Aeternus - Sanfter Tod: Roman
und ihre Geschäfte unter dem Vorwand verfolgen, Ski zu fahren oder zu jagen. Hier wurden unter der Hand mehr Geschäfte abgewickelt als in den Räumen ihrer Firmen und Bürogebäude. Einige der mächtigsten Unterweltbosse des Landes, wenn nicht gar der Welt, waren permanent hier eingebucht und brachten ihre Geliebten mit, damit diese sich ein wenig in den Wellness-Einrichtungen des Hotels verwöhnen lassen konnten.
»Miss Kathryn«, sagte eine Stimme aus dem offenen Büro hinter dem Empfangstresen. »Es ist schön, Sie nach all den Jahren wiederzusehen.«
Sie brauchte einen Augenblick, um den alten Mann zu erkennen. »Cuthbert, Sie sind noch hier.«
Der Hotelmanager ihres Vaters lächelte, als er hinter dem Tresen auf sie zukam. Er war das einzige menschliche Wesen, dem Tyrone vollkommen vertraute, und der einzige Außenseiter, dem er erlaubt hatte, in die Schar einzuheiraten. Als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war er in der Blüte seiner Jahre gewesen, aber jetzt hatte er das mittlere Alter schon lange hinter sich gelassen.
»Man hat mir gesagt, dass Sie wieder zu Hause sind, aber wir hatten nicht erwartet, dass Sie uns hier besuchen.« Er sah sich nervös um.
»Was ist los? Haben Sie den Befehl, mich von hier fernzuhalten?«, fragte sie.
»Nein«, antwortete er rasch und ergriff ihre Hand. »Nein, überhaupt nicht. Es ist nur so, dass Leon vorhin hier war. Er hat viel getrunken und Ihren Namen verflucht. Der Belladonna-Wein … Dann sind einige Personen gekommen und haben sich um ihn gekümmert.«
»Das ist schon in Ordnung. Ich wollte diesen Ort bloß noch einmal sehen, bevor ich morgen wieder abreise.« Sie klopfte dem alten Mann auf die Schulter. »Grüßen Sie Ihre Frau herzlich von mir.«
»Es tut mir leid, dass Sie nicht länger bleiben. Ich bin sicher, sie hätte Sie gern gesehen.« Cuthberts Lächeln wurde breiter; er versuchte, seine Erleichterung zu verbergen. »Wie wäre es, wenn Sie die Hintertür nehmen? Von dort aus kommen Sie schneller ins Dorf zurück.«
Kitt folgte ihm durch das Büro und einen Bedienstetenkorridor. Sie schienen meilenweit zu gehen und kamen genau dort heraus, wo sie vermutet hatte. Es war die Skihütte. An den Wänden hingen einige schwere Anoraks und luftdichte Skihosen. Cuthbert gab ihr von beidem, und sie streifte die Kleidung über ihren Abeolit-Anzug.Dann nahm er einen Schlüsselbund, der an einem kleinen Wandschrank gehangen hatte, und warf ihn Kitt zu. Die Nummer am Schlüssel passte zu dem Schneemobil, neben dem sie gerade stand.
»Ich schicke morgen einen der Jungen, damit er es bei Ihrer Mutter abholt«, sagte Cuthbert.
Nun sehnte sie sich nach Schlaf und einem warmen Bett. Dieser Ausflug war sowohl körperlich als auch seelisch erschöpfend gewesen. Das Schneemobil würde sie viel schneller nach Hause bringen, als es ihre Füße vermochten, selbst wenn sie auf allen vieren lief.
»Danke«, sagte sie zu dem alten Mann.
Kitt stieg in den Sattel und startete die Maschine, während Cuthbert die Tür der Hütte aufstieß. Sie gab Gas, winkte ihm zum Abschied zu und schoss hinaus in die Nacht.
Auf einem Schneemobil durch Schnee und Wald zu preschen, war fast genauso gut wie ein Lauf in Felier-Gestalt. Sie hielt die Maschine auf dem gut gespurten Weg zwischen dem Hotel und dem Dorf. Die Lampen brannten hell in der Dunkelheit und zeigten ihr den Weg.
Plötzlich explodierte hinter ihren Augen ein heller Blitz. Sie flog durch die Luft, wirbelte herum – und landete hart auf dem Rücken.
Die Luft wurde ihr aus der Lunge gepresst, sie riss den Mund auf.
Der Lärm des Schneemobils entfernte sich von ihr, bis der Motor ins Stottern geriet und ausging. Kitt rang nach Luft und versuchte aufzustehen. Alles drehte sich um sie, in ihrem Kopf klopfte es, und ihr Blick verschwamm.
»Also gut«, kam Leons schleppende Stimme von irgendwo in ihrer Nähe. »Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich habe gewusst, dass dieser alte Narr dich auf diesem Weg zurückschicken wird.«
Er hatte das Hotel beobachtet. Kitt öffnete die Augen und betastete ihre schmerzende Stirn. Sofort war ihre Hand nass und klebrig. Sie bemühte sich, aufrecht zu sitzen, aber Leon zwang sie wieder auf den Boden, indem er den Stiefel auf ihre Brust stellte. Er ragte über ihr auf und hielt einen großen, unbelaubten Ast in der Hand.
Ihr war noch immer schwindlig, auch wenn die Schmerzen nun allmählich nachließen und ihre Verwirrung durch Angst ersetzt wurde. Den Ast hatte er offensichtlich
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