Aeternus - Sanfter Tod: Roman
sie extra für mich gekauft haben, stemme ich einfach noch ein paar Gewichte mehr«, sagte er und hielt den Blick starr auf die helle Verpackung in ihrer Hand gerichtet.
»Wenn Sie meinen«, sagte sie und legte den Beutel vor ihm ab. »Wer hat übrigens heute Nacht Dienst?«, fragte sie so beiläufig wie möglich, während ihr das Herz bis zum Hals schlug.
»Dr. O’Connor«, antwortete er, schaute von den Süßigkeiten zu ihr und wieder zurück.
Gott sei Dank.
»Ich möchte nur ein paar Sachen holen, die ich in der Küche vergessen habe, und wenn ich schon einmal hier bin, will ich ihr kurz Guten Tag sagen«, sagte sie und versuchte, die Erleichterung aus ihrer Stimme herauszuhalten.
Der Möchtegern-Mr.-Universum wandte den Blick widerwillig von den Leckereien ab und schluckte. Der Kragen seiner Uniform saß sehr eng um seinen Bullenhals. »Sie wissen, dass ich Besucher nicht durchlassen darf, Dr. Jordan. Und da Sie nicht mehr hier arbeiten …«
»Also bitte, Murray, ich bin doch erst vor wenigen Wochen gegangen.« Sie schob ihm den Beutel mit den Süßigkeiten hinüber. »Können Sie nicht eine Ausnahme machen? Nur dieses eine Mal? Ich verbürge mich für meine Begleiterin; sie lehrt ebenfalls an der Akademie.«
»Wirklich? Ich brauche aber einen Ausweis von Ihnen«, sagte er an Antoinette gerichtet.
Kitt schluckte. Mist. Daran hätte sie denken sollen.
»Natürlich«, sagte Antoinette und griff in ihre Tasche. »Reicht mein Ausweis der NYAPS?«
Murray betrachtete ihn und nickte. »In Ordnung, Doc.« Er nahm das Telefon in die Hand. »Weil Sie es sind.«
Er balancierte das Gerät zwischen Ohr und Schulter, wählte, murmelte ein paar kurze Worte und beendete das Gespräch. »Dr. O’Connor möchte sich mit Ihnen im schwarzen Raum treffen. Sie erwartet Sie sogar.«
»Danke, großer Junge«, sagte Kitt.
Als sie den Korridor erreicht hatte, drehte sie sich um und sah gerade noch, wie der Wachmann die Tüte mit den Süßigkeiten aufriss. »Da ist noch etwas, Murray …«
Der Wachmann hob den Blick, Vergnügen und Schuldbewusstsein lagen darin.
»Sie haben uns heute Nacht nicht hier gesehen, in Ordnung?«
Er runzelte die Stirn und nickte, während er sich einige mit Zucker überzogene Erdnüsse in den Mund steckte.
Kitt führte sie zum schwarzen Raum, der nicht nur wegen seiner Farbe so genannt wurde, sondern auch der düsteren Stimmung wegen, die hier herrschte. Hier warteten die Angehörigen, bevor sie ihre Lieben auf einer kalten, harten Bahre in dem Raum dahinter identifizieren mussten und danach weinend zurückkehrten.
»Ich hatte schon befürchtet, dass wir verloren sind, als er nach Ihrem Ausweis gefragt hat«, sagte Kitt. »Wie gut, dass Sie ihn dabeihatten. Ist er gefälscht?«
»Nein, ich unterrichte tatsächlich an der NYAPS.« Antoinette hielt ihren Ausweis hoch.
Kitt warf einen Blick darauf und las: »Ausbildungsabteilung für Kampfkunst. Aha, Sie sind also ein Mitglied der Fakultät.«
»Wir alle haben rechtmäßige Berufe – nun ja, die meisten von uns. Tony kümmert sich um die Computersysteme der Akademie, Bianca Sin ist die Leiterin der Thaumaturgie-Abteilung, Cody Shields sitzt im Verwaltungsrat, und Oberon ist der Chef der Sicherheitsabteilung. Raven ist der Einzige, der unterhalb des Radars fliegt – hauptsächlich weil …«
»… auf seinen Kopf ein Preis ausgesetzt ist«, beendete Kitt den Satz für sie.
Antoinette wandte den Blick ab.
»Er hätte niemals zurückkommen sollen«, sagte Kitt. »Mein Vater hat das Kopfgeld auf eineinhalb Millionen Dollar angehoben. Jeder Mörder und Halsabschneider wird nach ihm Ausschau halten.«
»Das ist der Grund, warum Oberon ihm einen Platz bei uns angeboten hat«, sagte Antoinette und lächelte. »Aber soweit ich gehört habe, kann Raven durchaus auf sich selbst aufpassen.«
In diesem Augenblick erschien die kleine Gestalt der Gerichtsmedizinerin an der Tür. Sie wirkte ein wenig beunruhigt und ziemlich verärgert. Allerdings wurde ihre Miene sanfter, als sie auf die beiden zuging.
Sie warf sich das glänzende schwarze Haar über die Schulter und rammte die Hände in die Taschen ihres weißen Ärztekittels. »Wie ich sehe, können Sie sich nicht von diesem verflixten Ort trennen.«
4 KALT UND TOT WIE STEIN
Tez O’Connor wirkte so unschuldig, als könnte sie kein Wässerchen trüben – bis sie den Mund aufmachte. Dann sprudelten die Kraftausdrücke im satten irischen Akzent nur so hervor.
»Anscheinend nicht«, sagte
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