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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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in eine Vase stellen können?“
    „ Ich wusste nicht, dass er da ist“, sagte Annabelle verdattert.
    „ Der braucht dringend Wasser. Hol doch mal die große blaue Vase. Und wer hat angefeuert? Warum stinkt es denn hier so nach Qualm?“
    Annabelle verschwand lieber aus der Küche, bevor sie noch mehr herumkommandiert wurde.
    Sie ging langsam in Richtung des Zimmers, in dem die Brüder sich aufhielten. Ihr spukte wieder Pauls Rede im Kopf herum, und dass er ihr zuvor gesagt hatte, dass er sie liebe. Sie wusste nicht, wie sie ihm in die Augen schauen sollte.
    Als sie das Zimmer betrat, klopfte ihr Herz bis zum Hals. Zu ihrer Überraschung befand sich aber nur Friedrich in dem Raum. Er hatte sich eine Zigarette angezündet und stand am Fenster. Annabelle bewunderte unwillkürlich seine breiten Schultern, die durch den Schnitt der Uniform noch betont wurden. Er drehte sich um und lachte sie an. Seine wachen blauen Augen ließen nichts von dem Streit erahnen, den er mit seinem Bruder gehabt hatte.
    „ Sie sehen atemberaubend aus!“, schmeichelte er ihr.
    „ Das klingt einstudiert“, beschwerte sich Annabelle, freute sie sich aber trotzdem. Sie hatte sich Mühe gegeben. Nur mit ihren Haaren war sie nicht zufrieden. Sie schaffte es nicht ohne Frau Barbara oder Johanna, eine angemessene Frisur aus dem Wust ihrer langen braunen Zotteln zu kreieren. So hatte sie sich einfach einen neuen Zopf geflochten, ihn hochgesteckt und mit einem verzierten Kamm geschmückt.
    „ Ich bin fast fertig. Wo wird es denn hingehen?“ Sie nahm eine Vase aus der Vitrine.
    „ Das verrate ich nicht.“ Friedrich nahm ihr die Vase aus der Hand. Sie ließ es geschehen und er folgte ihr wie ein Hund in die Küche.
    „ Wo ist ihr Bruder?“ Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass Paul nicht mehr in dem Zimmer gewesen war.
    „ Was weiß ich. Er ist immer so ein Miesepeter. Er versteht nichts von Spaß.“
    „ Aber Sie?“, fragte sie provokant.
    Er grinste: „Sie sagen es mir heute Abend, wenn ich Sie hier wieder absetze.“
    Sie betraten die Küche, wo Frau Barbara erschrocken den Salat in den Spülstein fallen ließ, als sie Friedrich in seiner Uniform erblickte.
    Annabelle stellte Friedrich vor, der der erröteten Haushälterin einen Handkuss gab und ihre Küche lobte. Annabelle beobachtete neugierig, wie er es schaffte, ihre Hausdame mit ein paar Worten für sich einzunehmen. Sie wusste jetzt schon, was sie sich die nächsten Tage anhören durfte.
    Der Strauß wurde arrangiert und gelobt und noch einmal bewundert, bis Annabelle die Nase voll hatte und sich schon mal ihren Mantel anzog, natürlich sofort unterstützt von dem ihr nachgeeilten Friedrich. Sie wurden von einer glücklichen Frau Barbara verabschiedet und gingen ein Stück die Straße entlang, wo Friedrich eine Kutsche heranwinkte.
    Die Gaslaternen wurden gerade angezündet, während sie die Lichtenthaler Allee entlang fuhren. Annabelle war sich sicher, dass Friedrich Falkenberg sie ins Kasino führen würde. Sie liebte das Kasino, auch wenn sie nur selten spielte. Ihr Vater hatte es nicht gemocht, aber viele der Gäste, die er beherbergte, wollten dort im Schein der Kristallleuchter die Dame Fortuna herausfordern.
    Aber bevor sie am Kasino ankamen, bog die Kutsche nach rechts auf die Kreuzstraße und dann in Richtung Augustaplatz. Dort gab es einen Stau, weil zwei Automobile ineinander gefahren waren. Die Automobilisten standen sich gegenüber und brüllten sich fäusteschüttelnd an. Die Droschken versuchten einen Weg um die Unfallstelle herum zu finden, aber die Pferde waren durch den Auflauf und die dampfenden Automobile erschreckt und wollten nicht weiter, schnaubten und stiegen, wieherten und schäumten. Die Droschkenkutscher schrien abwechselnd ihre Pferde und die Automobilisten an. Die Menge Schaulustiger, die sich versammelt hatte, verbesserte die Lage nicht.
    Annabelle spürte, wie der Soldat sich aufrichtete und seine Aufmerksamkeit fokussierte.
    Wie ein Spürhund witterte er den Geruch des Ereignisses. Seine Augen und Ohren ertasteten mögliche Eskalationen, sein Körper war angespannt, bereit zum Eingreifen. Sie merkte, dass er sich wegen ihr beherrschte, und legte ihm die Hand auf den Arm.
    Er sah sie an, und sie nickte. Geschmeidig sprang er aus der Kutsche. Sie lehnte sich zurück und beobachtete, wie er mit einigen Sätzen und Befehlen die Menge zerstreute. Er war Herr der Lage, seine natürliche Autorität ließ die Menge sich teilen, die Gespräche verstummen

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