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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Zuge der Mordermittlung schon einige Pralinen untersucht und nichts Besonderes darin gefunden.“
    Ach ja, die Mordermittlung ... Annabelle war betroffen, dass „ihr“ Institut damit beauftragt war. Sie war einen Moment lang sprachlos.
    „ Ich hatte nie Zweifel“, sagte Professor Schmidt nun, als ob er ihre Gedanken lesen könnte.
    „ Danke.“
    „ Ich werde sehen, was ich tun kann.“
    Mit dem Gefühl, einen Menschen bisher völlig falsch eingeschätzt zu haben, ging Annabelle wieder zurück ins Labor. Sie würde sich nicht vertreiben lassen.
     
    * * *
     
    Paul hatte seinen Vater nicht zu Hause angetroffen. Seine Mutter hatte ihn aufgehalten – natürlich wollte sie über die Hochzeit sprechen. Er hatte sie aber abgewimmelt, sich schnell verabschiedet, und nun tat es ihm leid. Er hatte ihren Blick in seinem Rücken gespürt, und anders als früher hatte er das Gefühl zugelassen. Er war fast versucht, sich mit seiner Mutter zu unterhalten. Es interessierte ihn, wie es zwischen seinen Eltern so weit hatte kommen können. Er wollte es wissen, um es besser zu machen.
    Vielleicht war es ja genau das, was Annabelle mit ihren letzten Worten angedeutet hatte: die Abhängigkeit einer Frau von ihrem Mann. Seine Mutter rächte sich auf ihre Weise an seinem Vater, sie entzog ihm ihre Liebe in dem Maße, wie er sie von sich abhängig machte. Und all die überschüssige Liebe hatte sie Paul aufgebürdet.
    Zu viel Liebe, dachte er. Er wünschte sich, kalkulieren zu können, was zu viel Liebe war. Die letzten Tage hatten dazu geführt, dass er sich gewaltig verändert hatte. Dieses zunächst aufgekeimte Pflänzchen des Begehrens und der Leidenschaft hatte durch die Ereignisse eine Dimension erhalten, die seine Gefühle kaum noch eindämmen konnten. Er wollte Annabelle beschützen, festhalten, einsperren in ein Haus aus Liebe, aber das ging nicht. Das durfte er nicht, um sie nicht genau so zu erdrücken, wie seine Mutter das mit ihm getan hatte.
    Seine anfängliche Zurückhaltung wurde ersetzt durch den vorsichtigen Vorstoß, eine gleichberechtigte Partnerschaft aufzubauen. Angesichts der Gefahr, die ihnen drohte, fiel ihm das sehr schwer.
    Sein Vater war in der Kanzlei.
    „ Hallo Vater“, begrüßte er ihn. Peter Falkenberg saß inmitten seiner Akten. Sein Arbeitszimmer war perfekt aufgeräumt. Es gab nichts anderes als Papier überall. Keine andere Dekoration außer Akten, Ordnern, Hängeregistern und Gesetzestexten in Bücher gebunden. Es roch nur ganz hintergründig nach seinem Rasierwasser und der Tasse Kaffee, die er sich um die Zeit immer gönnte. Sein peinlich genau in der Mitte gescheiteltes Haar glänzte vor Pomade. Er könnte so gemalt werden, als Sinnbild des respektablen Anwalts.
    „ Paul“, grüßte sein Vater ihn kurz. Er schloss die Akte, die er gerade bearbeitet hatte, und lehnte sich zurück.
    „ Was führt dich hier her?“
    „ Es geht um die Stiftung.“
    „ Aha.“
    „ Wie schnell könnte man sie gründen?“
    „ Nun, eigentlich ist alles so weit vorbereitet. Das Fräulein hatte allerdings noch nicht ihre Einwilligung zur Erklärung des Todes des Professors unterschrieben.“
    `Das Fräulein`, dachte Paul. So will er das also. Ich aber nicht.
    „ Sie ist dazu bereit.“
    „ Gut.“ Sein Vater nahm einen Schluck Kaffee. Er bot Paul keinen an. Er war immer noch beleidigt.
    Es entstand eine unangenehme Pause. Die Standuhr tickte die Sekunden weg.
    „ Wo ist eigentlich das ganze Bargeld?“, fragte Paul schließlich.
    Peter Falkenberg stand auf und holte eine umfangreiche Akte aus dem Schrank. Er blätterte sie umständlich auf und studierte sie. Schließlich sah er seinen Sohn an.
    „ Nun, die beiden Frauen haben ja eine Zeit lang davon gelebt, und der Bau des Schiffes war auch sehr kostspielig.“
    Paul war konsterniert: “Welches Schiff?“
    Peter Falkenberg lachte humorlos: “Sie weiß es nicht? Oder hat sie dir das auch nicht erzählt? Nun, Professor Rosenherz hat einige Monate vor seinem Verschwinden eine Luftschiffreederei mit dem Bau eines von ihm entworfenen Schiffes beauftragt. Das Schiff ist jetzt zum Glück fast fertig. Ich habe die Bauarbeiten einfrieren lassen, als die Stiftungspläne konkret wurden.“
    „ Ein Luftschiff?“ Paul war platt. Das hätte er nicht erwartet.
    Sein Vater musterte ihn kühl.
    Paul bemerkte seinen Blick. Er strich sich durch die Haare. Wie immer war er verstrubbelt, ganz und gar nicht so adrett und geschniegelt wie sein Vater.
    „ Ich wollte dich

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