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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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verbreiten. Umso wichtiger, dass sie nichts davon erfuhr. Und Frau Barbara würde auch eine Anweisung erhalten, in Zukunft etwas diskreter mit ihrem Aufenthaltsort umzugehen.
    Hans öffnete ein Kältefach und zog den Wagen mit der Leiche heraus. Die Frau war unter einem Tuch verborgen. Annabelle deckte sie langsam auf. Erst das Gesicht, das schon erschreckend war, ausgemergelt, mit weit hervorstehenden Wangenknochen und tiefen Schatten unter den Augen, die durch die Leichenblässe noch dunkler aussahen.
    Der Rest des Körpers war eine anatomische Studie darin, was geschieht, wenn kein Gramm Fett und fast gar keine Muskelmasse mehr vorhanden waren. Annabelle war entsetzt. Wie hatte es so weit kommen können? Die Präparate hatten auch hier die gleichen Schleimhautveränderungen wie bei der schwangeren Frau gezeigt, nur deuteten sie auf einen längeren Zeitraum hin. Die inneren Organe waren auch verändert, was aber durch das lange Hungern verursacht worden sein konnte.
    Annabelle schüttelte entsetzt den Kopf: „Ich verstehe das nicht. Warum ist sie hier?“
    „ Die Angehörigen wollen wissen, ob sie krank war.“
    Was verband die beiden Frauen? Sie waren unter ganz unterschiedlichen Umständen gestorben, aber beide zeigten Symptome einer Vergiftung. Sie hatten zu wenig Informationen.
    „ Hans, wir müssen mehr über die Frauen heraus bekommen.“
    Hans nickte und deckte die Frau wieder zu.
    „ Aber wie?“, fragte er hilflos.
    „ Ja, wie? Vor allem, wenn mir sofort ein Maulkorb verpasst wird. Wissen Sie was? Ich könnte den Vorfall von vorhin vergessen, wenn Sie sich dafür starkmachen, dass ich weiterhin Fragen stellen darf.“
    Hans sah sehr unglücklich aus, erklärte aber, er würde sein Bestes versuchen.
    Annabelle beschloss, so schnell wie möglich die Familie der Toten zu besuchen. Sie würde sich nicht mundtot machen lassen.
     
    * * *
     
    Paul hörte das Klopfen an der Vordertür, ging aber davon aus, dass Frau Barbara schon aufmachen würde. Er untersuchte gerade ein Gemälde mit seiner stärksten Lupe. Er wollte es nicht glauben, aber es schien, als hätte Professor Rosenherz einen echten Gauguin hier hängen.
    Es klopfte schon wieder – oder immer noch? Irritiert ging er in den Flur und rief nach der Hausdame. Als er keine Antwort bekam, öffnete er die Tür.
    Vor der Tür stand ein Kutscher.
    „ Ich habe keine Kutsche bestellt“, versuchte Paul den Mann abzuwimmeln.
    „ Weiß ich“, erwiderte der Mann. „Ich bin wegen dem Fräulein da.“
    „ Fräulein Rosenherz? Die braucht auch keine Kutsche.“
    „ Ich soll ihr was ausrichten.“
    „ Sie können es auch mir sagen.“
    Der Mann strich sich seinen buschigen Bart und sah sehr unentschlossen aus.
    „ Was gibt es denn so Wichtiges?“, fragte Paul.
    „ Naja, das Fräulein hat ausrichten lassen, sie würde gut bezahlen“, sagte der Mann bedeutungsschwanger.
    Paul verlor langsam die Geduld. Was wollte der Mann?
    „ Nun rücken Sie schon mit der Sprache raus!“
    „ Bezahlen Sie mich dann?“
    „ Wofür!?“
    „ Na für die Information!“
    „ Welche Information?“
    „ Ich geh besser.“ Der Mann drehte sich weg und ging die Treppe herunter.
    „ Nein, bleiben Sie.“ Paul zog seine Geldbörse aus der Innentasche seiner Jacke.
    Der Mann drehte sich wieder zu ihm, zögerte aber noch.
    Paul seufzte: “Wie viel?“
    Der Mann überlegte kurz: “Fünf Mark.“
    Paul zog einen Schein heraus. Der Mann witterte seine Chance und sagte schnell: “So viel hat die Reinigung gekostet. Nochmal fünf Mark für den Verdienstausfall.“
    Paul wusste, dass der Mann unverschämt war, und er hatte nicht den blassesten Schimmer, was das alles sollte, aber er zog einen zweiten Schein aus seiner Brieftasche. Er war neugierig geworden. Er behielt ihn allerdings in der Hand und sah den Mann erwartungsvoll an.
    „ Ja ... also das Fräulein ist beim Hotel Brenner eingestiegen. Naja, nicht selbst, einer hat sie getragen. Ich dachte erst, die schläft, und dann haben die gesagt, ich soll sie ins Josefinenheim bringen. Das kam mir schon komisch vor, und ich hab denen gesagt, wer bezahlt mich denn, und da haben die mir was gegeben. Ich dachte noch, es fährt bestimmt einer mit, und es ist auch einer eingestiegen, aber dann kam die reiche Dame und hat geschrien, da sind die vom Brenner mit der Dame schnell ins Hotel. Ich musste vom Bock und die Türe selbst zumachen, der Kerl hat sie festhalten müssen, und dabei seh ich, dass das Fräulein schwanger ist. Naja,

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