sanft und mühelos. Niemand hatte ihn bemerkt. Alle in der Bar waren auf die Kämpfe konzentriert.
Tony holte Kitts Bild heran, wie sie sich setzte und nach ihrem Drink griff. Sie nahm einen tiefen Zug aus dem Strohhalm. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht, als sie sich umdrehte und etwas sagte, das wegen der fehlenden Tonaufzeichnung nicht zu hören war. Sie kämpfte sich langsam auf die Beine, versuchte zu stehen, stieß dabei ihren Stuhl um und fiel mit dem Oberkörper auf den Tisch.
Dann gaben ihre Knie nach, und sie kippte seitwärts und brach zusammen. Cal hob den Cocktail an, tunkte den Finger hinein und roch daran.
»In diesem Augenblick hat Cal die große Menge Eisenhut in dem Getränk bemerkt. Sie hat Kitt sofort den Finger in den Hals gesteckt, damit sie sich übergibt und das Gift ausbricht«, sagte Antoinette.
»Das hat ihr das Leben gerettet.« Bianca trat von hinten auf sie zu. »Glaubt ihr, das hat etwas mit den Dunklen Brüdern zu tun?«
»Nein, das scheint mir eine persönliche und genau kalkulierte Sache zu sein. Es war ganz anders als die Drenier-Angriffe oder der Campuskiller«, antwortete Tony. »Zu feige.«
Er
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