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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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gefragt.
    „ Weil er ein Recht darauf hat! Und weil es unrecht ist, Kinder zu stehlen. Was machen sie damit?“, hatte Paul sich ereifert.
    Annabelle war auch entsetzt. Ihr nagte aber noch etwas anderes an ihrem Bewusstsein: “Woher hatte die Frau, Irina, eigentlich die Pralinen? Hat sie sie einfach im Café bekommen? Oder gibt es vielleicht eine andere Verbindung zu Hartmann? Was für Geschäfte haben den Russen hier hergebracht?“
    Burger hatte genickt. „Gute Frage.“
    Sie hatten den Russen getroffen. Es war ein temperamentvolles und ereignisreiches Gespräch gewesen. Der Mann hatte gebrüllt und geweint, und dann noch einmal gebrüllt. Schließlich hatte er zugegeben, Geschäfte mit Depuis und Hartmann gemacht zu haben. Über die Art der Geschäfte wollte er erst nichts sagen. Dann machten sie einen Handel: Sie würden ihm sein Kind bringen, und er würde aussagen. Er deutete an, dass es sich bei seiner Aussage um etwas Wichtiges das Land Baden betreffend handeln würde.
     
    „ Ich muss mehr über die Praline herausfinden. Ich muss die Substanz analysieren, es muss doch ein Gegenmittel geben!“ Annabelle lief hin und her und kaute nervös auf dem Ende ihres Zopfes.
    Sie waren in der Bibliothek, nachdem sie zu Mittag gegessen hatten.
    „ Wir sind keinen Schritt weiter! Wie komme ich an die Praline? Haben sich Friedrich und Johanna schon gemeldet? Nein, ach, ich befürchte, sie werden es nicht machen.“
    Paul saß am Schreibtisch des Professors und betrachtete seine noch lange nicht beendete Katalogisierung. Es kam ihnen vor, als wären Wochen vergangen.
    „ Wir sollten auch die Stiftung auf den Weg bringen“, begann er vorsichtig.
    „ Hat das nicht Zeit?“
    „ Du solltest da vielleicht etwas wissen.“
    Annabelle hielt inne: “Was denn?“
    „ Nun, das Geld, von dem ihr gerade lebt, du und Frau Barbara ...“ Er zögerte weiter zu sprechen. Aber es gab jetzt auch kein zurück mehr.
    „ Ja?“
    „ Was denkst du, woher das kommt?“
    Sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Na von der Stiftung.“
    „ Welcher Stiftung?“
    Annabelle verstand: “Wer? Ahhhh, Onkel Karl, nicht wahr? Warum hat mir das keiner gesagt?“
    „ Ich sage es dir jetzt.“
    „ Jetzt sollte ich sauer sein, aber weißt du was? Ich bin selbst schuld. Ich habe die Augen zu lange zu gehabt. Ich habe mich zu lange verwöhnen lassen. Es wird Zeit, das das ein Ende hat. Was kann ich tun?“
    “ Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Wir heiraten schnell, dann können wir uns mit der Stiftungsgründung Zeit lassen. Oder wir gründen die Stiftung schnell, dann können wir uns mit dem Heiraten Zeit lassen.“ Er reinigte eine eingetrocknete Feder, um seine nervösen Finger zu beschäftigen.
    „ Was ist mit den Barmitteln, die mein Vater doch sicher noch hatte?“, wunderte sie sich.
    „ Seltsamerweise ist nicht viel auf den Konten.“ Paul blätterte in seiner Kladde, als könnte er dort eine Antwort finden.
    „ Was heißt nicht viel?“
    „ Nun, praktisch nichts, hat mein Vater mir einmal anvertraut.“
    „ Warum?“
    Paul schüttelte den Kopf. „Das müsste ich nachprüfen.“
    „ Kannst du das?“
    „ Buchhaltung ist nicht gerade mein Fachgebiet, und deines Vaters Lieblingsbeschäftigung war es auch nicht. Das kann dauern.“
    „ Verflixt!“ Annabelle zwirbelte eine Haarsträhne um die Finger.
    „ Ich frage mal meinen Vater, ob der etwas wusste. Vielleicht hat dein Vater ja etwas gekauft. Da könnte es Verträge geben.“
    „ Mach das. Ich gehe ins Institut. Mal schauen, ob Hans inzwischen etwas herausgefunden hat, obwohl ich es bezweifle.“
     
    Paul stand auf. Er war heute ganz in schwarz gekleidet, bis auf das weiße Hemd und eine grüne Halsbinde. Seine schlanken Beine sahen sehr gut aus in den engen Hosen, die in hohen Stiefeln steckten und das Sakko betonte seine breiten Schultern. Annabelle bemerkte verwundert, dass sie so etwas wie Besitzerstolz empfand: Er gehörte ihr, mit Haut und Haaren! Als er sie in den Arm nahm, roch sie wieder diese Mischung aus Leder und Zitrone, aber auch noch etwas anderes, das sie jetzt als Maschinenöl identifizierte.
    „ Und wenn er dir wieder zu nahe kommt?“, flüsterte er in ihre Halsbeuge, als er dort lauter kleine Küsse platzierte.
    „ Hans? Dann kläre ich ihn auf.“ Sie kicherte. Eine Gänsehaut lief ihr bis zu den Zehenspitzen hinunter.
    „ Worüber?“
    „ Dass du doch mein Kandidat bist.“
    Paul schaute ihr fragend ins Gesicht.
    „ So hat er es mal

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