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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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hatte auch nicht viel verborgen. Sie war so unschuldig und schön gewesen. Eine junge Frau, die sich nicht bewusst war, was ihre Erscheinung bei einem Mann anrichtete. Er hatte versucht, nicht hinzusehen, nicht zu reagieren, aber es war ihm letztlich unmöglich gewesen.
    Wie sollte er jeden Tag mit ihr verbringen? Was sollte er mit all diesen Gefühlen machen, die ungewollt in ihm aufstiegen? Denn für ihn war klar, dass Annabelle jemand Besseren als ihn verdient hatte. Jemanden, der stark und selbstsicher war, der ihr die Welt zeigen konnte. Der mit der immer anwesenden mächtigen Figur ihres Vaters konkurrieren konnte. Keinen Bücherwurm, der in seiner Freizeit lächerliche Mechaniken zum Leben erweckte und die Welt nur aus Atlanten kannte. Nein, er war sicher nicht gut genug für Annabelle Rosenherz.
     
    * * *
     
    „ Hallo Hans“, begrüßte Annabelle später ihren Laborkollegen.
    Hans drehte sich um und nickte. „Hallo Fräulein Annabelle. Schön das Sie da sind.“
    „ Gibt es etwas Neues?“
    Hans sah sie ernst an. „Professor Schmidt hat nach Ihnen gefragt. Sie sollen in sein Büro kommen.“
    „ Oh.“
    „ Ja, 'oh' ist richtig. Was haben Sie getan?“, fragte er vorwurfsvoll.
    „ Wie, was habe ich getan?“
    „ Professor Schmidt war mächtig sauer.“
    Annabelle erschrak. Dann holte sie tief Luft und richtete sich auf: „Ich habe nichts Falsches getan.“
    „ Na dann“, Hans nickte kurz. „Gehen Sie das klären, aber schnell. Wir haben viel Arbeit. Es gibt noch einen weiteren Fall.“
    „ Was? Wie furchtbar!“ Sie legte Sissi in ihrem Körbchen ab und begab sich Professor Schmidts Büro.
    „ Herein“, ertönte es nach ihrem Klopfen.
    „ Professor Schmidt, Sie wollten mich sprechen.“
    „ Ah, das Fräulein Rosenherz.“ Der Institutsleiter stand auf, und sie zu begrüßen. Sie mochte ihn, er war immer nett zu ihr gewesen.
    „ Was gibt es denn?“
    „ Nun, ich bin aus dem Josefinenheim angerufen worden.“ Er sah sie über den Rand seiner Brille streng an.
    „ Warum?“, fragte sie beunruhigt.
    „ Sie haben dort herumgeschnüffelt, wie man es ausgedrückt hat.“
    Annabelle machte eine abwehrende Handbewegung: „Was für ein widerlicher Vorwurf. Ich habe mich nach den Umständen des Todes erkundigt. Was ist denn daran so schlimm?“, verteidigte sie sich.
    „ Der Arzt hat sich über Ihr Benehmen beschwert. Sie hätten ihn beleidigt.“
    „ Er war sehr unkooperativ!“
    Der Professor nahm seine Brille ab: „Hören Sie, Fräulein Rosenherz. Ich habe zugestimmt, dass Sie Herrn Zoller bei seinen Untersuchungen helfen können, da ich weiß, dass Sie viel davon verstehen. Vielleicht mehr, als für Sie gut ist.“
    Da war es wieder: So viel Wissen konnte man bei einer Frau nicht dulden. Bei einem Mann wäre man stolz auf seinen Ehrgeiz – bei einer Frau musste ja eine Schraube locker sein, dass sie sich nicht lieber mit Küche, Kinder und Kaffeekränzchen beschäftigte.
    „ Wie sollen wir denn mehr herausfinden, wenn wir nicht fragen dürfen?“, sagte sie ärgerlich.
    „ Liebes Kind, überlassen Sie das Fragen doch Herrn Zoller oder mir. Sie sind herzlich willkommen im Labor zu helfen, aber alles andere ist mir auch zu gefährlich.“
    Annabelle stutzte. Wieso denn gefährlich?
    „ Es tut mir übrigens sehr leid mit Ihrem Vater. Wenn ich noch irgendwie helfen kann, zögern Sie bitte nicht.“ Der Professor erhob sich und brachte sie zur Tür.
    „ Ja, danke.“ Annabelle war bedient. Sie wollte erst mal nur weg von hier.
     
    Wieder im Labor stürzte sie sich auf die neuen Gewebeproben, die Hans schon präpariert hatte. Es zeigten sich die gleichen Veränderungen.
    „ Wie ist sie gestorben?“ Annabelle hatte gelesen, dass es eine Frau war.
    „ Tja, der Pathologe sagt, sie ist verhungert.“
    Annabelle sah Hans verblüfft an. „Verhungert? In Baden-Baden?
    „ Ja. Die Angehörigen versichern, sie habe genug zu essen bekommen.” Er las in der Akte. “Sie habe allerdings das Essen verweigert. Man habe sie schließlich gezwungen zu essen, aber ihr Körper magerte immer weiter ab.“
    „ Wie furchtbar. Kann ich sie sehen?“
    „ Was hat Professor Schmidt gesagt?“ Hans war vorsichtig.
    „ Ich soll nicht so viele Fragen stellen. Anschauen hat er mir nicht verboten”, sagte sie angriffslustig.
    Hans kratzte sich am Kopf. Er war unsicher.
    „ Hans – bitte“, sagte sie und legte ihm ihre Hand auf den Arm.
    „ Ach, Fräulein Annabelle. Sie sollten sich nicht mit so etwas

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