Aeternus - Sanfter Tod: Roman
dieser Höhle machte es nur noch schlimmer. Raven strich über Cals Haare und sah Kitt über den Kopf ihrer Tochter hinweg an. Leon und die Tiger-Zwillinge stürmten vor. Kitt warf sich zwischen ihre Familie und die Angehörigen der Schar.
» HALT! «, brüllte ihr Vater.
Kitt erwartete, Überraschung und Entsetzen in seinen Augen zu sehen, aber da war nichts dergleichen. Bei Leon jedoch war es anders. Er hatte die Fäuste geballt und senkte die Schultern.
»Matowke!«, zischte Leon durch zusammengebissene Zähne. Sein Hass auf das Matowke-Rudel war bekannt. Einem Gerücht zufolge hatte es das Feuer gelegt, das die Pantella-Schar vernichtet hatte. Aber das war nie bewiesen worden.
Tyrone hob die Hand und brachte ihn zum Schweigen. »Wir können seine Gabe, Fährten zu lesen, für uns benutzen.«
»Diesem Hund darf man nicht trauen«, spuckte Leon aus.
Tyrone und Kitt starrten einander quer durch den Raum an, dann richtete er den Blick auf Cal, die in Ravens Armen lag.
Tyrone hat es gewusst – von Anfang an. Kitt erkannte es an der Art, wie er Cal und Raven beobachtete.
»Dylan hat es dir verraten«, sagte sie.
Er gab keine Antwort. Es war nicht nötig; seine Haltung sagte alles.
Kitt warf einen Blick über die Schulter. Oberon stellte sich hinter Raven und sagte ihm seine Unterstützung zu.
»Wie ich sehe, hast du das hier vergessen«, flüsterte der Ursier, als er den Hemmer entfernte.
»Danke«, sagte Raven und schob Cal sanft in die Arme des Bären. Dann ging er hinüber zu Kitt und stellte sich neben sie.
Als sie seine Nähe spürte, stieg Wärme in ihrer Brust auf. Noch nie hatte sie so deutlich empfunden, dass es richtig war, bei ihm zu sein. Die drei Brüder kamen auf sie zu.
Tyrone machte eine ungeduldige Handbewegung. »Lasst ihn in Ruhe, habe ich gesagt.«
Die Tiger-Zwillinge hielten inne, aber Leon ging weiter. Raven schob Kitt hinter sich. Der Löwe blieb so nahe vor ihnen stehen, dass Kitt seinen Atem riechen konnte.
Ihr drehte sich der Magen um, und sie warf ihrem Vater einen flehenden Blick zu. »Für so etwas haben wir keine Zeit. Wir müssen Seph finden.«
»Zurück mit dir, Leon«, knurrte Tyrone und deutete mit dem Kopf auf die Zwillingsbrüder.
Jericho trat vor und legte dem Löwen die Hand aufdie Schulter. Leons Blick fiel auf Ravens Hand, die er schützend um Kitts Hüften gelegt hatte.
»Du gehst also mit diesem Hund ins Bett«, zischte er sie an.
Cal befreite sich aus Oberons Griff, lief zu Raven und schlang die Arme um ihn. Kitt tat dasselbe. Noch immer wirkte ihr Vater nicht überrascht.
»Du hast gewusst, dass er der Vater deiner Enkel ist«, sagte sie geradeheraus. »Und trotzdem hast du eine Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt.«
»Natürlich«, sagte Tyrone und sah von Raven zu Kitt. »Das wurde von mir erwartet. Der Rat der Schar hat den Matowke für den Mord an deinem Mann verurteilt. Dylan hat mir gesagt, es sei sehr unwahrscheinlich, dass jemals jemand das Kopfgeld verlangen würde.« Er zuckte die Achseln. »Aber das war mir egal. Er war nur der Hund, der mit meiner Tochter geschlafen hat.«
Leon machte ein langes Gesicht, das sich dann jedoch zur unangenehmen Karikatur eines Grinsens verzog. »Du magst sie gehabt haben, aber ich hatte sie vor dir.«
Oberon streckte die Hand aus und riss Raven zurück. Er hielt ihn so fest, dass Raven den grinsenden Löwen nicht erreichen konnte. Er zitterte unter Kitts Händedruck; sein Gesicht war eine Maske der Wut, als er auf sie hinunterschaute. »Er ist also der Dreckskerl?«
Sie hatte ihm nie verraten, dass es Leon gewesen war, der ihr die Unschuld geraubt hatte, denn sie hatte gewusst, dass Raven ihn dann töten würde. »Das ist unwichtig. Seph ist jetzt das Einzige, was zählt.«
Leon sprang los und rammte Raven die Faust gegen das Kinn. Sein Kopf flog zurück, und Kitt geriet ins Taumeln und fiel auf den Hintern. Entsetzt schaute sie auf, als er wieder zum Schlag ausholte. Die Zwillinge rissen ihren Bruder rasch zurück.
Langsam zog Oberon seinen langen Ledermantel aus, dann legte er den Gürtel ab. Kitt sah ihn an. Der Ursier zwinkerte ihr zu. Sie wusste, dass Oberon Raven helfen würde, falls es nötig wurde.
»Hört auf damit!«, rief Cal und hob die zitternden Hände vor das Gesicht. »Bitte, wir müssen ihr helfen!«
Alle hielten inne.
Cal rannte wieder zu ihrem Vater. Raven strich ihr über die Haare und küsste sie auf die Stirn. »Alles in Ordnung, mein Kleines.«
»Kannst du sie finden, Wolf?«,
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