Aeternus - Sanfter Tod: Roman
bedeutete, dass seinem Opfer nicht mehr zu helfen war. Die Drenierin hingegen kreischte ihre Frustration lauthals heraus, mehr als wütend über diese Unterbrechung.
Kitt kroch an den Mann auf dem Boden heran. Sie erkannte ihn als einen der Labortechniker aus dem fünften Stock. Manchmal hatten sie sich im Aufzug gegrüßt. Sie musste sich vergewissern, dass er wirklich tot war – oder ob die Möglichkeit einer Rettung bestand.
Nach einem kurzen Blick wusste sie, dass es ein hoffnungsloser Fall war. Das Blut gerann bereits um die klaffende Wunde am Hals, und die glasigen Augen waren schon vom Tod umwölkt. Seine Kehle war zerrissen, damit der Drenier schneller an das Blut herankam. Selbst wenn sie zu dem Augenblick eingetroffen wären, in dem er die Wunden empfangen hatte, wäre sie nicht in der Lage gewesen, ihm zu helfen.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Menschenfrau. Ihre Kehle war noch intakt, und Kitt konnte sie vielleicht retten.
Vielleicht.
Sie mussten diese Drenier von hier wegbekommen, wenn die Frau eine Chance haben sollte.
Die frühere Venatorin lenkte die Drenierin ab, die nun ihre Fangzähne bleckte und Antoinette anzischte.
Antoinette lachte bloß. »Also wirklich! Soll mir das etwa Angst machen?« Sie hielt den Kopf ein wenig schräg. »Du hast zu viele Untoten-Filme in der Spätvorstellung gesehen, Kleines, aber wir sind keine Untoten. Und du bist ganz sicher nicht erschreckend.«
Das Pärchen schien von ihrer Reaktion verblüfft zu sein. Der Drenier ging in die Hocke und starrte sie mit lodernden Augen an. Antoinette, die ultimative Kriegerin, zog ihr Schwert aus der Scheide und antwortete mit einem mörderischen Grinsen.
Ein Beben der Angst durchfuhr Kitt. Sie wusste nicht, vor wem sie in diesem Augenblick mehr Angst haben sollte: vor den blutdurstigen Dreniern oder vor dieser entsetzlichen Aeternus, die die Situation ein wenig zu sehr zu genießen schien.
Während die Angreifer abgelenkt waren, bewegte sich Kitt näher an die verwundete Frau heran, denn sie wollte unbedingt die Blutung an ihrem Handgelenk stillen. Ohne Vorwarnung sprang der Drenier los und erwischte Kitt unvorbereitet. Sie hatte nicht einmal eine Waffe und konnte ihn nicht aufhalten.
Er bewegte sich blitzschnell. Aber Antoinette war noch schneller. Die Aeternus sprang in die Luft, drehte sich und hieb im selben Moment mit der Klinge zu. In der einen Sekunde war der Drenier noch auf Kitt zugestürmt, und in der nächsten war Antoinette bereits wieder auf dem Boden gelandet, in die Hocke gegangen, stützte sich mit der einen Hand auf dem Pflaster ab und hielt mit der anderen das lange, glänzende Schwert hinter dem Rücken. Die Schneide glitzerte nun blutrot.
Der Kopf des Dreniers schlug mit einem dumpfen, fleischigen Laut auf und rollte einige Fuß weit, währendder enthauptete Körper noch ein paar Schritte machte, bevor er zur Seite kippte. Antoinette warf Kitt einen Blick zu, der von fast krankhaftem Vergnügen zeugte. Das Blut des Dreniers bedeckte den unteren Teil ihres Gesichts, was ihre Züge noch bedrohlicher machte.
Die Drenierin schrie vor Wut und Enttäuschung auf, und Kitt bekam eine Gänsehaut. Die schmuddelige Abhängige sprang auf Antoinette zu und streckte ihr die langen, klauenartigen Fingernägel entgegen.
Die Aeternus wartete und bewegte bis zur letztmöglichen Sekunde keinen Muskel. Dann aber riss sie ihr Schwert hoch, sodass die verrückte Drenierin direkt in die Klinge lief. Das Schwert fuhr der schrecklichen Kreatur durch den offen stehenden, kreischenden Mund und trat am Hinterkopf wieder aus. Antoinette zog die Klinge heraus, und die Drenierin klappte zusammen wie eine aufblasbare Sexpuppe mit einem Loch in der Haut.
Kitt war erschüttert von all der Gewalt und auch von Antoinettes offensichtlicher Freude am Töten. Das düstere, blutige Erscheinungsbild der früheren Venatorin half nicht gerade, diesen Eindruck zu mildern. Das fast schwarze Drenier-Blut bedeckte in Brusthöhe ihr weißes T-Shirt. Was Kitt allerdings wirklich Angst machte, war das beinahe wahnsinnige Brennen in Antoinettes Augen.
Nun wurde der Schneefall heftiger, und obwohl der Platz an drei Seiten von Gebäuden eingerahmt war, wurde die Sicht immer schlechter.
»Kümmern Sie sich um die Menschenfrau«, knurrte Antoinette, als sie ihre Klinge an dem dreckigen Hemd der Drenierin abwischte.
Kitt trat neben die Frau, nahm ihren Winterschal ab und wickelte ihn um das blutige, zerrissene Handgelenk. Die arme Frau
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