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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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kicherte. Verdutzt lehnte sich Paul zurück, um ihr ins Gesicht zu sehen.
    „ Dein Anzug kratzt.“
    „ Es ist ein bisschen früh, um ihn auszuziehen“, entgegnete er trocken. Machte sie sich über ihn lustig?
    „ Nein, das ist gut. Das erinnert mich an meinen Vater.“
    Er schob sie sanft von sich, obwohl er es kaum ertragen konnte. „Ich bin aber nicht dein Vater.“
    Sie sah ihn lächelnd an: „Das weiß ich, du Dussel.“
    Er studierte ihr Gesicht. Was wollte sie ihm damit sagen? Verdammt, so viele Fragen, die er nicht beantworten konnte. War es richtig, was er hier tat? Hatte er überhaupt noch Kontrolle?
    „ Das ist verwirrend“, sagte sie und versuchte wieder näherzukommen. Er fasste sie an den Schultern und hielt sie von sich weg, um klar denken zu können.
    „ Für mich auch. Annabelle, das ist kein Spiel. Nicht für mich.“ Vielleicht sollte er das doch ganz schnell beenden!
    Annabelle runzelte die Stirn. „Meinst du für mich? Vorgestern noch dachte ich, ich hätte eine Wahl.“
    „ Und die hast du nicht mehr?“ Seine Hände hatten ein Eigenleben und er streichelte ihre Wange. Sie legte ihr Gesicht in seine Handfläche.
    „ Nein. Paul – ich weiß nicht. Ich kenne mich mit Liebe nicht aus. Meine Mutter ist so früh gestorben und Frau Barbara ...“ Sie kam wieder näher.
    Er nahm sie in die Arme: „Warum hast du keine Wahl? Ich zwinge dich doch zu nichts?“
    „ Mein Herz zwingt mich. Mein Gott, das hört sich ja schlimm an. So etwas würde Johanna sagen!“ Sie lächelte.
    „ Allerdings.“
    „ So meine ich das aber nicht! Paul, Paul, Paul. Ich bin schwierig! Mein Leben ist schwierig. Du bist schwierig! Noch vor ein paar Tagen war ich fest davon überzeugt, nie zu heiraten. Aber ich fühle mich geborgen bei dir. Du verstehst mich, du weißt, wie ich denke, du lachst mich nicht aus und du machst mir keine Angst.“ Sie lehnte sich wieder ganz an ihn.
    „ Na, da bin ich aber froh“, sagte Paul trocken. Er kämpfte mit seinen Händen, die sich in ihren Nacken verirrt hatten.
    „ Ich möchte einerseits mehr Zeit haben, andererseits keine Zeit verlieren. Ich möchte über alles nachdenken, aber auch noch mal küssen.“ Sie erhob sich auf die Zehenspitzen und sah ihn auffordernd an.
    „ Das kannst du haben“, sagte er und tat es.
     
    Als sie seine Lippen auf ihren spürte, wusste sie, dass es richtig war. Zuerst war sie nur neugierig gewesen. Sie hatte nicht gewollt, dass er ging, sie hatte ihn aufhalten müssen, um die Spannung loszuwerden, die zwischen ihnen beiden entstanden war.
    Sie hatte die ganze Nacht in dem Kokon der Erinnerung an ihre Gefühle verbracht, die Gefühle, die in ihr aufgestiegen waren, als sie mit ihm am Kachelofen gesessen hatte und später, als sie sich bei ihm eingehakt durch die Nacht bewegt hatten. Alle diese Emotionen, die sie verspürt hatte, die eine warme Kugel in ihrem Inneren geformt hatten und die bedeuteten, dass alles richtig war, all das musste nach draußen. Seine Reaktionen auf sie, die Art, wie er sie ansah, wie er ihr zuhörte, wie ihre Schritte zueinanderpassten, wie sich ihr Körper neben seinem anfühlte, all das war richtig. Und sie wollte es ihm sagen, aber sie wusste nicht wie. Als er dann da war, sein Gesicht so nah über ihrem, und sie seinen Duft roch, da wollte sie ihn spüren, und nicht nur mit Handschuhen an den Fingern.
    Endlich fasste er sie an! Sie gab sich der Empfindung hin und fühlte alles gleichzeitig, als wäre ihr ganzer Körper wie ihre linke Hand. Seine Hände an ihrem Rücken, seine Lippen, eine Strähne seines Haares, die ihre Stirn streifte. Es war so intensiv, das es fast wehtat.
    Es war wirklich verrückt: Noch vor ein paar Tagen hatte sie nicht verstanden, warum Johanna immer so von jungen Männern schwärmte. Die Balzrituale der gehobenen Gesellschaft waren ihr fremd und lächerlich vorgekommen. Aber nun fühlte sie selbst einen Magnetismus, und es schien ihr, als ob die Welt um so viel realer wäre, wenn Paul da war, als ob seine bloße Anwesenheit alles leuchtender und intensiver machte.
    Es verwirrte sie, dass er alles so ernst nahm, obwohl sie genau spüren konnte, dass er die gleichen Gefühle hatte wie sie. Sie ahnte, dass er vielleicht nie den ersten Schritt gemacht hätte, aus Angst, sie zu kompromittieren. Was auch immer das bedeutete! Sie wollte darüber nicht nachdenken, sie wollte den Moment genießen und nicht darüber grübeln, ob sie vielleicht etwas falsch machte.
    Etwas, das sich so gut

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