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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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vertrieben?“, fragte Karl.
    Gustav Wissel lehnte sich zurück und fasste sich unbewusst an die linke Schulter. „Nun, zunächst mal eine Verletzung. Ein Streifschuss zwar nur, aber in dem Klima wollte es nicht heilen. Meine Frau hatte mir schon lange die Ohren voll gejammert, meine Kinder hatten nur Schwarze als Freunde, und da meine Älteste schon 14 Jahre alt wurde, bat ich um Versetzung. So sind wir hier gelandet, und man könnte es schlechter haben, oder? Baden-Baden und eine Beförderung zum General.“
    „ Darauf müssen wir was trinken!“, beschloss Burger.
    „ Woher kennt ihr euch denn?“, fragte Scharenburg.
    Burger und Wissel sahen sich an.
    „ Ich war unten auf Safari mit ein paar reichen Schnöseln. Wir hatten bei Gustav im Gästehaus kurzzeitig Quartier während einer Regenzeit. Er hat uns aufs Prächtigste unterhalten.“
    „ Du vergisst, wie du mir das Leben gerettet hast, Karl.“
    „ Hab ich das? Na, kann nicht so spektakulär gewesen sein.“
    Es folgte eine wilde Geschichte mit einem Löwen und einer Dummheit, der nächtlichen Savanne, Zelten, Feuer, hohem Gras, Alkohol, mehreren Schüssen und einer Trophäe.
    „ Was führt dich denn nach Baden-Baden?“, fragte Wissel schließlich.
    Karl seufzte: “Mein Patenkind.“
    Wissel nickte: “Du erwähntest so etwas. Dass du nie geheiratet hast, ist mir ein Rätsel. Aber an diesem Kind hast du gehangen. Immer wenn du mächtig voll warst, dann hast du nur von ihr geredet. Anna, oder so?“
    „ Annabelle Rosenherz“, sagte Scharenburg, weil Karl sich gerade in sein Glas vertiefte.
    „ Wie geht es ihr? Moment mal ... Rosenherz, den Namen habe ich doch erst kürzlich gelesen.“
    Burger sah ihn an: “Sie wurde eines Mordes verdächtigt und musste in den Adlerhorst.“
    „ Verdammt, ja! Das war deine Annabelle?“
    Burger bestätigte das nickend.
    „ Woher weißt du das?“, wollte er dann von Wissel wissen.
    „ Nun, ihre Akte ist durch meine Hand gegangen.“
    „ Warum?“
    „ Weil ich als General für den Adlerhorst unter anderem zuständig bin? Der Komplex wird ja von Soldaten bewacht. Meine Männer müssen schließlich aufgeklärt sein über die Gefahren der Insassen. Man glaubt es nicht, was es da alles gibt! Wir führen sehr genau Buch über diese Abscheulichkeiten.“
    Burger atmete scharf ein und Wissel runzelte die Stirn: “Ich wollte damit nicht sagen ...“
    „ Hast du aber.“
    „ Sie ist doch harmlos, soweit ich weiß, oder nicht? Hör zu, Karl, du weißt selbst, dass wir in einer gefährlichen Zeit leben. Was uns damals in Afrika alles begegnet ist, ist kein Vergleich zu dem hier heute. Allerdings habe ich gehört, dass das Gebiet um den Viktoriasee heute eigentlich für normale Menschen unbewohnbar geworden ist.“
    „ Annabelle ist im Adlerhorst aufs Schändlichste behandelt worden. Wir erwägen ernsthafte Schritte dagegen einzuleiten.“ Burger war wütend.
    Scharenburg versuchte zu beschwichtigen: “Es hat da wohl ein Missverständnis gegeben und das Fräulein wurde unnötig gequält.“
    Wissel sah entsetzt aus: “Ich weiß von so etwas nichts. Ich bin nur für die Wacheinteilung zuständig. Meine Soldaten werden regelmäßig im Umgang mit den Verdorbenen fortgebildet, und ich gestehe, mir sogar schon über den Einsatz von einigen Exemplaren mit besonderen Fähigkeiten Gedanken gemacht zu haben. Der Adlerhorst ist notwendig, um die Bürger zu schützen.“
    Wieder gab es eine unangenehme Pause.
    „ Ach komm schon Karl, du kennst mich“, versuchte Wissel die Situation zu entschärfen.
    Karl kannte Gustav Wissel tatsächlich besser als er gegenüber Scharenburg vorgegeben hatte. Seine Jagdsafari war damals nur ein Vorwand gewesen. Er hatte in Wirklichkeit als Spion gearbeitet. Wissel wusste das, da Karl ihn ins Vertrauen gezogen hatte. Die Vorgänge in den afrikanischen Kolonien waren furchtbar gewesen. Niemand kontrollierte die Soldaten dort und die Plantagenbesitzer behandelten die einheimischen Arbeiter sehr schlecht. Karl war als Großwildjäger getarnt bei Vielen untergekommen und hatte die Verhältnisse vor Ort angesehen. Es hatte später, als er seinen Bericht abgegeben hatte, einige schnelle Versetzungen gegeben.
    Gustav Wissel war einer der Wenigen, die menschlich mit den Schwarzen umgegangen waren. Er hatte nicht versucht sie auszubeuten aber dennoch erfolgreiche Ernten eingefahren. Das war nicht leicht gewesen, und Karl hatte ihn darum nicht beneidet. Seinetwegen hätte Wissel dort unten alt werden

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