Aeternus - Sanfter Tod: Roman
lass nicht zu, dass er ihr etwas angetan hat. Raven riss sein Jackett vom Kleiderhaken und rannte auf die Tür zu.
»Warten Sie!«, rief Antoinette.
»NEIN!« Er drehte sich zu ihr um und zeigte mit dem Finger auf sie. »Diese verdammte Jordan-Schar! Ich werde nicht hier herumsitzen, während mein Kind in Gefahr ist.«
Sie hielt den Autoschlüssel hoch. »Ich fahre.«
Er nickte. »In Ordnung. Wohin?«
»Kitt, Oberon und Cal sind zu den U-Bahn-Tunneln unterwegs. Cal hat eine Verbindung zu ihrer Schwester hergestellt, und sie sind überzeugt, dass sich Seph irgendwo dort befindet.«
Cal ist in der Lage, Seph zu spüren. Raven hegte keinen Zweifel daran.
Sie rannten auf die Straße. Antoinette entriegelte den Wagen, und die Rücklichter flammten auf.
Sie setzte sich hinter das Steuer und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Der V8-Motor brüllte auf. Sie beugte sich über den Sitz neben ihr und öffnete die Beifahrertür von innen. »Kommen Sie mit oder nicht?«
Er sprang in den Wagen und legte den Gurt an, denn er vermutete, dass Antoinette genauso fuhr, wie sie alles andere machte. Mit Vollgas.
Er hatte recht. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit raste sie durch die Straßen, überfuhr rote Ampeln, wechselte zwischen den Gängen hin und her, stand mit dem einen Fuß auf dem Gaspedal und mit dem anderen auf der Bremse, um alles aus der Maschine herauszuholen.
Raven hielt sich an Sitz und Armaturenbrett fest. Sie wechselte die Fahrspuren schnell und oft, fädelte sich immer wieder in den Verkehr ein und entging manchmal nur um Haaresbreite einem Zusammenstoß. Aber während der ganzen Fahrt war sie niemals unvorsichtig. Sie hatte sowohl sich selbst als auch ihren Wagen unter völliger Kontrolle.
Damals wäre sie ein großer Gewinn für die Dracones Nocti gewesen. Sie war die perfekte Agentin: klug, furchtlos und mehr als nur ein bisschen verrückt. Sie war die vollkommene Waffe.
Er hatte keine Angst vor dem Tod. Das Einzige, was ihm Angst machte, war der Umstand, dass er seiner Tochter möglicherweise nicht mehr helfen konnte.
»Schneller«, knurrte er.
Ihr Handy klingelte. »Mist«, rief sie und schaltete die Freisprechanlage ein. »Ja?«
»Sie sind wieder aufgetaucht«, sagte eine körperlose Stimme. »Und sie sind auf der Jagd.«
»Gerade zur rechten Zeit!«, fluchte Antoinette und warf einen Blick auf Raven, der hin- und hergerissen zu sein schien. »Ich komme zu dir, so schnell ich kann.« Sie beendete das Telefonat. »Es tut mir leid, aber mir ist etwas dazwischengekommen. Ich muss Sie absetzen.«
Sie steuerte an den Straßenrand; die Bremsen quietschten. »Der Eingang zur U-Bahn ist nur einen Block entfernt. Von hier aus sollten sie die anderen finden.«
»Danke«, sagte er und öffnete die Tür. »Ich wünsche eine gute Jagd.«
Sie hielt den Kopf schräg und schenkte ihm ein knappes, tödliches Lächeln. »Ich Ihnen auch.«
Er hatte kaum die Tür hinter sich zugeworfen, als sie bereits in einer Wolke aus Reifenqualm davonraste und fast eine blaue Limousine gerammt hätte, während sie die Spur wechselte.
Raven versuchte sich zu verwandeln, aber nichts geschah.
Der Hemmer. Er hatte ihn ganz vergessen.
Er kannte zwar die Kombination, aber er konnte die Zahlenfolge in seinem Nacken nicht sehen. Ich kann mich nicht verwandeln! Das war sehr schlimm, aber seine Fähigkeiten waren nicht auf die Kanier-Gestalt beschränkt. Raven rannte den Bürgersteig entlang, bewegte sich so schnell wie möglich und ruderte mit den Armen, um Schwung zu holen.
»AUS DEM WEG!«, schrie er.
Eilig machten ihm Passanten Platz. Trotzdem prallte er mit der Hüfte gegen einen Mann.
Eine Frau mit einem Kinderwagen trat hinter einem Wagen hervor. Er schlug einen Bogen um sie, stieß gegen einen geparkten Lieferwagen und prallte von ihm ab, ohne langsamer zu werden.
Dann erreichte er die Treppe, die hinunter zur U-Bahn führte, und schaffte es mit drei gut platzierten Sprüngen bis zum unteren Ende. Sogar zu dieser Nachtzeit waren sehr viele Leute hier, aber unter all den Gerüchen gab es zwei, die deutlich hervorstachen: Kitt und Cal.
Sie führten ihn an den Rand eines Bahnsteigs und hinein in einen Tunnel. Aus beiden Richtungen drang weder ein Rasseln noch ein Rumpeln, und so sprang er hinunter auf die Gleise und folgte der Duftspur.
Das Licht der Haltestelle hinter ihm wurde schwächer, aber der Geruch führte ihn voran. Er folgte zweien der drei wichtigsten Menschen in seinem Leben und betete, dass sie ihn
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